Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

584 Vierte Ordnung: Raubtiere; zweite Familie: Shleichkaßen.

Soviel jeßt bekannt, bewohnt der Cacamizli Mexiko und Texas, dort in Felſenklüften und verlaſſenen Gebäuden, hier hauptſächlih in Baumhöhlen hauſend. Jn Mexiko findet er ſih häufig in der Hauptſtadt ſelbſt, und Charlesworth nimmt ſogar an, daß er ſein Lager niemals weit von menſchlihen Wohnungen aufſchlage, weil gerade der Menſch dur< ſeine Hühnerſtälle die Jagd des Näubers beſonders begünſtige. Auch Clark gibt Stallungen und verlaſſene Gebäude als Wohnungen des Kaßenfretts an, obwohl bloß nah Hörenſagen, während er es ſelbſt im Geklüfte der Felſen und auf Bäumen fand. Audubon ſcheint es nux auf Väumen beobachtet zu haben, und zwar in jenen parkartigen Gegenden von Texas, in denen der Grasbeſtand ab und zu unterbrochen wird durch ein dichtes Unterholz, aus welchem alte, größere Bäume einzeln ſi<h erheben. Viele von ihnen ſind hohl, und ſolche, deren Höhlungen von obenher Schuß gegen den Regen bieten, werden vom Kagtenfrett bevorzugt. Hier lebt es einzeln, ſcheu und zurü>gezogen vor dem zudringlichen Menſchen,

Kaßenfrett (Bassaris astuta). ?/s natürl. Größe.

dur die Beſchaffenheit des Unterwuchſes beſonders geſhüßt. Clark behauptet, daß es nirgends ſelten iſt, wegen ſeines nächtlichen Treibens aber nur niht oft bemerkt und demzufolge auch ſelten erlangt wird, obgleich die Landeigentümer, erboſt durch die vielfahen Räubereien, welhe das Tier begeht, fein Mittel unverſucht laſſen, es auszurotten. Treu hängt es an dem einmal gewählten Baume, und ſelten entfernt es ſih weit von ſeiner Höhle, ſolange es niht mit Gewalt aus derſelben vertrieben wird, ſchlüpft au< ſofort wieder in dieſelbe zurü>, wenn die Störungen vorüber ſind. Nah Audubons Beobachtungen hat es die ſonderbare Gewohnheit, die Borke rings um den Ausgang ſeiner Höhle abzunagen. Der Jäger, welcher keine Späne oder Bruchſtücke von dieſer Arbeit unter dem Baume liegen ſieht, darf ſicher ſein, daß das Tier niht mehr in der früheren Wohnung hauſt. Das Jnnere der Höhle iſt mit Gras und Moos ausgebettet, dazwiſchen findet man aber auh Nußſchalen, deren Fnhalt zweifelsohne vom Kaßgenfrett geleert wurde, obwohl ſeine Hauptnahrung in allerhand Éleinen Säugetieren, Vögeln und Kerbtieren beſteht.

Der Cacamizli iſt ein lebendiges, ſpielluſtiges und munteres Geſchöpf, welches in ſeinen Bewegungen und Stellungen vielfa<h an das Eichhörnchen erinnert und deshalb von den Mexikanern „Kageneichhorn“ genannt wird. Wenn man es aus ſeiner Höhle aufſtört, nimmt es ganz die anmutigen Stellungen jenes Nagers an, indem es den Shwanz über den Nücken legt, doh kann es niht wie das Hörnchen ſi auf die Hinterfüße ſeßen. Es klettert vorzüglich,