Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Puma: Zähmbarkeit. Stimme. — Yaguarundi, 491

nur ſpielend, ſeine Krallen und Zähne auf unangenehme Weiſe. Einzelne ſollen ſo zahm geworden ſein, daß man ſie geradezu zur Jagd abrichten konnte; doch bedarf dieſe Angabe wohl noh ſehr der Beſtätigung. Azara beſaß einen jung aufgezogenen Kuguar über 4 Monate lang und erzählt außer ähnlihen Thatſahen auh noch, daß das Tier ſeinen Wärtern zum Fluſſe folgte und dabei die ganze Stadt durchkreuzte, ohne ſi<h mit den Hunden auf der Straße in Streit einzulaſſen. Wenn ex frei im Hofe herumlief, ſprang er zuweilen über die Umzäunung hinweg, luſtwandelte nah ſeinem Vergnügen in der Stadt umher und kehrte in das Haus zurü>, ohne daß man ihn ſuhte. Das Fleiſch, welches er bekam, bede>te er niht ſelten mit Sand; ehe er es aber fraß, wuſch er es im Waſſer ab, und währenddem verzehrte er es. Wenn er es rein erhielt, legte er es hübſch auf ein Brett und fraß es hier nah Art der Katen, indem er das ganze Stück nah und nach hinterkaute, ohne es zu zerſtü>eln oder zu zerreißen.

Das Fell des Puma wird in Paraguay nicht benußbt, wohl aber im Norden von Amerika. An einigen Orten ißt man ſein Fleiſch, welches, laut Darwin, ſehr wohlſhme>end und dem Kalbfleiſhe ähnlich iſt; einzelne Pflanzer in Carolina halten es ſogar für einen Leerbiſſen.

Der nächſte Verwandte des Puma iſt der Yaguarundi (Felis yaguarundi, Puma yaguarundi), Gato murisco der Braſilier, ein ſ{<lankes, ſ{<mächtiges Tier, welches dur<h ſeinen gedehnten Körper und ſeinen langen Schwanz beinahe an die Marder erinnert. Der Kopf iſt klein, das Auge mittelgroß, das Ohr abgerundet, die Behaarung kurz, dicht und von ſ{<warzgraubrauner Farbe; die einzelnen Haare aber ſind an der Wurzel tief \{<hwarzgrau und vor der dunkelbraunen Spiße ſhwarz, weshalb das Tier bald heller, bald dunkler erſcheint. Wenn der Yaguarundi im Zuſtande vollſter Ruhe ſich befindet, liegen die Haare glatt auf, und dann treten natürlich die ſchwarzen Spißen mehr hervor, das Fell wird alſo dunkler; erregt er ſi< aber, ſo ſträubt ſich ſein Fell, und damit wird nun auch die lichtere Wurzel des Haares ſichtbar, die Geſamtfärbung alſo lichter. Pfoten und Lippen fallen mehr ins Gräuliche; die Schnurren ſehen braun aus. Bisweilen ſind die Haare \{<warz oder gelblich geringelt und ihre Spigen grau. Das Weibchen unterſcheidet ſih von dem Männchen cegelmäßig durch etwas lihtere Färbung. Die Größe des Yaguarundi iſt viel geringer als die des Kuguars; denn die Länge des Leibes beträgt höchſtens 55, die Länge des Schwanzes nur 82, die Höhe am Widerriſte 34 cm.

Der Yaguarundi bewohnt Südamerika von Paraguay an nördlih bis Panama, nach O. Stoll vielleicht darüber hinaus bis in das ſüdlihe Guatemala, wo er Gato de monte genannt wird. Fn Paraguay, wo ihn Rengger trefflih beobachtete, hauſt er in den Wäldern; doth liebt er den Saum derſelben, dichtes Geſträu<h und He>en mehr als den eigentlichen tieferen Wald. Auf offenem Felde trifft man ihn nie. Er hat ein beſtimmtes Lager und bringt in ihm die Mittagsſtunden gewöhnlich ſchlafend zu. Namentlih morgens und abends, doh auch nicht ſelten bei Tage geht er auf Raub aus; bei ſehr ſtürmiſhem Wetter aber verläßt er ſeinen Schlupfwinkel niht und wartet lieber, bis die Gelegenheit günſtiger geworden iſt. Seine Hauptnahrung beſteht aus Vögeln ſowie aus kleinen und jungen Säugetieren, aus Mäuſen, Agutis, Kaninchen, vielleicht ſogar Kälbchen von den in Südamerika lebenden fleinen, kaum die Größe unſeres Rehes erreichenden Hirſchen. Doch erfuhr Azara auch, daß er auf größere Tiere ſih ſtürze, nah Art des Luchſes in deren Hals feſtbeiße und von dem geängſtigten Opfer nicht abſchütteln laſſe, ſondern hängen bleibe, bis dieſes verendet ſei. Bei weitem den größten Teil ſeiner Nahrung holt er ſich aus den Gehöften der Menſchen und nähert ſich deshalb ſehr häufig den Wohnungen. Rengger beobachtete niht nux ſeine Raubzüge, ſondern gab ihm ſogar Gelegenheit, Jagden vor ſeinen Augen auszuführen. Jn der Nähe einer Bromelienhe>e, in welher ein Yaguarundi ſi aufhielt,