Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Allgemeines. Begabung. Wert. Edelmarder. 587

wird dieſe Wahrheit nux von wenigen Menſchen anerkannt und deshalb ein wahrer Vernihtungskrieg gegen unſere Tiere geführt, nicht ſelten zum empfindlichen Schaden des Menſchen. Dur Wegfangen von ſchädlichen Tieren leiſten ſie niht unerhebliche Dienſte, und wenn man ihnen auh ihre Eingriffe in das Beſißtum des Menſchen niht verzeihen fann, muß man doch zugeben, daß ſie in der Regel nur die Nachläſſigkeit ihrer unfreiwilligen Brotherren zu beſtrafen pflegen. Wer ſeinen Taubenſchlag oder Hühnerſtall ſ{le<t verwahrt, hat unre<t, dem Marder zu zürnen, welcher ſich dies zu nuße macht, und wer über die Verluſte klagt, welche dieſe Raubtiere dem Haar- oder Federwildſtande zufügen, mag bedenfen, daß zum mindeſten Jltis, Hermelin und Wieſel weit mehr ſ{hädlihe Nager als Jagdtiere vertilgen. Unbedingt ſchädlich ſind überhaupt nur diejenigen Marderarten, welche der Fiſchjagd obliegen: alle übrigen bringen auch Nußen. Der Jäger mag die Thätigkeit des Baum- und Steinmarders verdammen: der Forſtwirt wird ſie niht rüchaltlos verurteilen können.

Damit will i< niht geſagt haben, daß eine eifrige und verſtändige Jagd auf unſere größeren Marderarten unberechtigt ſei. Abgeſehen von den mongoliſchen Marderjägern und denen, welche, entſprechend den Sagßungen der Kirche, im Fiſchotterfleiſche eine faſtengerechte Speiſe ſehen, oder einigen Jägern, welhe Dachswildbret für ein ſhmachaftes Gericht erklären, ißt niemand Marderfleiſh; wohl aber verwertet man das Fell faſt aller Arten der Familie zu trefflihem Pelzwerke. Wie bedeutend die Anzahl der Marder iſt, welche alljährli ihres Felles halber getötet werden, ergibt ſich erſt aus einer Zuſammenſtellung der nachweislihen Erträgniſſe des Pelzhandels. Nah Lomer kommen alljährlih gegen 3 Millionen Felle verſchiedener Marder im Werte von über 20 Millionen Mark in die Hände von Europäern und auf den Markt, diejenigen ungerehnet, welche von indianiſchen und aſiatiſchen Jägern zu eigenem Gebrauche verwendet werden. Fndianiſche und mongoliſhe Stämme leben faſt aus\hließli< von den Erträgniſſen der Jagd auf Pelztiere, unter denen die Marder anerkanntermaßen die erſte Stelle einnehmen; Tauſende von Europäern gewinnen dur< ben Pelzhandel ihren Unterhalt; unbekannte, ſehr ausgedehnte Gebiete ſind dur Pelzjäger erſchloſſen worden.

Bei unſerer Schilderung der einzelnen Familienangehörigen beginnen wir billigerweiſe mit denjenigen, nah welchen die ganze Familie ihren Namen trägt, mit den eigentlichen Mardern und den übrigen Gattungen, deren Mitglieder gleih dieſen Zehengänger ſind. Sie bilden die erſte Unterfamilie (Marder, Martidae). Eine zweite bilden der Dachs und die übrigen Sohlengänger der Familie (Dachſe, Melidae), eine dritte endlih der Fiſchotter und ſeine Verwandten, welche wir als Shwimmfüßler von den übrigen marderartigen Tieren trennen (Ottern, Lutridae).

Die oberſte Stellung innerhalb der erſten Unterfamilie räumen wir dem Edelmarder und den übrigen Angehörigen ſeiner Gattung (Mustela) ein, mittelgroßen, ſ{<lank gebauten und langgeſtre>ten, kurzbeinigen Tieren mit vorn verſhmälertem Kopfe, zugeſpibter Schnauze, quergeſtellten, ziemlich kurzen, faſt dreiſeitigen, an der Spige ſhwach abgerundeten Ohren und mittelgroßen, lebhaften Augen, mit fünfzehigen, ſcharfkralligen Füßen, mittel: langem Schhwanze, eine biſamartige Flüſſigkeit abſondernden Afterdrüſen und langhaarigem, weichem Pelze. Das Gebiß beſteht aus 38 Zähnen, 6 Schneidezähnen und 1 kräftigen E>zahne in jedem Kiefer, nah hinten zu ſih vergrößernden Lückzähnen in jedem Ober-, 4 in jedem Unterkiefer und 1 Ba>enzahne oben und 2 unten.

Dex Edel-, Baum- oder Buhmarder (Mustela martes, Viverra martes, Martes yulgaris, sylyestris, abietum und sylyatica, Martarus abietum) ift ein ebenſo