Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

586 Vierte Drdnung: Raubtiere; dritte Familie: Mardex.

zu ſhwimmen. Viele graben ſi< Löcher und Höhlen in die Erde oder benutzen bereits vorhandene Baue zu ihren Wohnungen; andere bemächtigen ſi<h der Höhlen in Bäumen oder au der Neſter des Eichhorns und mancher Vögel: kurz, man kann ſagen, daß dieſe Familie faſt alle Ortlichkeiten zu benußen weiß, von der natürlichen Steinkluft an bis zur künſtlichen Höhle, vom Schlupfwinkel in der Wohnung des Menſchen bis zu dem Gezweige oder Gewurzel im einſamſten Walde. Die meiſten haben einen feſten Wohnſiß; viele {<weifen aber au< umher, je nachdem das Bedürfnis ſie hierzu antreibt. Einige, welche den Norden bewohnen, verfallen in Winterſchlaf, die übrigen bleiben während des ganzen Jahres in Thätigkeit.

Faſt ſämtliche Marder ſind in hohem Grade behende, gewandte, bewegliche Geſchöpfe und in allen Leibesübungen ungewöhnlih erfahren. Beim Gehen treten ſie mit ganzer Sohle auf, beim Schwimmen gebrauchen ſie ihre Pfoten und den Schwanz, beim Klettern wiſſen ſie ſih troß ihrer ſtumpfen Krallen äußerſt geſchi>t anzuklammern und im Gleichgewichte zu erhalten. Jhre Bewegungen ſtehen ſelbſtverſtändlich mit ihrer Geſtalt vollſtändig im CEinklange. Zobel und Edelmarder z. B. bewegen ſi<h beim Springen in kühn aufgerichteter Haltung, während der ihnen ſo nahe verwandte Steinmarder ſih ſhon viel gedu>ter hält und mehr ſchleicht, der Fltis faſt na<h Art einer Ratte, das Wieſel mäuſeartig flink über den Boden huſcht, der Fiſchotter langſam aalartig gleitet der Vielfraß in Bogen rollend ſih fortwälzt, die Tayra mit ſprenkelkrummgebogenem Rücken ſich fortſhnellt, der Dachs bedächtig trabt, der Honigdahs noch läſſiger fortgeht, ih möchte ſagen „bummelt“. Je höher die Beine, um ſo kühner die Säße, je niedriger, um ſo behender und rennender der Gang, beziehentli<h um ſo fiſ<hähnliher die Bewegung im Waſſer. Unter den Sinnen der Marder ſcheinen Geruch, Gehör und Geſicht auf annähernd gleihhoher Stufe zu ſtehen; aber au<h Geſhma> und Gefühl dürfen als wohlentwi>elt bezeihnet werden. Ebenſo ausgezeichnet wie ihre Leibesbegabungen ſind die geiſtigen Fähigkeiten. Der Verſtand erreicht bei den meiſten Arten eine hohe Ausbildung. Sie ſind klug, liſtig, mißtrauiſch und behutſam, äußerſt mutig, blutdürſtig und grauſam, gegen thre Jungen aber ungemein zärtlih. Die einen lieben die Geſelligkeit, die anderen leben einzeln oder zeitweilig paarweiſe. Viele ſind bei Tag und bei Nacht thätig; die meiſten müſſen jedo<h als Nachttiere angeſehen werden. Jn bewohnten und belebten Gegenden gehen alle nur na<h Sonnenuntergang auf Raub aus. Jhre Nahrung beſteht vorzugsweiſe in Tieren, namentli<h in kleinen Säugetieren, Vögeln, deren Eiern, Lurchen und Kerbtieren. Einzelne ſreſſen Schne>en, Fiſche, Krebſe und Muſcheln; manche verſ<hmähen niht einmal das Aas, und andere nähren ſi< zeitweilig auch von Pflanzenſtoffen, lieben beſonders ſüße, ſaftige Früchte. Auffallend groß iſt der Blutdurſt, welcher alle beſeelt. Sie erwürgen, wenn ſie können, weit mehr, als ſie zu ihrer Nahrung gebrauchen, und manche Arten berauſchen ſih förmlich in dem Blute, welches ſie ihren Opfern ausſaugen.

Die Jungen, deren Anzahl erhebli, ſoviel man weiß zwiſchen zwei und zehn, ſ<hwantkt, fommen blind zur Welt und müſſen lange geſäugt und gepflegt werden. Fhre Mutter bewacht ſie ſorgfältig und verteidigt ſie bei Gefahr mit großem Mute oder ſ{leppt ſie, ſobald ſie ſih niht ſicher fühlt, nah anderen S<hlupfwinkeln. Eingefangene und ſorgſam aufgezogene Junge erreichen einen hohen Grad von Zahmheit und können dahin gebracht werden, ihrem Herrn wie ein Hund na<hzulaufen und für ihn zu jagen und zu fiſhen. Abkömmlinge einer Art leben ſogar ſeit unbeſtimmbaren Zeiten in der Gefangenſchaft und werden vom Menſchen zu gewiſſen Jagden verwendet.

Wegen ihrer Raubluſt und ihres Blutdurſtes fügen einige dem Menſchen zuweilen niht unbeträchtlihen Schaden zu; im allgemeinen überwiegt jedoch der Nuten, welchen ſie mittelbar oder unmittelbar bringen, den von ihnen angerihteten Schaden bei weitem. Aber leider