Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Zobel: Färbung. Lebensweiſe. Erlegung. 599

Breite ſowie über einen niht ſehr ausgedehnten Teil Nordweſtamerikas, iſt aber nah und nah ſehr beſchränkt worden. Die unabläſſige Verfolgung, welcher er ausgeſeßt iſt, hat ihn in die dunkelſten Gebirg8wälder Nordoſtaſiens zurückgedrängt, und da ihm der Menſch auh hier begierig, ja mit Einſebung ſeines Lebens, nac<folgt, muß ex immer weiter ſich zurü>ziehen und wird immer ſeltener. „Zn Kamtſchatka“, ſagt Steller, „hat es bei der Eroberung der Halbinſel ſo viele Zobel gegeben, daß es den Kamtſchadalen nicht die geringſte Schwierigkeit machte, Zobelfelle zur Bezahlung der Steuern zuſammenzubringen; ja die Leute lachten die Koſaken aus, daß ſie ihnen ein Meſſer für ein Zobelfell gaben. Einmal hatte ein Mann, ohne ſi< anſtrengen zu müſſen, 60, 80 und no< mehr Zobel in einem Winter zuſammengebra<ht. Es gingen deshalb ganz erſtaunliche Mengen von Zobeln aus dem Lande, und ein Kaufmann konnte dur< Tauſchhandel mit Eßwaren leicht das Fünfzigfache gewinnen. Ein Beamter, der in Kamtſchatka war, kam als reiher Mann, wenigſtens als ein Beſizer von 30,000 Rubeln und mehr nah Fakutsk zurü>.“ Dieſe Goldzeit für die Zobelhändler gründete Fängergeſellſchaften auf Kamtſchatka, von da ab verminderten ſich die Tiere ſowohl dort als auch in anderen Ländern und Gegenden Oſtaſiens. Verfolgung ſeitens der Jäger iſt die Haupturſache der Abnahme dieſes Marders. Doch unternimmt er auch größere Wanderungen, nah Anſicht der Eingeborenen den Eichhörnchen, ſeinem Lieblingswilde, nachziehend. Beim Verfolgen gedachter Nager dur<hſ<hwimmt er ohne Bedenken breite Ströme, ſelbſt während des Eisganges, ſo ſehr er dieſe ſonſt zu meiden ſcheint. Sehx beliebte Aufenthaltsorte von ihm ſind die Arvenwaldungen, deren rieſige Stämme ihm ebenſowohl paſſende Schlupfwinkel wie in den Samen ihrer Zapfen eine erwünſchte Speiſe bieten. y

„Der Zobel“ ſagt Radde, „iſt im Verhältnis zu ſeiner geringen Größe unter allen Tieren Oſftſibiriens wohl das ſchnellſte, ausdauerndſte und ſtellenweiſe dur< Verfolgung der Menſchen das gewißigtſte. Auch an ihm, wie an den meiſten anderen Tieren, welche zu den klugen zählen, läßt ſih ſehr wohl eine Bildungsfähigkeit der geiſtigen Grundlagen überall da nachweiſen, wo bei häufigerem Begegnen mit den nacſtellenden Fägern ſie genötigt wurden, ihre Körperkraft und Liſt in geſteigerter Weiſe zu gebrauchen. So wird der Zobel im Baikalgebirge, wo er die Trümmergeſteine mit ihren Löchern und Gängen ſehr gut zu benußen weiß, viel ſ<hwerer dur<h Hunde geſtellt als im Burejagebirge, in welchem er die hohlen Bäume aufſucht und jene Geſteinsrizen meidet. Hier zeigt er ſi<h niht aus\<ließli< als nächtliches Raubtier, wie er es dort iſt, ſondern geht, weniger behindert, ſeiner Nahrung auh während des Tages nah und ſ{<läft nur dann, wenn er durch die nachts erworbene Beute geſättigt wurde. Am liebſten und eifrigſten ſhweift er vor Sonnenaufgang um die Thalhöhen. Seine Spur iſt etwas größer als die verwandter Marder und zeichnet ſich infolge der längeren ſeitlihen Zehenbehaarung dur die größere Undeutlichkeit der Umriſſe aus; auch ſet er beim Laufen gemeiniglich den re<hten Vorderfuß zuerſt vor.“ Hinſichtlich ſeines Auftretens ſcheint das Tier am meiſten dem Edelmarder zu gleichen, deſſen Gewandtheit und Kletterfertigkeit es teilt. Die Nahrung beſteht hauptſählih in Eichhörnchen und anderen Nagern, Vögeln und dergleichen; doh verſhmäht der Zobel au<h Fiſche niht, da er ſi dur< Fiſchköder in Fallen lo>en läßt; auch will man beobachtet haben, daß ihm der Honig wilder Bienen beſonders lieb ſei. Zedernnüſſe ſind ihm eine ſehr erwünſchte Speiſe: die Magen der meiſten, welhe Nadde erbeutete, waren mit dieſen Samenkernen ſtraff gefüllt. Die Rollzeit ſoll in den Fanuar fallen und das Weibchen ungefähr 2 Monate ſpäter 3— 5 Junge zur Welt bringen.

Jagd und Fang des Zobels ſeßen alljährlich die geſamte waffenfähige Mannſchaft ganzer Stämme in Bewegung und treiben Kaufleute dur<h Tauſende von Meilen. Wie uns ſhon Steller und ſpäter der Ruſſe Shtſchukin berichten, finden ſih auh gegenwärtig die