Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Gepard: Kampf mit einem Leoparden. Foſſa. 543

zugethan, am meiſten einem Mädchen von fünf Jahren, über welches er im Spiele oft hinwegſprang und zwar mit ſolcher Leichtigkeit, daß er, ohne eigentli<h auszuholen, ſich niederdu>end und kurz zuſammenziehend, oft in ziemlicher Höhe über die Kleine ſeßte. Jn ſeinem Umgange mit Erwachſenen zeigte er ſi ernſter, gemeſſener; mit anderen Tieren, Hunden und Katen z. B., gab er ſih gar niht ab. Fm Sommer lag er gern auf der Sonnenſeite des Gartens; bei Spaziergängen, zu denen ihn ſein Gebieter mitnahm, rannte er nah Hundeart eine Stre>e voraus, kam zurü>, um wieder fortzueilen, bekundete aber keine Luſt, zu jagen, und ließ Tiere, welche ihm begegneten, in Ruhe. JFns Waſſer ging er nie: benebte man ihn, ſo zitterte er wie vor Froſt. Er hielt ſich ſtets reinlih, le>te ſich fleißig und war immer frei von Ungeziefer. Seine Nahrung beſtand in gekochtem Fleiſche und Milchbrot.

Älter geworden und durch unverſtändig ne>ende Leute gereizt, zog er ſih mehr von den Menſchen zurü>, ließ anſtatt des gemütlihen Schnurrens ein ärgerliches Knurren hören, wenn eine ihm unangenehme Perſon ſi ihm näherte, ſprang, um ſich zurüczuziehen, auf einen erhöhten Siß, man<hmal, ohne etwas umzuſtoßen, bis auf ein Pult, wurde auch gegen Tiere bösartig, biß Hunde und Katen, erſtere nicht, ohne ſelbſt Wunden davonzutragen, zerriß dem Dienſtmädchen den Rok, biß ſogar nach ſeinem Herrn und wurde deshalb weggegeben. Ungeſchikte Behandlung hatte ihn verdorben.

Jn unſeren Tiergärten und Tierbuden hält ſih der Gepard ſelten längere Zeit. Er ſtellt an die Nahrung zwar nicht höhere Anſprüche, iſt aber zärtliher und hinfälliger als Familienverwandte gleicher Größe. Bei rauher Witterung leidet er ſehr, in einem kleinen Käfig niht minder. Wärme und die Möglichkeit, ſih frei zu bewegen, ſind Bedingungen für ſein Wohlbefinden, welche in gedachten Anſtalten niht erfüllt werden können. So verfümmert er unter den ihm ſo ungünſtigen Verhältniſſen meiſt in kurzer Zeit. Fortgepflanzt hat er ſi< meines Wiſſens in Europa noch niht; auh aus Jndien wird nicht berichtet, daß Tſchitas in Gefangenſchaft ſih fortgepflanzt hätten.

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Pollens und Schlegels Unterſuchungen ergaben, daß ein bisher unter dem Namen Beutelfrett in der Familie der Schleichkaßen eingereihtes Tier noch zu den Kaben gezählt werden kann, aber als ein Bindeglied zwiſchen dieſen und den Schleichkaßen anzuſehen iſt. Von den Katen hat die Foſſa den Geſamtbau, den Geſicht8sausdru> und die ziemlich weit zurüziehbaren Krallen, von den Schleichkazen die geſtre>te Geſtalt, die niedrigen Beine, die éurzen, eiförmig geſtalteten Dhren, die langèn Schnurren, eine merklih entwi>elte Drüſentaſche in der Aſtergegend, die na>ten Sohlen und andere Merkmale. Der Schädel iſt geſtre>ter und minder breit als der der Katen, der Unterkiefer weniger kräftig, der Raum zwiſchen Reiß- und Ba>kenzähnen im Oberkiefer wie der erſte Ba>enzahn größer als bei den Katen; auh ſind im Unterkiefer vier Ba>kenzähne anſtatt drei vorhanden.

Die Foſſa der Madagaſſen oder Frettkaße, wie wir ſie nennen können (Cryptoprocta ferox), erreiht eine Geſamtlänge von 1,5 m, wovon der Schwanz 68 cm wegnimmt, iſt aber ſehr niedrig geſtellt, da die Beine nur 15 ecm Höhe haben. Der aus kurzen, aber dichtſtehenden, etwas derben, auf dem Kopfe und an den Füßen wie abgeſchoren erſcheinenden Haaren beſtehende Pelz hat rötlihgelbe Färbung, dunkelt aber auf der Oberſeite, weil hier die einzelnen Haare braun und blaßgelb geringelt ſind; die Dhren tragen innen und außen hellere Haare; die Schnurren ſind teils {hwarz, teils weiß gefärbt; der Augenſtern, welcher graugrünlichgelb ausſieht, ähnelt dem der Hausfage.

Das Vaterland der Frettkaße iſt die Fnſel Madagaskar. Man kennt ſie hier allgemein, fürchtet ſie in geradezu lächerlicher Weiſe, bezichtigt ſie, ſogar den Menſchen anzugreifen, und erzählt eine Menge von Fabeln, in denen ſie eine bedeutende Rolle ſpielt. Über ihr Freileben