Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

612 Vierte Ordnung: Naubtieve; dritte Familie: Marder.

daß i< ungeduldig wurde und bereits glauben wollte, mein Tier habe ſi< in das warme Neſt gelegt und ſchlafe dort. Jch ſtampfte deshalb heftig auf den Boden, um es zu erwe>en und wieder zu mir zu bringen. Freilich erfuhr ih bald, daß mein Frettchen ſi keiner Unterlaſſungsſünde ſhuldig gemacht hatte. Jh hörte ein ganz eigentümliches Geſchrei, welches dem Murren und Kreiſchen des Frettchens glich, aber doh no< von Tönen begleitet war, welche ih mir nicht enträtſeln konnte. Der Lärm wurde lauter, und bald konnte ih unterſcheiden, daß es von zwei Tieren herrühren mußte. Endlich ſah ih in dem Dunkel der Höhle den Schwanz meines Frett<hens und entde>te nun zu gleicher Zeit, daß es mit einem Tiere im Kampfe lag. Das Frett bemühte ſi<h nah Kräften, ſeine Beute nah der Mündung der Höhle zu ſ{leppen, ſtieß aber auf einen bedeutenden Widerſtand. Endlich kam es doch hervor, und ich entde>te zu meiner niht geringen Überraſchung, daß es ſih mit einem männlichen Fltis in den Kampf eingelaſſen hatte. Beide waren ineinander verbiſſen; eines hatte das andere am Na>en gefaßt, und keines ſchien gewillt zu ſein, ſeinen Gegner ſo leihten Kampfes davonzulaſſen. Plöglich erbli>te mich der Zltis und verſuchte nun, mein

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Gerippe des Iltis. (Aus dem Berliner anatomiſchen Muſeum.)

armes Frett<hen nah der Tiefe der Höhle zu ſchleppen, um den Kampf dort weiter auszufehten. Das vorzügliche Tierchen hielt jedo< trefflih ſtand und brachte ſeinen Feind nah furzer Zeit nohmals an die Mündung der Höhle zurü>. Aber es war zu ſhwach, um ihn vollends bis an das Tageslicht zu bringen. Der Fltis gewann wieder die Oberhand, und beide verſ<hwanden von neuem. Nun ſah und hörte ih wieder lange Zeit nichts von ihnen, und meine Ängſtlichkeit nahm begreifliherweiſe mit jeder Minute zu. Aber zum dritten Male ſah ih das Frett, welches ſeinen Feind an das Tageslicht zu ſchleppen verſuhte. An der Mündung der Höhle entſtand ein verzweifeltes Ringen; das Frettchen kämpfte mit unübertrefflichem Geſchi>e, und ih hoffte ſhon die Niederlage des FJltis zu ſehen, als jenes plößlih den Kampf aufgab und mit zerfeßter Bruſt auf mich zuſprang. Sein Feind erkühnte ſih niht, ihm zu folgen, ſondern blieb vorſichtig ſ<hnüffelnd in der Mündung der Nöhre ſtehen. Jh ſchlug auf ihn an; allein mein Gewehr verſagte mir mehrere Male, und ehe ih noh ſchießen konnte, drehte ſih der leine Held plöglih um und ließ ſeinen Gegner und deſſen Helfershelfer im Stiche.“

Ungeachtet ſolcher Kämpfe paaren ſih Frett und Fltis ohne viele Umſtände miteinander und erzielen Blendlinge, welche von den Jägern ſehr geſhäßt werden. Solche Baſtarde ähneln dem Fltis mehr als dem Frett, unterſcheiden ſih von erſterem auc bloß durch die lichtere Färbung im Geſichte und an der Kehle. Jhre Augen ſind ganz ſhwarz und aus dieſem Grunde feuriger als die des Fretthens. Sie vereinigen die Vorzüge beider Eltern in ſich; denn ſie laſſen ſich weit leichter zähmen, ſtinken auh nict ſo heſtig wie der Fltis, ſind aber ſtärker, kühner und weniger froſtig als das Fretthen. Fhr Mut iſt unglaublih. Sie ſtürzen ſih wie raſend auf jeden Feind, welchem ſie in einer Höhle begegnen. Nicht ſelten ſind ſie aber auh gegen ihren Herrn heftig und beißen ihn empfindlich.