Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Kahenfrett. Marder. 589

vermag aber niht mit der Sicherheit und Gewandtheit des Eichhörnchens von einem Aſte zum anderen zu ſpringen, ſondern läuft, wenn es erſchre>t wird, ſo lange wie mögli auf einem Aſte hin und verſuht, von deſſen Gezweige aus einen anderen zu erreichen, dabei ſi<h mit den Klauen einhäkelnd. Zuweilen ſieht man es, auf der Oberſeite eines Aſtes gelagert, ſih ſonnen. Es liegt dann, halb aufgerollt, bewegungslos da, anſcheinend ſ{<lafend; bei dem- geringſten Zeichen der Gefahr aber ſ<lüpft es ſo eilig wie möglich in ſeine Höhle und erſcheint dann erſt nah Sonnenuntergang wieder. Audubon glaubt, daß immer nur eins auf ein und demſelben Baume wohne, hält es daher für ungeſellig, und auch die übrigen Beobachter ſcheinen ſeine Anſicht zu beſtätigen. Clark ſtöberte ein Weibchen auf, welches in einer Felsſpalte ſeine 4 oder 5 Jungen ſäugte. Dieſe hingen ſo feſt an den Zizen der Alten , daß ſie losgeriſſen werden mußten, und zwar geſchah dies erſt einige Stunden nah dem Tode der Mutter. Vis dahin hatten die Jungen kein Zeichen von Unbehagen gegeben. Die Alte ſchlief, als ſie zuerſt bemerkt wurde, bekundete aber bei ihrem Erwachen keine Scheu und Furcht vox den herannahenden Menſchen, ſondern verteidigte ihre Heimſtätte gegen dieſe mit Zähnen und Krallen.

Sehr dürftig ſind die Angaben über die Gefangenſchaft; nur Audubon berichtet einiges. „Ungeachtet der Scheu und Zurü>gezogenheit des Cacamizlis“ ſagt er, „kann er ziemlich zahm gemacht werden, und wenn man ihn längere Zeit im Käfig gehalten hat, darf man ihn ſogar frei und im Hauſe umherlaufen laſſen. Er wird oft zum Schoßtierchen der Mexikaner und dur ſeine Mäuſe- und Rattenjagd ſehr nüblih. Wix haben einen zahmen geſehen, welcher in den Straßen eines kleinen mexikaniſchen Fle>ens umherlief, und haben von einem anderen erzählen hören, welcher ſo niedlih wax, daß er ſogar von den Jndianern beſucht und angeſtaunt wurde.“

Nach Curopa iſt das Tier meines Wiſſens lebend nur ein einziges Mal und zwar im Jahre 1853 gekommen.

Reicher an Arten und Formen als die Familie der Schleichkaßen iſt die der Marder (Mustelidae). Es hält fehr ſ{hwer, eine allgemein gültige Beſchreibung derſelben zu geben; der Leibesbau, das Gebiß und die Fußbildung ſhwanken mehr als bei allen übrigen Fleiſchfreſſern, und man kann deshalb nur ſagen, daß die Mitglieder der Abteilung mittelgroße oder kleine Raubtiere ſind, deren Leib ſehr geſtre>t iſt und auf ſehr niedrigen Veinen ruht, und deren Füße 4 oder 5 Zehen tragen. Jn der Nähe des Aſters finden ſich ebenfalls Drüſen wie bei den meiſten S<hleichkaßen; niemals aber ſondern ſie einen wohlriehenden Stoff ab wie jene, vielmehr gehören gerade die ärgſten Stänker den Mardern an. Die Behaarung des Leibes iſt gewöhnlich eine ſehr reihliche und feine, und deshalb finden wir in unſerer Familie die geſhäßteſten aller Pelztiere.

Das Gerippe zeichnet ſih durch zierliche Formen aus. Die Bruſt umſchließen 11 oder 12 rippentragende Wirbel, 8 oder 9 bilden den Lendenteil, 3, welche gewöhnlih verwathſen, das Kreuzbein und 12—26 den Shwanz. Das Schulterblatt iſ breit, das Schlüſſelbein fehlt regelmäßig. Jm Gebiſſe ſind die E>zähne ſehr entwi>elt. Die Krallen ſind meiſtens niht zurü>ziehbar.

Die Marder traten zuerſt in der Tertiärzeit auf. Gegenwärtig bewohnen ſie alle Erdteile mit Ausnahme von Auſtralien, alle Klimate und Höhengürtel die Ebenen wie die Gebirge. Jhre Aufenthaltsorte ſind Wälder oder felſige Gegenden, aber auh freie, offene Felder, Gärten und die Wohnungen der Menſchen. Die einen ſind Erdtiere, die anderen bewohnen das Waſſer; jene können gewöhnlih auch vortrefflich klettern, und alle verſtehen