Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

438 Elfte Ordnung: Paarzeher; fünfte Familie: Hirſche.

Gauteden, Tapiau, Frißen, Sternberg, Greiben und Bludau, ſämtlich im Regierungsbezirke Königsberg belegen, zuſammen no< 70—80 Stü Elchwild. Somit zählen wir no< heute dieſe Hirſchart zu den deutſchen Tieren.

Abgeſehen von dieſen unter ſtrengſter Aufſicht ſtehenden Gehegen findet man den El< in den höheren Breiten aller waldreichen Länder Europas und Aſiens. Jn unſerem Erdteile iſt er auf die baltiſchen Niederungen, außer Oſtpreußen alſo auf Litauen, Kur- und Livland, ſowie auf Shweden und Norwegen und einige Stre>en Rußlands beſchränkt. Fn Norwegen bewohnt er die öſtlichen Provinzen des Südens, in Schweden. die daran ſtoßenden weſtlichen oder mit anderen Worten, die ungeheuern Waldungen, welche das ſogenannte Kjölengebirge bede>en, namentli<h alſo Wermeland, Dalekarlien, Herjedalen, Öſterdalen, Hedemarken, Gulbrandsdalen und Valdersdalen. Weit häufiger als in Europa lebt der Elch in Aſien. Ex breitet ſi<h hier nördlih vom 50. Breitengrade über den ganzen Norden bis an den Amur aus und kommt überall vor, wo es große ausgedehnte Wälder gibt, naŸ Norden hin, ſoweit der Baumwu<hs reiht. Jm Stromthale der Lena, am Baikal -See, ani Amur, in der Mongolei und Tunguſien hält er ſi< no< immer in ziemlicher Anzahl.

Der Elen iſt ein gewaltiges Tier. Die Leibeslänge eines erwachſenen Elchhirſhes beträgt 2,6—2,9 m, die Länge des Schwanzes ungefähr 10 cm, die Höhe am Widerriſte 1,9 m. Sehr alte Tiere önnen ein Gewicht von 500 ks erreichen; als Dur<hſchnittsgewiht müſſen jedo< 300—400 kg betrahtet werden. Der Leib des Elches iſt verhältni8mäßig kurz und did, breit an der Bruſt, hoch, faſt hö>kerig am Widerriſte, gerade am Rücken, niedrig am Kreuze. Ex ruht auf ſehr hohen und ſtarken Beinen von gleicher Länge, welche mit ſhmalen, geraden, tiefgeſpaltenen und durch eine ausdehnbare Bindehaut vereinigten Hufen beſhuht ſind; die Affterklauen berühren leiht den Boden. Auf dem kurzen, ſtarken und kräftigen Halſe ſißt der große, langgeſtre>te Kopf, welcher vor den Augen verſhmälert iſt und in eine lange, dide, aufgetriebene, ſehr breit nah vorn abgeſtußte Schnauze endet. Dieſe iſt dur die knorpelige Naſe und die den Unterkiefer weit überragende, die, ſehr ſtart verlängerte, höchſt bewegliche, gefurhte und behaarte Oberlippe faſt verunſtaltet. Die kleinen “und matten Augen liegen tief in den ſtark vortretenden Augenhöhlen; die Thränengruben ſind unbedeutend. Große, lange, breite, aber zugeſpißte Dhren ſtehen nah ſeitwärts ge: rihtet am Hinterkopfe, neigen ſih aber oft ſ{<lotternd gegeneinander. Das Geweih des erwa<hſenen Männchens beſteht aus einer großen, einfachen, ſehr ausgebreiteten, dreieœigen, platten, ſ{haufelförmigen, gefurhten Krone, welche an ihrem äußeren Rande mit zahlreichen Za>en beſett iſt, und wird von kurzen, di>en, gerundeten, mit wenigen Perlen beſeßten Stangen getragen, welche auf kurzen Roſenſtö>ken ſißen und ſich ſogleich ſeitlih biegen. Fm erſten Herbſte bemerkt man beim jungen Boke da, wo das Geweih aufſißt, einen dichten Haarwulſt, im nä<hſten Frühjahre erhält er die Roſenſtö>ke, im zweiten einen etwa 30 em langen Spieß, welcher erſt im folgenden Winter abgeworfen wird. Allmählich zerteilt ſi das Geweih mannigfaltiger. Jm fünften Jahre entſteht eine flahe Schaufel, verbreitert ſih fortan und teilt ſi< an den Rändern in immer mehr Za>en, deren Anzahl bis in die zwanzig ſteigen kann. Die Augenſproſſen werden in dieſe Schaufel mit aufgenommen. Das Geweih erreiht ein Gewicht bis zu 20 kg.

Die Behaarung des Elens iſt lang, diht und ſtraff. Sie beſteht aus gekerbten, dünnen und brüchigen Grannen, unter denen kurze, feine Wollhaare ſißen; über den Firſt des Na>ens zieht eine ſtarke, ſehr dichte, der Länge nah geteilte Mähne, welche ſih gewiſſermaßen am Halſe und an der Vorderbruſt fortſeßt und bis 20 em lang wird. Sonderbarerweiſe ſind die Bauchhaare von rü>wärts nach vorn gerihtet. Die Färbung iſt ein ziemlich gleihmäßiges Nötlichbraun, welches an der Mähne und den Kopfſeiten in glänzendes Dunkelſhwarzbraun, an der Stirne ins Rötlichbraune und am S<hnauzenende ins Graue zieht;