Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Luchs: der lebte mn Deutſchland. Verwertung. Pardelluc<s. 533

männlicher Luchs von der Größe eines mittleren Hühnerhundes und ſehr ſhöner Färbung, prachtvoll getigert an den Vorderläufen, dem Gebiſſe nah höchſtens 4—5 Jahre alt; ſein Gewicht betrug 48 Pfund. Mein Schuß war ihm durs Herz gegangen.“

Der Balg des Luchſes gehört zu dem geſchäßteſten Pelzwerke; die ſkandinaviſchen gelten als die ſchönſten und größten und werden, nah Lomer, gegenwärtig mit 25—30 Mark bezahlt, ſtanden aber vor 25 Jahren doppelt ſo hoch im Preiſe. Sibirien liefert alljährlich etwa 15,000, Rußland und Skandinavien etwa 9000 Felle. Die Luchſe des öſtlichen Sibixien kommen, laut Nadde, ausſcließli< in den chineſiſchen Handel und werden von den mongoliſchen Grenzvölkern beſonders begehrt. Man tauſchte noh vor etwa 30 Fahren bei den Grenzwachen am Onon vorzüglich die hellen Felle vorteilhaft ein und trieb deren Wert bis auf 25 und 30 Rubel Silber oder 60—70 Ziegel Thee. Rote Luchſe ſind viel billiger.

Luhsfleiſh galt und gilt überall als <mac>haftes Wildbret. Ende des 16. Fahrhunderts ſandte Graf Georg Ernſt von Henneberg, laut Landau, zwei von ſeinen Jägern erlegte Luchskaßen nah Kaſſel an den Landgrafen Wilhelm. „Als thun wir Euer Liebden“, ſchreibt er, „dieſelbigen wohl verwahrt und in dem Verhoffen, daß ſie Cuer Liebden nach Gelegenheit dieſer no< währenden Winterszeit friſh zugebraht werden können, überſchi>en. Freundlich bittend, daß Euer Liebden wolle ſolche für lieb und gut annehmen und deroſelben neben Jhrer Gemahlin und junger Herrſchaft in Fröhlichkeit und guter Geſundheit genießen und wohlſhmed>en laſſen.“ Kobell, deſſen „Wildanger“ ih dieſe Angabe entnehme, bemerkt auch, daß no< zur Fürſtenverſammlung zu Wien im Fahre 1814 öfters Luchsbraten auf die Tafel der Herrſcher gebracht wurde, ſowie daß im Fahre 1819 Auftrag gegeben wurde, einen Luchs zu fangen, da deſſen Wildbret dem Könige von Bayern als ein Mittel gegen den Shwindel dienen ſollte. „Auch in Livland“, ſhreibt mir Dskar von Loewis, „wird das Luchsfleiſh von vielen Leuten, niht nur der arbeitenden Klaſſen, ſondern auch der beſſeren Stände, gern gegeſſen und ſogar geſhäßt. Es iſt zart und hellfarbig, dem beſten Kalbfleiſche ähnli und hat keinen unangenehmen Wildbeigeſ<hma>, läßt ſich vielmehr etwa mit dem der Auerhühner vergleichen.“ Die Amur-Eingeborenen ſowohl wie alle zu ihnen fommenden mongoliſchen und mandſhuriſchen Kaufleute erklären es, laut Nadde, für beſonders ſ{<mad>haft, und auh die Weiber ſind von dem Genuſſe dieſes Fleiſches nicht ausgeſhloſſen, wie es beim Tigerfleiſche der Fall iſt.

Jm Süden Europas wird der Luchs durch einen etwas ſhwächeren Verwandten, den Pardellu<hs (Lynx pardinus, Felis pardina), vertreten. Ein von meinem Bruder Reinhold, Arzt der Geſandtſchaften in Madrid, erlegtes hönes Männchen hat eine Länge von reihli< 1 m, wovon 15 em auf den Schwanz kommen. Die Grundfärbung iſt ein ziemlih lebhaftes Rotbräunlichfahl; die Zeichnung beſteht aus {warzen Streifen und Fle>enreihen; die einzelnen Haare ſehen an der Wurzel grau, in der Mitte roſtbräunlih und an der Spie blaßfahlgelb, die der ſhwarzen Fle>en und Streifen an der Wurzel dunkelgrau, an der Spie mattſchwarz aus. Der untere Teil der Wangen, Kinn und Kehle ſind trübweiß, Naſenrücken und Mundſeiten lichtgrau, zwei Streifen zwiſhen Naſe und Auge lihtbraun, zwei Fle>en vor und über dem Auge gelblihweiß, Stirn und Jochbogengegend fahlgrau, die ſtarf entwidelten Barthaare oben bräunlihgrau, in der Mitte {hwarz, unten fahl: weiß, die Ohren an der Wurzel und an der Spive ſhwarz, in der Mitte weißgrau, im langen Ohrbüſchel tiefſhwarz gefärbt. Über jedem Auge beginnt eine ſhmale, dunkle, auf der Oberſtirn ſi<h verzweigende, bis zum hinteren Dhrrande ſich erſtre>ende Binde, dazwiſchen finden ſi< vier Längsbinden, welche gleihlaufend über den Na>en ſih herabziehen, und von denen zwei no< über die Schultergegend ſih fortſeßen, während die übrigen in Fle>enreihen ih auflöſen. An jeder Seite des Halſes tritt eine neue Binde dazu, ſo daß