Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

580 Vierte Ordnung; Raubtiere; zweite Familie: Schleichkaßen,

Die lange Naſe, welche etwa 1 em über die Unterkinnlade vorragt, war ſtets in Bewegung. Oft rieb ſih der Gefangene am Gitter des Käfigs, um ſich einer ſtinkenden Abſonderung zu entledigen, welche die Aftertaſche füllte. Bei Fleiſhnahrung befand er ſih ſehr wohl. Über gefangene des Frankfurter Tiergartens berichtet Haace: „Sm Sommer 1888 erwarb ih zwei Kuſimanſes, die ſih in ihrem Benehmen ſehr voneinander unterſchieden, Während der kleinere, etwa viertelwüchſige äußerſt zahm und zuthulih war, lohnte der größere, etwa halbwüchſige jeden Annäherungsverſu<h mit einem tüchtigen Viſſe und iſt auh im Verlaufe von nahezu einem Fahre nicht viel zahmer geworden, obwohl ex, gleich dem

Kuſimanſe (Crossarchus obscurus). ?/ natür!. Größe.

fleineren, von Anfang an keineswegs ſcheu war. Dieſer lettere iſt ſo zutraulich, daß er den Beſucher ſtets dur< ſanftes Knurren einlädt, ihn zu krauen, ſih auh an dem Käfiggitter zu ihm aufrichtet, mit den Vorderpfoten nah ihm greift und faſt auf den erſten Ruf aus ſeinem Schlafkäſtchen kommt, um ſi liebkoſen zu laſſen. Nachdem er einige Monate in Frankfurt war, wurde er von einer heftigen Krankheit befallen. Sein Haar wurde unrein und unanſehnlih, Fußſohlen und Zehen wurden wund und fingen an zu eitern, und aus Naſe und Augen floß Schleim. Die Freßluſt hwand faſt gänzlih und bald war er bis zum Skelett abgemagert. Jh fürchtete das Schlimmſte für meinen Liebling, der tagelang bewegungslos in ſeinem Sthlafkaſten lag und nur ſelten durc lange fortgeſeßtes Zureden zu bewegen war, ans Käfiggitter zu kommen und ſi< krauen zu laſſen. Aber allmählich trat wieder Freßluſt und damit Beſſerung ein, und heute iſt das Tier wieder kerngeſund und munter wie früher, im Wachstum allerdings, wie es ſcheint, etwas zurü>geblieben, aber jonſt tadellos. Dbwohl unſere Kuſimanſes ein Pärchen ſind, ſo laſſen ſie ſih doh niht aneinander gewöhnen. Der Verſuch, ſie in gemeinſamem Käfig zu halten, iſt jedesmal mißglückt. Mit wütendem Gezeter fuhren ſie aufeinander los und mußten, da der größere dem kleineren überlegen war und alles Futter für ſi< in Anſpru<h nahm, jedesmal wieder getrennt werden. Schlecht wurde auh ein Mungo behandelt, den ih zu dem kleineren ſeßte.