Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Leben8weiſe. Färbung und Wohnort. 25

Gewand der Wüſte. Die Hyänen, als Nachttiere, ſind in Grau gekleidet, in diejenige Farbe, welche am eheſten dem Auge verſhwindet. Löwe und Pardel, Gepard und Serval geben ſih als e<hte Steppentiere zu erkennen; Braungelb iſ Grundfarbe, aber allerlei anders gefärbte Fle>en zeigen ſih auf ihr: die Steppe iſt bunter und kann daher auh bemalte Tiere beherbergen. Unſere nordiſhen Kaßen entſprechen ihrer farbloſeren Heimat und unſerer trüberen Nacht: Grau iſt ihre Hauptfärbung; der Karakal dagegen bekundet ſich als e<tes Wüſtentier; der Tiger verſchwindet zwiſchen den Nohrſtengeln der Bambuswälder mit ſeinen \{<warzen Streifen, der Leopard in den buntlaubigen Gebüſchen Mittelafrikas; die amerikaniſhen Katen ſtimmen gut zu ihren bunten Wäldern. Fn den Ginſter- und Shleichkaßen ſehen wir echte Erdtiere: Grau mit oder ohne Fle>en und Streifen und ein überall hinpaſſendes, ſehr ſchwer zu beſchreibendes Graugrün ſind die hauptſächlichſten Färbungen ihres Pelzes. Die Marder bekunden ihre Allſeitigkeit au<h im Felle. Beim Baummarder iſt es braun, beim Steinmarder gräulicher, beim Fltis fahler; das Wieſel endlih we<ſelt ſeine Sommertraht mit dem Winter- oder Schneekleide. Unſer Vär iſt erdbraun, der Eisbär weiß, der Waſchbär rindenfarbig. Die Beuteltiere zeigen ebenfalls Erd-, Gras- oder Baumfärbung. Sehr deutlich tritt die Gleichfarbigkeit bei den Nagern hervor. Jh erinnere an die Haſen. Jeder Jäger weiß, was es ſagen will, einen Haſen im Lager zu ſehen: die Ähnlichkeit ſeines Pelzes und des Bodens iſt ſo groß, daß man auf zehn Schritte Entfernung an ihm vorübergehen kann, ohne ihn zu bemerken. Der Wüſtenhaſe iſt natürlich iſabellgelb, der nordiſhe und Hochgebirgshaſe aber wechſelt ein Sommer- und ein Winterkleid. Das Kaninchen, ein Höhlentier, hat graue Färbung. Unſer Eichhörnchen iſt fihtenrindenbraun, das nordiſche und fliegende dagegen ſind birkenrindenfarbig. Feldmäuſe haben ein graubraunes, Wüſtenmäuſe ein fahlgelbes, Steppenmäuſe ein gelblihbraunes, oft geſtreiftes Haarkleid. Unter den Wiederkäuern tragen die Hirſche ein Waldkleid, die Gemſen, Renntiere und Steinbö>e ein Felſenkleid, die Antilopen ein Steppen- oder Wüſtenkleid. Die Einhufer geben ſi< wenigſtens im Quagga, Zebra und wilden Eſel als Steppentiere, die Vielhufer in ihrem unbeſtimmbaren Grau als Sumpfbewohner zu exkennen. Kurz, die angegebene Regel iſt eine allgemeine, und Ausnahmen ſind nicht häufig. Man wird ſelten irren, wenn man in einem braun, graugrün oder ſilbergrau gefärbten Säuger einen Baumbewohner, in einem dunkelgrau, fahlgelb, rötlihgrau, erdbraun und ſ{hneeweiß gefärbten einen Erdbewohner vermutet. Fſabellgelb iſt Wüſtenfarbe, Dunkelgelb Steppenfarbe, Aſchgrau Felſenfarbe; bei Nachttieren iſt Grau vorherrſchend, Tagtiere zeigen es mehr mit anderen Farben gemiſcht. Große Unſicherheit, Unbeſtimmbarfeit der Färbung läßt auf Vielſeitigkeit in der Lebensweiſe ſ{hließen; beſtimmte Färbung deutet auf einen abgeſchloſſenen beſtimmten Wohnort des Tieres: einfah gelbe Tiere ſind immer Wüſtenbewohner, einfa<h weiße faſt ausnahmslos Schneetiere.

Nicht alle, aber doch viele Säugetiere wechſeln alljährlich ihr Kleid; es läßt ſich dieſer Vorgang jedo< kaum mit der Maujer der Vögel vergleichen. Bei den beſhuppten Mitgliedern der Klaſſe, namentli<h bei Schuppen- und Gürteltieren, erſeßen ſi<h wahrſcheinlih nur die gewaltſam ausgeriſſenen Panzerteile; bei denen, welche ein Stachelkleid tragen, wie Jgel und Stachelſchweine, fallen unzweifelhaft viele von den umgewandelten Haaren aus: es fragt ſih nur, ob dies ebenſo regelmäßig geſchieht, wie bei behaarten Säugern die Härung erfolgt. Bei den Waltieren findet der Erſa ihrer ſchleimigen Haut wohl in derſelben Weiſe ſtatt wie bei uns die Neubildung der Oberhaut; Beobachtungen hierüber fehlen aber no< gänzlih. Auch bei den Affen, insbeſondere bei den Menſchenaffen, habe ih feine innerhalb einer beſtimmten, regelmäßig wiederkehrenden Friſt vor ſih gehende Härung, vielmehr nux ein allmählihes Nachwachſen der Haare bemerkt, und möglicherweiſe gibt es noh viele in den Wendekreis (ändern lebende Säugetiere, bei denen es ſih ebenſo