Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Mungo: Kämpfe mit Giftſchlangen. DUD

Freunde und Berufsgenoſſen angefragt, ob es zur Vertilgung der furhtbaren Lanzenſchlange, dieſer Peſt der weſtindiſchen Fnſeln, thunlih und ratſam ſei, Mungo, Sekretär und Nieſenfiſcher einzuführen. Sclater antwortete, daß unter den obwaltenden Verhältniſſen der Mungo den Vorzug verdiene, und daß er anheimgeben wolle, mit dieſem einen Verſuch zu wagen, daß er jedo<h befürhten müſſe, die brave Manguſte werde unter den Haushühnern größere Verheerungen anrihten als unter den Giftſchlangen, und daß er deshalb anrate, anſtatt Einführung gedahter Tiere eine hohe Belohnung auf das Töten der Schlangen zu ſeßen. Gleichzeitig überſandte er übrigens zwei lebende Mungos, damit man erprobe, ob dieſe überhaupt Lanzenſchlangen angriffen.

Bald nach Ankunft der Tiere gab Des Voeux Bericht über einen ſtattgefundenen Kampf zwiſchen den mutigen Manguſten und der gefürchteten Giftſchlange. Eine mehr als einen halben Meter lange Lanzenſchlange, welche man in einer großen Glasflaſche eingeſperrt hatte, wurde dem aus ſeinem Käfig entlaſſenen Mungo gezeigt. Beim erſten Anblicke des Giftwurmes bekundete er die größte Erregung, ſträubte Fell- und Shwanzhaare, rannte fampfbegierig rund um die Flaſche und bemühte ſih, den Verſchluß, einen Leinenfeßen, mit Zähnen und Nägeln herauszuziehen. Nachdem ihm dies gelungen, glitt die Schlange aus dem Glaſe und bewegte ſich einige Schritte weit im Graſe vorwärts. Der Mungo ſtürzte ſih auf ſie und verſuchte, ſie mit Zähnen und Klauen im Na>en zu packen; die Schlange aber, anſcheinend vorbereitet auf ſolchen Angriff, wußte demſelben dadurch, daß ſie den Leib raſh zurü>warf, ſih zu entziehen, griff nun plößglih ihrerſeits an, ſ{hnellte ſih auf ihren kleinen Feind und ſchien ihn auh mit den Giſthaken getroffen zu haben, weil der Mungo \{hreiend ho< vom Boden aufſprang. Doch in demſelben Augenbli>e warf er ſih auf ihren Na>en und biß und zerfleiſchte dieſen voller Wut. Ein kurzes Ringen folgte; die Lage der Schlange geſtattete ihr jedo<h niht, die Fänge zu gebrauchen. Beide Kämpfer trennten ſih; die Schlange kroch einige Schritte weit weg, und der Mungo rannte währenddem anſcheinend ziellos umher. So vergingen etwa drei Minuten. Die Schlange bewegte ſih mit Schwierigkeit, ſchien ängſtlich beſtrebt, ſich zu entfernen, und blieb ſ{<ließli< ſtill liegen; jeßt plößlih kehrte der Mungo zu ihr zurü>, pa>te ſie in der Mitte ihres Leibes, ohne daß ſie ſi rührte, und ſhleppte ſie in ſeinen Käfig, deſſen Thüre offen ſtand. Hier angekommen, begann er gemählih mit dem Verzehren ſeiner Beute, welcher er zunächſt mit einem Biſſe ſeiner ſcharfen Zähne den Kopf zermalmte. Der Käfig wurde geſchloſſen, und die Zuſchauer verließen den Kampfplaß, jedoh mit wenig Hoffnung, den mutigen Kämpen lebend wiederzufinden. Nach Verlauf einer Stunde kehrte man zum Käfig zurü>, öffnete und ſah den Helden des Kampfes kühlen Sinnes herauskommen, ohne zu bemerken, daß er irgendwelhen Schaden genommen hätte. Bei Unterſuchung des Käfigs fand man nur ein kleines Stück vom Schwanze der Schlange vor: alles übrige war verzehrt worden. 14 Tage ſpäter war der tapfere Geſell ebenſo munter und raufluſtig wie vor dem Kampſe. Ob und wie ſtark er verwundet worden war, konnte nicht feſtgeſtellt werden, weil er alle dahin zielenden Unterſuchungen abzuwehren wußte. „Die Schlange“, ſo ſchließt Des Voeux ſeinen Bericht, „war noh nicht ausgewachſen, aber vollkommen groß genug, um Viſſe zu verſeben, deren Folgen ein Menſhh binnen wenigen Stunden erlegen ſein würde.“

In den ſiebziger Jahren iſt der Mungo auch in Jamaika eingeführt worden und ſoll ſeitdem dur< Vertilgung der die Zu>kerrohrpflanzungen verheerenden Ratten einen Nußen geſtiftet haben, der auf ein paar Millionen Mark jährli<h veranſchlagt wird.

Untex allen Manguſten eignet ſih der Mungo, welcher ſeiner ganzen Galtung den Namen verliehen hat, am meiſten zur Zähmung, weil er ein überaus ſauberes, reinliches, munteres und verhältnismäßig gutmütiges Tier iſt. Man findet ihn deshalb in vielen