Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Nerz und Mink: Verbreitung. Leben8weiſe. 629

deſſen Pelz weit höher geahtet wird, weil er wollhaariger und weicher iſt. Der Mink übertrifft den Nerz etwas an Größe, iſt dieſem aber ſehr ähnlih gefärbt. Fn der Regel ſehen Ober- und Unterſeite dunkel nußbraun, der Shwanz braunſchwarz und die Kinnſpiße weiß aus.

Hinſichtlih der Lebensweiſe werden beide Tiere wahrſcheinlich in allem Weſentlichen übereinkommen, und deshalb ſcheint es mix angemeſſen, einer kurzen Schilderung der Sitten und Gewohnheiten unſeres Sumpfotters das Wichtigſte aus den Berichten der genannten Naturforſcher über den amerikaniſchen Mink vorausgehen zu laſſen.

Nächſt dem Hermelin iſt nah Audubon s Bericht der Mink das thätigſte und zerſtörungswütigſte Raubtier, welhes um den Bauernhof oder um des Landmanns Ententeich ſtreift, und die Anweſenheit von einem oder zwei dieſer Tiere wird an dem plößlichen Verſchwinden verſchiedener junger Enten und Küchlein bald bemerkt werden. Geduld iſt hier das einzige Mittel, ſi des ſ{<hädlihen Räubers zu entledigen. Audubon erfuhr dies ſelbſt bei einem Mink, welcher ſih unmittelbar neben ſeinem Hauſe in dem Steindamme eines kleinen TeiHes eingeniſtet hatte. Der Teich war eigentlih den Enten des Gehöftes zuliebe aufgeſtaut worden und bot ſomit dem Raubtiere ein höchſt ergiebiges Jagdgebiet. Sein Schlupfwinkel war mit ebenſoviel Kühnheit wie Liſt gewählt: ſehr nahe am Hauſe und noh näher der Stelle, zu welcher die Hühner des Hofes, um zu trinken, herabkommen mußten. Vor der Höhle lagen zwei große Stücke Granit; ſie dienten dem Sumpfotter zur Warte, von wo aus er Gehöft und Teich überſhauen konnte. Hier lag er tagtäglih ſtundenlang auf der Lauer, und von hier aus raubte er bei hellem, lihtem Tage Hühner und Enten weg, bis unſer Forſcher ſeinem Treiben, obwohl erſt nah längerem Anſtande, ein Ende machte. Beſonders häufig fand Audubon den Mink am Ohio und beobachtete hier, daß er ſich dur< Mäuſeund Rattenfang auh nüßlih zu machen weiß. Neben ſolcher dem Menſchen nur erſprießlihen Jagd treibt er freilih allerhand Wilddiebereien und namentlih den Fiſchfang, zuweilen zum größten Ärger des Anglers, deſſen Gebaren das liſtige Tier mit größter Teilnahme verfolgt, um im entſcheidenden Augenbli>e aus ſeiner Höhle unter dem Ufergebüſche hervorzukommen und den von jenem erangelten Fiſh in Beſchlag zu nehmen. Nach den Beobachtungen unſeres Gewährsmannes ſ{<wimmt und taucht der Mink mit größter Gewandtheit und jagt, wie der Otter, den ſchnellſten Fiſchen, ſelbſt Lachſen und Forellen, mit Erfolg nah. Jm Notfalle begnügt er ſi freilih auh mit einem Froſche oder Molche; wenn er es aber haben kann, zeigt er ſi< ſehr le>erhaft. Seine feine Naſe geſtattet ihm, eine Beute mit der Sicherheit eines Fagdhundes zu verfolgen; gute Beobachter ſahen ihn von dieſer Begabung den aus8gedehnteſten Gebrauh machen. Fm Moore verfolgt er die Waſſerratten, Rohrſperlinge, Finken und Enten, an dem Ufer der Seen Haſen, im Meere ſtellt er Auſtern nach, und vom Grunde der Flüſſe holt er Muſcheln herauf: kurz, er weiß ſich überall nach des Ortes Beſchaffenheit einzurihten und immer etwas zu erbeuten. Felſige Ufer bleiben unter allen Umſtänden ſein bevorzugter Aufenthalt; nicht ſelten wählt er ſih ſeinen Stand in unmittelbarer Nähe von Stromſchnellen und Waſſerfällen. Verfolgt, flieht er ſtets ins Waſſer und ſucht ſih hier tauhend und ſ{hwimmend zu retten. Auf dem Lande läuft er ziemlih raſ<, wird jedo<h vom Hunde bald eingeholt und dann ſelbſt zum Klettern gezwungen. Fn der Angſt verbreitet er gleih dem Fltis einen ſehr widerlichen Geruch.

Jn Nordamerifa fällt die Nollzeit des Minks zu Ende Februar oder zu Anfang des März. Den Boden de>t um dieſe Zeit meiſt tiefer Schnee, und ſomit kann man re<ht deutlich wahrnehmen, wie raſtlos er iſt. Man ſieht die brünſtigen Männchen längs der Stromufer na< Weibchen ſuchen, und es kann dabei geſchehen, daß eine ganze Geſellſchaft unſerer Tiere, den Flüſſen folgend, ſih in Gegenden verirrt, in denen ſie ſonſt ſelten oder gar niht mehr vorkommen. Audubon ſ<oß an einem Morgen ſe<s alte Männchen, welche unzweifelhaft