Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

576 Vierte Ordnung: Naubtiere; zweite Familie: Schleichkaßen.

und jähzornigen Geſchöpſes. Wahrſcheinlich iſt die Zebramanguſte nicht des Nachts, ſondern ausſließli< am Tage thätig. Wie eine Schlange windet ſie ſich zwiſchen den Steinen durch, unhörbar gleitet ſie auf dem Boden dahin. Man meint es der zierlichen Schleicherin an den funkelnden Augen anzuſehen, daß ſie ebenſo blutgierig iſt wie ihre Verwandten. Fhre Nahrung beſteht aus ſämtlichen kleinen Säugetieren, Vögeln, Lurchen und Kerbtieren, welche ſie bewältigen kann, aus Eiern und jedenfalls au< aus Früchten.

Heuglin glaubt, daß ſie eine ganz beſondere Liſt anwende, um ihr Lieblingswild, einen der in ihrer Heimat ſo häufigen Frankoline, zu bethören. „Unſer Räuber“ ſagt er, „hält ſich mehr an Geflügel als an Säugetiere. Jch habe beobachten können, wie zwei Zebramanguſten eine Familie von Frankolinhühnern, welche im niederen Gebüſche ſich aufhielt, berü>en wollten. Das Loken der Kette hatte mih aufmerkſam gemacht, und i< {li< mi< möglichſt vorſichtig hinzu, die Hunde hinter mir haltend. Auf etwa 10 Schritt von dem Scauplaße angelangt, hörte ih ein Huhn hart vor mir loten. Jhm antwortete ein Hahn, und denſelben Ton ahmte eine Zebramanguſte, welche ſi<h auf einem dur Buſchwerk gede>ten Steine aufgepflanzt hatte, täuſchend nah. Eine zweite, in einiger Entfernung im hohen Graſe verborgene, lote ebenſo. Wohl einige Minuten mote dieſes Spiel gedauert haben, als der Hahn, welcher den vermeintlichen Eindringling in ſeinen Harem wütend aufſuchte, den Hunden zu nahe kam. Er ging ſchreiend auf, gefolgt von den Hühnern, aber auch die ſhlauen Räuber fanden ſih bewogen, unverrichteter Abendmahlzeit eiligſt abzuziehen.“

Daß Heuglin recht gehört hat, unterliegt keinem Zweifel. Jh habe gezähmte Zebramanguſten Töne ausſtoßen hören, welche dem ſ{metternden Geſchrei des gedachten Frankolins täuſchend ähnlich waren; ob jedo< der von unſerem Gewährsmanne gezogene Schluß richtig iſt, daß die Manguſte mit Abſicht Tiere dur<h Nachahmen ihrer Stimme zu täuſchen ſuche, bleibt doh no< fraglich.

Noa teilt aus N. Böhms in Oſtafrika gemachten Aufzeichnungen folgende anziehende Schilderung des Treibens unſeres Tieres mit: „Dieſe hübſche Art findet ſi beſonders häufig in Ugalla an oder doh in der Nähe von Flüſſen, wo ſie alte Ameiſenbauten zu ihren Burgen erwählt. Die Tiere ſind außerordentlich geſellig und halten in ſehr zahlreichen Banden zuſammen. Dieſe unternehmen gemeinſchaftlihe Ausflüge von ihrem Baue aus, wobei ſie auch die Grasſteppe durchſtreifen. Hierbei richten ſi einzelne, in ihrem kurzen, hüpfenden Galopp innehaltend, von Zeit zu Zeit ſteil in die Höhe, um zu ſichern. Bemerkt die Bande etwas Ungewöhnliches, ſo thun ſie dies insgeſamt wie auf Kommando. Jm Waldboden nach Früchten und Fnſekten ſuhend und ſcharrend, machen ſie ein lautes Geräuſch, ähnlich dem eines Volkes nah Nahrung kragender Perlhühner. Sie ſind omnivor im vollſten Sinne des Wortes. Jn ihrer unregelmäßig länglichen Loſung finden ſi immer Kerne. Gefangene, die ſhnell ſehr zahm werden, verſhmähen eigentli nihts. Eier und Schne>enhäuſer öffnen ſie, indem ſie dieſelben in poſſierliher Weiſe mit den Vorderpfoten aufheben und durch kräftiges Werſen auf einen harten Gegenſtand zerſhmettern. Dasſelbe thun ſie überhaupt ſpielend mit harten Dingen. Jhre Nahrung pflegen ſie vor dem Freſſen mit ihrem Harn zu beſprißen. Sonnenſchein lieben ſie ſehr und ſtre>en ſich in ihm behaglich aus. Die Stimme beſteht in einem eigentümlihen Zwitſchern, Trillern und Pfeifen, welches häufig einem Vogelrufe ähnlich iſt, außerdem in leiſen, beim Umherſchnuppern ununterbrochen ausgeſtoßenen Lauten und in einem ſtärkeren, faſt bellenden Tone. Bei Ärger und Erregung hört man von ihnen ein heftiges Geke>er und Gebelfer. Obgleich die Horden bei Beunruhigung ſofort ihrer Burg zuſtürzen, ſind ſie doh keineswegs ſcheu, vielmehr ganz auffallend dreiſt und furchtlos. Menſchen pflegen ſie, Männchen machend, neugierig zu betraten, und ſind ſie erſt in ihren Löchern, ſo kann man bis unmittelbar vor dieſelben treten, ohne daß die höchſt ergrimmt belfernden Tiere ſih von den Eingängen entfernen. Zuweilen findet man