Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

STA Vierte Ordnung: Raubtiere; zweite Familie: Schleichkahen.

Wohnungen ſeiner heimatlichen Länder als vollſtändiges Haustier, und er vergilt die ihm gewährte Gaſtfreundſchaft dur ſeine ausgezeihneten Dienſte tauſendfah. Wie der Jchneumon, verſteht auch er es, das Haus von Natten und Mäuſen zu ſäubern. Als e<te Manguſte iſt er nur bei Tage thätig. Wenn man ihn zuerſt in eine fremde Wohnung bringt, läuft er behende umher und hat in der kürzeſten Zeit alle Löcher, Spalten und andere Schlupfwinkel unterſucht und vermittelſt ſeines ſharfen Geruchs auch bald ausgefunden, in welcher Höhle ſih eines ſeiner Jagdtiere aufhält. Dieſem ſtrebt ex nun mit unermüdlichem Eifer nah, und ſelten mißglü>t ihm ſeine Jagd. Bei ſ{hlehter Laune zeigt das ſonſt gemütliche Tier jedem, welcher ſih ihm nähert, wie ein biſſiger Hund die Zähne; doch hält ſein Zorn niht lange an. Mit dem Menſchen befreundet er ſich bald. Seinem Herrn folgt er nah kurzer Zeit, {<läft mit ihm, frißt aus ſeiner Hand und gebärdet ſich überhaupt gänzlich als Haustier. Mit verwandten Arten verträgt er ſich, wie ih aus eigener Erfahrung verſichern kann, vortrefflich: er denkt gar niht daran, ſeinen Mitgefangenen etwas zuleide zu thun.

Sterndale beſaß einen Mungo, der 3 Jahre lang in Jndien ſein ſteter Begleiter, dabei folgſam und treu wie ein Hündchen war. „Pips“ wußte genau, wenn ſein Herr ihm einen Vogel ſchießen wollte, mahte Männchen, wenn das Gewehr angelegt wurde, und holte ſich eiligſt die fallende Beute. Sehr reinlih, pflegte er ſi ſogar nah dem Freſſen mit ſeinen Klauen in höchſt komiſcher Weiſe die Zähne zu ſtohern. Ex war ein äußerſt furchtloſer Burſche, ging einſt ſogar erfolgreich einem großen Hunde zu Leibe und verletzte im Kampfe einen ſtattlichen männlichen Trappen, einen Vogel ſe<hsmal ſo {wer als er ſelbſt derartig, daß dieſer verendete. Pips tötete auh viele Schlangen. Jn der Erregung ſträubte er ſein Haar ſo, daß er faſt doppelt ſo groß wie gewöhnlich erſchien; aber ſein Herr brauchte nur beſhwichtigend den Finger zu heben, und der wütende Liebling ſtand ſogleih davon ab, jemand zu bedrohen. Einſt ging er im dihten Buſchwalde verloren, und ſein Herr vermochte keine Spur von ihm zu entde>en. Am nächſten Tage aber fand er ihn doh wieder, als er das Gebiet bejagte: Pips kam freudig von einem Baume herab. Nachmals begleitete er ſeinen Herrn nah England und wurde der Liebling aller, die ihn ſahen. Er konnte eine ganze Menge Kunſtſtü>kchen ausführen: ſpringen, Purzelbäume ſchlagen, mit einer Kappe auf dem Kopfe auf einem Stuhle ſien, Soldat ſpielen und exerzieren. Pips ſtarb aus Gram: während einer zeitweiligen Trennung von ſeinem Herrn verweigerte ex die Annahme jeglicher Nahrung.

Neben dem Jchneumon iſt als einzige weitere europäiſhe Manguſte der Melon oder Meloncillo (Herpestes widdringtonii) erwähnen8wert. Das Tier war den ſpaniſchen Jägern ſchon lange bekannt, che es einem Naturforſcher in die Hände fiel. Seine Jagd galt als lohnend, weil die Shwanzhaare, zu Malerpinſeln verwendet, ſehr geſucht und mit hohen Preiſen bezahlt wurden; aber die Jäger erlegten den Meloncillo eben nur dieſer Haare wegen und warfen ſeinen Balg weg, nachdem ſie ihn in ihrer Weiſe ausgenußt hatten. Erſt im Fahre 1842 erfuhren wir dur< Gray von dieſer Manguſte unſeres heimatlichen Erdteils. Daß der Melon auch im benachbarten Afrika gefunden wird, iſt wahrſcheinlih, aber no< niht erwieſen. :

In Spanien lebt er ganz nah Art des Jhneumons in den Flußniederungen und zwar hauptſächlih in Eſtremadura und Andaluſien. Er bewohnt faſt aus\{ließlih die Rohrwaldungen und Ebenen, welche mit einem Pfriemengraſe, dem Esparto, bewachſen ſind, kommt aber keine3wegs im Gebirge vor, wie angegeben wurde. Seine Geſamtlänge beträgt 11m, die Länge des Schwanzes ungefähr 50 em. Der im ganzen kurze Pelz verlängert ſich auf der Nü>enmitte und verſhwindet faſt ganz am Vorderhalſe und am Unterleibe, welche Teile beinahe na>t ſind. Ein dunkles Grau mit lihterer Sprenkelung iſt die Geſamtfärbung :