Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

DT2 Vierte Ordnung: Naubtiere; zweite Familie: Schleichkaßen.

Wohnſißen der Menſchen ‘auf, wo ex nicht ſelten unter dem Geflügel und ſonſtigem kleinen Hausgetier großen Schaden anrichtet. Fn ſelbſtgegrabenen Erdlöchern wirft ex 3—( Funge. Er ſcheint auh le>ere Früchte zu genießen, trachtet aber vornehmlih nah Fleiſhnahrung. Er läuft von Felſen zu Felſen, von Stein zu Stein, von Höhle zu Höhle und unterſucht die Gegend ſo gründlich, daß ihm ſ{hwerli< etwas Genießbares entgeht. Zuweilen verkriecht er ſich ſelbſt in einer kleinen Höhle, und wenn er dann wieder zum Vorſchein kommt, bringt er gewiß eine Maus, Ratte, Eidechſe, Schlange oder ein ähnliches Geſchöpf mit ſich, welches er in der eigenen Wohnung gefangen nahm. Äußerſt liſtig ſoll er ſi< benehmen, wenn er auf Hühner jagt. Er ſtre>t ſi< aus und ſtellt ſi tot, bis die neugierigen Vögel ſo nahe ſind, daß er ſie mit wenigen Sägen erhaſchen kann. Für mi<h haben dieſe Angaben der Reiſenden nichts Unwahrſcheinliches, weil ih bei mittelafrikaniſhen Manguſten Ähnliches beobachtet habe.

Berühmt und geehrt iſt der Mungo vor allem wegen ſeiner Kämpfe mit Giftſchlangen. Er wird troß ſeiner geringen Größe ſogar der Brillenſchlange Meiſter. Seine Behendigkeit iſt es, welche ihm zum Siege verhilft. Die Eingeborenen behaupten, daß ex, wenn ex von der Giftſchlange gebiſſen ſei, ein Kraut oder eine ſehr bittere Wurzel als Manguswail bekannt, ausgrabe, dieſe verzehre, dur<h den Genuß ſol<her Arznei augenbli>li< wiederhergeſtellt werde und den Kampf mit der Schlange nah wenigen Minuten fortſeßen könne. Selbſt genaue Beobachter verſichern, das etwas Wahres an der Sache ſei, berihten wenigſtens, daß der gebiſſene und ermattete Mungo vom Kampfplagze fortlaufe, Wurzeln ſuche und, durch dieſe geſtärkt, den Kampf wieder aufnehme. Tennent berichtet jedoch, daß die Singaleſen der von Europäern erzählten Geſchichte, der von einer Giftſchlange gebiſſene Mungo gebrauche eine noh von niemand beſtimmte Pflanze als Gegengift, keinen Glauben ſchenken. Es ſcheint, daß er bei ſeinen Kämpfen mit der Brillenſchlange, welche er ohne zu zögern ebenſogut angreift wie jede harmloſe Verwandte, gelegentlich pflanzliche Stoffe verzehrt; ein Herr aber, welcher dies öfters geſehen, verſicherte ihm, daß ex dann meiſt Gras oder, wenn ſolches niht vorhanden, irgend eine andere in der Nahbarſchaft wachſende Pflanze ſreſſe. Blanford nennt die Geſchichte vom Gegengiſte grundlos. Wäre die Erzählung wahr, ſo ließe ih nicht einſehen, warum andere Schlangenjäger , wie der Sekretär, die verſchiedenen Schlangenadler 2c., hußlos dem Giftwurme gegenüberſtänden und der Mungo allein über ein Gegengift verfügen könne. Auch müßte man annehmen, daß er im Bewußtſein jenes ſicheren Schuges bei ſeinen Angriffen rüſichtslos der Schlange auf den Leib rüde, während man doch gerade außer ſeiner Kühnheit die erſtaunliche Behendigkeit und Gewandtheit, mit welcher er den ſ{hnellenden Bewegungen der ſich verteidigenden Schlange zu entgehen weiß, und die Liſt, mit welcher er beim Angriffe verfährt, bewundern muß. Schon Jerdon und Sterndale erkannten darin den Hauptſchuß des kühnen Angreifers. Sein beim Kampfe geſträubtes ſtarres Haar und ſeine dike Haut erſhweren es zudem der Schlange außerordentlih, ihm ihr Gift beizubringen; gelingt ihr dies aber, ſo ſtirbt der Mungo daran ebenſogut wie jedes andere Tier, obwohl nah Blanford die Wirkung immerhin langſamer einzutreten ſcheint als bei anderen gleihgroßen Säugern. Derſelbe Gewährsmann hat au< geſehen, daß ein Mungo den Kopf ſamt den Giftdrüſen einer großen Cobra ohne Schaden auffraß. Hierbei dürfen wir niht vergeſſen, daß auh unſer Fgel und Iltis nah Beobachtungen von Lenz die Biſſe der Kreuzottern ohne Schaden ertragen und ebenfalls die Köpfe ſamt den Giftdrüſen auffreſſen. Das Nämliche wird auc von unſerem Dachſe berichtet.

Jn der erſten Monatsſißung des Jahres 1871 machte Sclater der Londoner tierfundlichen Geſellſchaft Mitteilung über einen zwiſchen ihm und dem Statthalter von Santa Lucia, Des Voeux, geführten Briefwechſel. Leßtgenannter hatte bei meinem verehrten