Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

592 Vierte Ordnung: Raubtiere; dritte Familie: Marder.

iſt, in alles, ſelbſt wenn er es nicht böſe meint, ſo feſt einzubeißen, daß er mich dur die Handſchuhe mit den E>zähnen bis ins Fleiſch gebiſſen hat, übrigens in aller Freundſchaft. Eigentliche Liebe zu ſeinem Erzieher ſpricht ſih niht in ſeinen Mienen und Gebärden aus, obgleih er Wohlbekannten, wenn er gut behandelt wird, nie etwas zuleide thut. Aus ſeinen ſ{<hwarzen Augen bli>t nur Begierde und Mordluſt. Wenn er re<ht behagli<h in ſeinem Neſte liegt, läßt er oft ein anhaltendes, trommelndes Murren hören. Das Knäffen des Fltis habe ih nie von ihm gehört. Wenn er böſe iſt, knurrt er heftig.“

Ganz ſo unfreundlich gegen den Pfleger, wie Lenz zu glauben ſcheint, benehmen ſich feineswegs alle gefangenen Edelmarder; viele, und ih ſelbſt habe ſolche gehalten, werden ſehr zahm und zeigen ſi<h ungemein anhänglich an ihren Gebieter. „Jh habe“, ſo erzählt Nitter von Frauenfeld, „einen Edelmarder geſehen, welcher meinem Bruder auf dem Wege von Tulln na< Wien auf eine Entfernung von mehreren Meilen dur<h den Wald von Dornbach wie ein Hund auf dem Fuße folgte. Fn Wien {lug er ſeine Wohnung in einem Holzſhuppen auf und bereitete ſih hier ein Lager auf einem ungeheueren Haufen von Hühner: und Taubenſedern, den Beutereſten der Tiere, welche er auf ſeinen nächtlichen Wanderungen erjagte. Des Morgens kam er vom Hofe herauf in die im erſten Sto>werke gelegene Wohnung, wo er dur Kraßen und Scharren Einlaß verlangte. Er bekam allda ſeinen Kafſee, den er außerordentlih liebte, ſpielte und ne>te ſich mit den Kindern in der launigſten Weiſe herum und liebte es unendli<h, wenn ihm verſtattet wurde, daß er eine Stunde im Schoße ruhen und ſ{<lafen durfte.“

„Ein Baummarder“/ ſchreibt mix Griſchow, „war ſo zahm, daß ih ihn auf den Arm nehmen und ſtreicheln durfte. Die Taſchen meines Vaters unterſuchte er ſtets auf das genaueſte, weil er gewohnt wax, in ihnen Leckerbiſſen zu finden; uns kroch ex gern zwiſchen Ärmel und Arm, um ſi< zu wärmen. Ein ſ{hwarzer Affenpinſcher ſpielte ſo gern und ſo hübſch mit ihm, daß man wahre Freude an den Tieren haben mußte. Beide jagten ſich unter lautem Bellen des Hundes hin und her, und der Marder entfaltete dabei alle ihm eigene Gewandtheit. Oft ſaß er auf dem Nücken des Hundes wie ein Affe auf dem Rücken des Bären; geſiel der Reiter dem Hunde nicht länger, ſo wußte er ihn ſchlau dadurch zu entfernen, daß er ſo weit lief, bis die Leine, an welcher der Marder gefeſſelt wax, dieſen herabriß. Mitunter erzürnten ſih beide ein wenig; dann ſ{<lüpfte der Marder in eine kleine Tonne, und der Hund wartete, vor dieſer ſtehend, bis ſein Spielgefährte wieder guter Laune war. Lange währte es nie, bis der Marder, ſhelmiſ< ſi< umſehend, hervorkam, dem Hunde eine Ohrfeige verſeßte und damit das Zeichen zu neuen Spielen gab.“

Sehr unſfreundlih benahmen ſi<h von mir gepflegte Edelmarder gegen einen Fltis, welchen ih zu ihnen bringen ließ, weil ih ſehen wollte, ob ſi<h zwei ſo nahe verwandte Tiere vertragen würden oder niht. Der Fltis ſuchte ängſtlih na<h einem Auswege; aber auh die Edelmarder nahmen den Beſuch nicht günſtig auf. Sie ſtiegen ſofort zur höchſten Spiße ihres Kletterbaumes empor und betrachteten den Fremdling funkelnden Auges. Neugier oder Mordluſt ſiegten jedo< bald über ihre Furcht: ſie näherten ſi<h dem Fltis, berochen ihn, gaben ihm einen Taztenſchlag, zogen ſi< blißſhnell zurü>, näherten ſih von neuem, ſ{<lugen nochmals, ſhnüffelten hinter ihm her und fuhren plöglih, beide zugleih, mit geöffnetem Gebiſſe nah dem Nacken des Feindes. Da nur einer ſi<h feſtbeißen tonnte, ließ der zweite ab und beobachtete aufmerkſam den Kampf, welcher ſi<h zwiſchen ſeinem Genoſſen und dem gemeinſamen Gegner entſponnen hatte. Beide Streiter waren nah wenig Augenbli>en ineinander verbiſſen und zu einem Knäuel geballt, welcher ſih mit überraſchender Schnelligkeit dahinkugelte und wälzte. Nach einigen Minuten eifrigen Ringens ſchien der Sieg ſih auf die Seite des Edelmarders zu neigen. Der FJltis war feſtgepa>t worden und wurde feſtgehalten. Dieſen Augenbli> benutßte der zweite Edelmarder, um ſi< im

-T—-4E ——L——