Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Foſſa. — Schleichkaßen: Verbreitung. 545

Naubtiere unbeweglich ſtehen, um zu ſichern, ſo daß ſih Pollen entſchließen mußte, ſeinerſeits an ſie heranzuſchleihen, um zu Schuſſe zu kommen.

Von der lächerlichen Furcht der Madagaſſen vor der Foſſa erzählt unſer Gewährsmann eine ergößlihe Geſchichte. Zudſe, der eingeborene Jäger Pollens, begegnete einer Foſſa, welche bei ſeinem Erſcheinen ihre Überraſhung fauchend zu erkennen gibt. Anſtatt dem gehaßten Feinde entgegenzurü>en, wirft der mutloſe Schübe, am ganzen Leibe zitternd, ſein Gewehr weg, erklettert einen Baum und verweilt in dem ſicheren Gezweige, bis die Frettfaße im nächſten Gebüſche verſ<wunden iſt.

Das Fleiſch der Foſſa wird von den Eingeborenen gegeſſen und wegen ſeiner Schma>-

haftigkeit geſ{häßt.

Die Mitglieder der Familie der Shleichkaßen (Viverridae), zu welcher die Foſſa uns führt, unterſcheiden ſih von den Kaßen durch ihren langgeſtre>ten, dünnen, runden Leib, welcher auf niedrigen Beinen ruht, dur den langen, dünnen Hals und verlängerten Kopf ſowie dur den faſt ausnahmslos langen, meiſt hängenden Schwanz. Die Augen ſind gewöhnlich klein, die Ohren bald größer, bald kleiner, die Füße vier- oder fünfzechig und die Krallen bei vielen zurü>ziehbar. Neben dem Aſter befinden ſih zwei oder mehrere Drüſen, welche beſondere, aber ſelten wohlriehende Flüſſigkeiten abſondern und dieſe zuweilen in einer eigentümlihen Drüſentaſche aufſpeichern.

Jm allgemeinen ähneln die Schleichkaßzen unſeren Mardern, ſtatt welcher ſie die ſüd: lichen Länder der Alten Welt bewohnen. Anderſeits erinnern viele von ihnen an die Katen, ja an die Bären, und man darf wohl ſagen, daß ſie der Ausgangsgruppe der Raubtiere naheſtehen. Von den Mardern unterſcheidet ſie hauptſächlich das Gebiß, welches ſchärfer und ſpißzadiger iſt und zwei wahre Backenzähne in jeder Kieferhälſte enthält. Die einen wie die anderen beſißen ein e<tes Raubtiergebiß mit großen, ſhlanken, ſ<hneidigen Ezähnen, kleinen Schneidezähnen und za>igen, ſpißen Lück- und Ba>kenzähnen. Bei den Schleichfaßen zählt man 36 oder 40 Zähne und zwar oben und unten 6 Schneidezähne und 1 E>zahn, s oder 4 Lü>- und 2 Ba>kenzähne. Der Schädel iſt geſtre>t, die Brauenfortſäße des Stirnbeins ſind ſtark entwi>elt die Johbogen wenig abſtehend.

Die Schleichkaßen fehlen gänzlih in Auſtralien und bewohnen, mit Ausnahme einer einzigen amerikaniſchen Art, deren Stellung innerhalb der Familie noch zweifelhaft iſt, den Süden der Alten Welt, alſo vorzugsweiſe Afrika und Südaſien. Jn Europa finden ſi< drei Arten der Familie und zwar ausſ<hließli< in den Ländern des Mittelmeeres, die eine nur in Spanien. Die Schleichkaßen erſchienen bereits in der Vorzeit auf der Erdoberfläche. Jn der gegenwärtigen Schöpfung zeihnen ſie ſih wie die Marder durch großen Formenreihtum aus und zwar auf weit beſhränkterem Gebiete als dieſe. Fhre Auſfenthaltsorte ſind ſo verſchieden wie ſie ſelbſt. Manche wohnen in unfruchtbaren, hohen, tro>enen Gegenden, in Wüſten, Steppen, auf Gebirgen oder in den lihten Waldbeſtänden regenarmer Gebiete Afrikas und Hochaſiens, andere bevorzugen die ſruchtbarſten Niederungen, zumal die Ufer von Flüſſen oder Rohrdi>kichte, vor allen übrigen Orten; dieſe nähern ſih den menſchlichen Anſiedelungen, jene ziehen ſi< heu in das Dunkel der dichteſten Wälder zurü>; die einen führen ein Baumleben, die anderen halten ſi<h bloß auf der Erde auf. Felsſpalten und Klüfte, hohle Bäume und Erdlöcher, welche ſie ſich ſelbſt graben oder in Beſiß nehmen, dichte Gebüſche 2c. bilden ihre Behauſung und Nuheorte während derjenigen Tageszeit, welche ſie der Erholung widmen.

Die meiſten Schleichkaßen ſind Nachttiere, viele aber richtige Tagtiere, welche ſi<h, mit

us\<luß der Mittagszeit, ſolange die Sonne am Himmel ſteht, jagend A la, nach

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. LT.