Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Jaguar: Färbung und Zeihnung. Verbreitung. Aufenthalt 495

Die vollen Fle>en befinden ſi< beſonders am Kopfe, am Halſe, an der Unterſeite des Leibes und an den Gliedmaßen, ſind da, wo die Grundfarbe weiß iſt, ſpärlicher, aber größer und unregelmäßiger als an den übrigen Teilen und bilden zuweilen an der inneren Seite der Beine Querſtreifen. Auch an der hinteren Körperhälfte ſind ſie größer als an der vorderen, und am hinteren Dritteile des Shwanzes, welches {hwarz iſt, bilden ſie 2—83 volle, d. h. um den Ober- und Unterteil des Shwanzes ſih ziehende, Ringe. Bei allen Abänderungen findet ſih immer ein ſhwarzer Fle>en an jedem Mundwinkel und ein anderer mit einem weißen oder gelben Punkte in der Mitte an dem hinteren Teile des Dhres. Auf dem Nüken fließen die Fle>en zu einem unregelmäßigen Streifen, welcher auf dem Kreuze ſi in zwei teilt, zuſammen; an den Seiten des Körpers bilden ſie mehr odex minder gleihlaufende Längsreihen. Etwas Genaueres läßt ſich niht ſagen, denn man findet kaum zwei oder drei Felle, welche durchaus gleihmäßig gezeihnet ſind. Der weibliche Jaguar hat im allgemeinen etwas bläſſere Färbung als der männliche, auh weniger ringförmige Fle>en am Halſe und auf den Schultern, dafür aber mehr und deshalb natürlich kleinere an den Seiten des Leibes. Schwarze Jaguare ſind niht allzu ſelten. Das Fell hat bei ihnen ſo dunkle Färbung, daß die ſhwarzen Fle>en ſih wenig abheben.

Die Mannigfaltigkeit in Größe, Grundfarbe, Zeichnung muß allenthalben bedeutend, aber in den Hauptmerkmalen zugleih ziemlich beſtändig ſein, da man einheimiſche Namen für gewiſſe Spielarten hat, ſogar den Puma mit dazu rechnet, da ſelbſt geübte Beobachter mehrere Arten unterſchieden wiſſen wollten. Pöppig hielt die ſhwarze Unze, die „größte und furchtbarſte von allen“, für eine beſondere Art. Bates ſah eine bei Ega am Amazonenſtrome trinken, die aber bei ſeiner Annäherung davonlief, und fügt hinzu, daß in jener Gegend die ſhwarze häufiger ſei als die gefle>te. Auch in Mexiko hört man viel von einem ſehr ſtarken, ſhwarzen Raubtiere erzählen, das vorzugsweiſe in entlegenen Wildniſſen hauſen ſoll, viel mehr als Jaguar und Kuguar gefürchtet und, laut Dswald, Karaguar oder Nachttiger genannt wird. Nach Kappler beſteht in Guayana „kein Zweifel, daß entweder mehrere Arten des Jaguars vorkommen, oder die Zeichnung ſeines Felles ſih dur Alter oder Standort ſehr verändert“. Aus den neueſten Mitteilungen von K. von den Steinen geht hervor, daß in Mato Groſſo nah äußeren Merkmalen ebenfalls Spielarten unterſchie: den, zu dieſen von den Braſiliern ganz allgemein aber auh die Pumas gerechnet werden, die ſih mit allen übrigen paaren ſollen. Einer ſeiner Begleiter, ein tüchtiger Fäger, der über 50 Jaguare, darunter 3 ſhwarze, erlegt hatte, verſicherte ihm, leßtere ſeien, obwohl gewöhnlih das Gegenteil geſagt werde, durchaus niht größer oder wilder als die anderen (ſo urteilt au< Henſel), nur ſei ihre Witterung verſchieden und den Hunden ungewöhnli, ſo daß dieſe niht herzhaft anfaßten.

Dex Name Jaguar ſtammt aus der Sprache der Guaraner, welche das Tier , Faguarette“, d. h. „Körper des Hundes“, nennen. Bei den Spaniern heißt er Tigre, bei den Portugieſen Onça. Sein Verbreitungskreis reiht von Buenos Aires und Paraguay dur ganz Südamerika bis na< Mexiko und in den ſüdweſtlichen Teil der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Am häufigſten findet er ſi< wohl in den gemäßigten Teilen von Südamerika, am ſeltenſten in den Vereinigten Staaten, wo ihn der vordringende Weiße mehr und mehr verdrängt. Er bewohnt die bewaldeten Ufer der Ströme, Flüſſe und Bäche, den Saum der Waldungen, welche nahe an Sümpfen liegen, und das Moorland, wo über 2m hohe Gras- und Schilfarten wachſen. Auf offenem Felde und im Fnnern der großen Wälder zeigt er ſi ſelten und nux, wenn ex aus einer Gegend in die andere zieht. Wo ihn die Sonne überraſcht, legt er ſih nieder, im Di>kichte. des Waldes oder im hohen Graſe, und verweilt dort den Tag über. Wie der Tiger, liebt er es ſehr, die weiche Borke an Baumſtämmen mit ſeinen Krallen zu bearbeiten und bevorzugt, nah Kappler, in Surinam