Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Zebramanguſte: Weſen. Stimme. Lebensweiſe. Zähmbarkeit. LAT

in ganz kleinen Gehölzen viele derartige Burgen in geringer Entfernung voneinander, deren Jnſaſſen ſih gegenſeitig zurufen und antworten. Beim Nahen von Menſchen gerät dann die ganze Kolonie in Aufruhr, und alle Thorlöcher beſeßen ſih mit den keifenden Tieren. Haltung und Bewegungen ſind ſehr zierlih, und die Tiere halten ſich ſtets äußerſt reinlich. Von den Wagalla wird ihr Fleiſch gern gegeſſen.“ Bezüglich der Stimme fügt Noack hinzu, daß gewiſſe Töne unter anderem täuſchend ähnlich denen des Regenpfeifers ſind.

In Weſtafrika wird die Zebramanguſte ret häufig in Faktoreien, Miſſionen und manch: mal auf Poſtdampfern gehalten. Sie genießt völlige Freiheit, denkt aber niht daran, in die Wildnis zu entfliehen. Jhr drolliges Weſen macht ſie zum allgemeinen Lieblinge; ſie ſcheint jedoch, gleih den Hauskaßen, mehr an Haus und Gehöft als an die Menſchen ſi anzuſchließen, obwohl ſie nicht ſelten für einzelne Perſonen große Anhänglichkeit zeigt, ihnen nachläuft, auf ihren Schoß klettert und ſih von ihnen gern krauen und hätſcheln läßt, wobei ſie ihr Wohlbehagen dur<h mancherlei Töne kundgibt. Eier öffnet ſie, indem ſie dieſe mit den Vorderpfoten aufſtößt, noh häufiger aber zwiſchen den Hinterbeinen hindurch rü>wärts gegen einen widerſtandsfähigen Körper ſchleudert. Fm Spiele behandelt ſie auh andere kleine und rundliche Gegenſtände in dieſer Weiſe, und es iſt geraten, wertvolle Dinge vor ihr ſorgſam zu ſichern. Pechuel-Loeſche fand eine ſtarke Glasflaſche, welche das Quec>kſilber für den künſtlihen Horizont enthielt, zertrümmert an einem Blechkoffer liegen, und E. Teusz erzählte ihm, daß einſt eine Zebramanguſte in Malandſche ein unter dieſen Umſtänden unerſeßliches Chronometer ſhon mehrmals tüchtig gegen Kaſten und Wände geworfen hatte, bevor man entde>te, mit welhem Spielzeuge ſie ſih vergnügte.

Man kann die Zebramanguſte ebenſo leiht zähmen wie die anderen Arten. Gegen ihresgleichen zeigt ſie ſih man<hmal ſehr verträglich, oft aber auh höchſt unleidig, gegen andere Tiere übermütig; den ſi< ihr nahenden Menſchen greift ſie mit Mut und Geſchi> an. Bei Spielereien mit anderen ihrer Art, welche ſie gern ſtundenlang fortſeßt, geht ſie nicht ſelten zu Thätlichkeiten über: im Londoner Tiergarten biſſen ſih einige, welche zuſammenwohnten und ſpielten, in aller Gemütlichkeit gegenſeitig die Shwänze ab. FJhre nahe Verwandtſchaft mit „dem Aufſpürer“ zeigt ſie bei jeder Gelegenheit. Sie iſt überaus neugierig und muß jedes Ding, auf das ſie ſtößt, ſo genau wie möglich unterſuhen. Dazu benußtt ſie hauptſächlich ihre Vorderpfoten, welche ſie mit wahrhaft beluſtigender Geſchi>klichkeit und Gewandtheit wie Hände zu gebrauchen weiß. Das glänzende, rotbraune Auge funkelt und rollt umher und nimmt jedes Ding wahr; blißſchnell geht's an dem Eiſengitter oder an den Äſten im Käfig hinauf und hernieder; überall und nirgends iſt das geſchäftige Tier, und wehe dem kleinen Weſen, welches ſi<h ſol<hem Auge, ſolcher Gewandtheit preisgibt: es iſt ein Kind des Todes, gepa>t mit dem erſten Sate, getötet mit dem erſten Biſſe.

Zwei von mir gepflegte Zebramanguſten vertrugen ſi<h mit einem Mungo und einer Goldſtaubmanguſte im ganzen vortrefflich, obgleih der Futterneid ſih zuweilen bemerkli<h machte. Jh beherbergte ſie in einem Zwinger und geſtattete ihnen öfters, nah Belieben im Hauſe und ſelbſt im Hofe umherzulaufen. Da wußten ſie bald prächtig Beſcheid. Sie kannten mich ſehr genau, hatten erfahren, daß ih ihnen gern einige Freiheit gewährte, und meldeten ſih deshalb regelmäßig dur<h Scharren an ihrer Thür und bittendes Knurren, wenn ſie meine Stimme vernahmen. Sobald ſie ſi< in Freiheit ſahen, ſtreiften ſie trippelndeu Ganges dur das ganze Gebäude und hatten, dank ihrer Behendigkeit, binnen wenigen Minuten alles ausgetundſchaſftet, unterſucht und berohen, was ſih vorfand. Jhr erſter Gang richtete ſich na< dem Milcheimer, und ſie verſtanden es ſehr gut, deſſen Deel mit der ſpißen Schnauze aufzuheben und ſo zu der von ihnen außerordentlich geliebten Flüſſigkeit zu gelangen. Es ſah allerliebſt aus, wenn zu jeder Seite des Eimers eins dieſer Tiere hing und ſi<h na< Herzensluſt erlabte. Auch andere genießbare Dinge, welche ſi< fanden,

Brehm, Tierleben. 3, Auflage. 1. 37