Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

538 Vierte Ordnung: Naubtiere; erſte Familie: Kayen.

es noh, diht an den Boden geſchmiegt, die langen Beine förmlih zuſammengeknict, zu ſchleichen; doh geſchieht dies eher nach Art eines Fuchſes oder Wolfes als nach Art der Kate. Mit dieſer verglichen, tritt der Gepard derb auf und ſchreitet weit aus; beſchleunigt er ſeine Bewegung, ſo läuft er nah Art eines Windhundes dahin, und an dieſen erinnert er auh, wenn er weitere Sprünge ausführt, da er niht bloß wenig Säße macht und dann vom Weiterlaufen abſteht, ſondern unter Umſtänden größere Stre>en mit gewaltigen Sprüngen dur<hmißt. Eine Fähigkeit der meiſten Kazen geht ihm gänzlich ab: ex iſt nicht im ſtande zu klettern und muß, wenn ex einen höheren Gegenſtand erreichen will, mit einem gewaltigen Sprunge, welcher ihn allerdings in verhältnismäßig bedeutende Höhen bringt, ſich behelfen. Ob ex auch zu ſhwimmen verſteht, iſt aus keiner Quelle zu erſehen. Auch ſeine Stimme hat etwas durchaus Eigentümliches. Der Gepard ſpinnt und zwar mit großer Ausdauer wie unſere Hausfkaße, nur etwas gröber und tiefer, faucht, gereizt, wie ſeine Verwandten, fletſcht auch ebenſo ingrimmig die Zähne und läßt dabei ein dumpfes, unausgeſprochenes Knurren hören, außerdem aber ganz eigentümliche klagende Laute vernehmen, die Blyth mit einem Blöken vergleicht.

Die Nahrung der Fagdleoparden beſteht hauptſächlich in den mittelgroßen und kleineren Wiederkäuern, welche in ſeinem Gebiete leben und ihrer weiß er ſi< mit vielem Geſchi>e zu bemächtigen. Seine liebſte Beute ſind Antilopen, und in der Nachbarſchaft der von dieſen bevorzugten Gegenden iſt er auh am häufigſten zu finden; gewöhnlich hauſt er im Gefelſe niedriger Hügel. Kenner ſtimmen darin überein, daß für eine niht zu große Stre>e der Tſchita das ſchnellſte aller Säugetiere iſt. Er gebraucht aber auh Schlauheit und Liſt, um zu ſeiner Beute zu gelangen. Sobald er ein Nudel weidender Antilopen oder Hirſche bemerkt, drückt er ſih auf die Erde und kriecht nun ſ<hlangengleic, leiſe, aber behende auf dem Boden hin, um ſi< vor den wachſamen Augen des Wildes zu verbergen. Dabei berückſichtigt er alle Eigentümlichkeiten des leßteren und kommt z. B. niemals über dem Winde angeſchlichen, liegt auch ſtill und regungslos ſobald das Leittier des Rudels jeinen Kopf erhebt, um zu ſichern. So ſtiehlt er ſich mögli<ſt nahe heran, ſucht das beſtgeſtellte Tier aus und ſtürmt nun in raſender Eile darauf los, dem flüchtenden nach, bringt es in der Regel durch Tatenſchläge gegen die Läufe zum Falle und pat es an der Kehle. Kann er ſih nur auf gute Büchſenſhußweite anſchleichen, ſo zögert er niht, ſeiner S<hnelligkeit vertrauend, das flüchtigſte Wild zu verfolgen. McMaſter erzählt als Augenzeuge, daß ein Tſchita, der ſi einer Antilope auf kaum 200 Schritt unbemerkt zu nähern vermochte, dieſe troßdem innerhalb einer Stre>e von niht 500 Schritt einholte und niederwarf. Derſelbe Gewährsmann ſowie Baldwin berichten aber au< nach eigener Erfahrung, daß der anfangs pfeilſhnelle Fagdleopard bei längerem Laufe raſh ermattet und von einem Pferde bald eingeholt wird. Er ſucht ſih dann zu verſte>en und zeigt nur ſelten ernſtlihe Gegenwehr, wenn die Reiter ihn vom Sattel aus ſpeeren.

Solche angeborene Liſt und Jagdfähigkeit mußte den achtſamen Bewohnern ſeiner Heimat auffallen und ſie zu dem Verſuche reizen, die Jagdkunſt des Tieres für ſih zu benugen. Durch einfache Abrichtung wird der Jagdleopard zu einem trefflichen Fagdtiere, welches in ſeiner Art dem Edelfalken kaum nachſteht. Jn ganz Oſtindien betrahtet man ihn allgemein als einen geachteten Fagdgehilfen. Der Schah von Perſien läßt ihn ſih aus Arabien kommen und hält ihn in einem eigenen Hauſe. Foſeph Barbaro ſah im Fahre 1474 bei dem Fürſten von Armenien 100 Stück JFagdleoparden. Auch in Europa iſt der Gepard als Jagdtier benußt worden. Der „hochgeleert Doktor Kunrat Gesner“ hat es von einem vernommen, „daß der König in Fran>reich zweyerley Arten der Leoparden zu halten pflegte, welche allein der Gröſſe nah unterſchieden waren. Die gröſſere Art vergliche ſi< einem Kalbe, war nur etwas niedriger von Beinen, hingegen ein wenig länger