Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elch: Geſchichtliches. 437

wurden 10 Stü> Elentiere nah Rom gebraht; Aurelian ließ ſih mehrere bei ſeinem Triumphzuge voranführen. Fm Mittelalter wird das Tier oft erwähnt, namentlih auh im Nibelungenliede, wo es unter dem Namen „Elk“ vorkommt. Wenn die Sage recht berichtet, wäre zu dieſer Zeit das Elentier durh ganz Deutſchland bis zum äußerſten Weſten hin vorgetommen; denn gerade bei der Beſchreibung der Jagd Siegfrieds im Wasgau heißt es: „Darnah ſ{<lug er wieder ein Wiſent und einen Elk, Starker Auer viere und einen grimmen Schelk,“

Fn den Urkunden des Kaiſers Otto des Großen vom Fahre 943 wird geboten, daß niemand ohne Erlaubnis des Biſchofs Balderich in den Forſten von Drenthe am Niederrhein Hirſche, Bären, Rehe, Eber und diejenigen wilden Tiere jagen dürfe, welche in der deutſchen Sprache Elo oder Schelo heißen. Dasſelbe Verbot findet ſih no< in einer Urkunde Heinrichs TL. vom Jahre 1006 und in einer anderen von Konrad Ik. vom Fahre 1025. Jn den norddeutſchen Torfmooren, bei Braunſchweig 2c. findet man jeßt no< Elengeweihe. Der oftgenannte Biſchof von Upſala, Olaus Magnus, iſt der erſte, welher den Elch näher tennzeihnet. „Wie die Hirſhe“, ſagt er, „ſ{<wärmen dieſe Tiere herdenweiſe in den großen Wildniſſen umher und werden häufig von den Jägern in Negen oder in Klüften gefangen, wohinein man ſie dur< große Hunde treibt um ſie dann mit Spießen und Pfeilen zu erlegen; auh das Hermelin ſpringt ihnen man<hmal, wenn ſie auf dem Boden weiden oder auh aufrecht ſtehen, an die Kehle und beißt ſie dermaßen, daß ſie verbluten. Die Elentiere kämpfen mit den Wölfen und ſ<hlagen ſie oft mit den Hufen tot, beſonders auf dem Eiſe, wo ſie feſter ſtehen als die Wölfe.“ — „Fn Pommern“, ſagt Kantzow in ſeiner „Pomerania“ (1530), „hat's auh große Heiden, daſelbſt pflegt man elende. Das thier hat von ſeiner vnmacht den namen bekhomen, den es hat nichts, damit es ſi< weren khan; es hat wol breite hörner, aber es weiß ſih niht mit zu behelffen, ſondern es verbirgt ſich in die vnwegſamſten ſümpfe und walde, da es ſicher ſey. Es khan aber einen minſchen oder hundt weit erwittern; dasſelbige iſt ihme offt zu heyl, ſobald aber die hunde zu jme fhomen, iſt's gefangen. Die flawen helt man für die fallende ſucht gut, darumb macht man ringe daraus und traget ſie über den Fingern. Etliche haben gemeint, es habe keine fnie oder gelenkte, aber das iſt falſ<“ 2c. Auch der alte Ges ner, welcher die Fabeln der Alten wiedergibt, iſt der Meinung, daß der Name Elen dem Tiere gebührt: „Fſt ſonſt ein wolgeplagtes, und mit dem re<ten Namen zu nennen ein elendes Tier, das täglich von den fallenden Siehtagen nieder geworffen, und darvon nicht eher erlediget wird, es ſtede dann ſeine Klaue an dem reten hindern Lauff in das lin>e Ohr.“

Jn den legten Fahrhunderten hat der Elchwildſtand in Europa überall ſehr {nell und bedeutend abgenommen. Noch im 17., möglicherweiſe ſogar im 18. Jahrhundert iſt der Elch hier und da in Salhſen und Sthleſien vorgekommen. Jn Sachſen wurde der leßte Elen im Fahre 1746, in Sthleſien, laut Haugwitz, der lebte im Jahre 1776 erlegt. Jn Pommern ſcheint er ſih ebenſo lange erhalten zu haben; in Oſtpreußen war er um dieſe Zeit noh ziemlih verbreitet; doh mußte auh hier ſhon nach dem Siebenjährigen Kriege ein Gebot zur Schonung des Elchwildſtandes erlaſſen werden. Zu Anfang dieſes Jahrhunderts gab es in den Forſten Schorell, Tzulkien und Skalliſen noch viel Elenwild. Jm Forſte Fbenhorſt bei Tilſit hat es ſih, geſüßt dur< königliche Beſtimmung, bis auf unſere Tage erhalten. Zwar waren die Tiere im Jahre der Jagdfreiheit 1848 auch hier bis auf 16 Stü> vermindert worden und im darauf folgenden Jahre ſogar bis auf 11 Stü zurü>gegangen; ſtrengſte Schonung aber und Einführung {hwediſcher Elche im Anfange der ſechziger Jahre hob nah und nach den Wildſtand wieder, ſo daß er 1874, laut Angabe des königlichen Oberförſters Axt, in den FZbenhorſter Forſten 76 Stück betrug und gegenwärtig auf rund 100 Stü geſtiegen iſt, Außerdem ſtehen in den Waldungen der Oberförſtereien