Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elch: Verbreitung. Aufenthalt. 439

die Beine ſind weißlihaſhgrau, die Augenringe grau. Vom Oktober bis zum März iſt die Färbung etwas heller, mehr mit Grau gemiſcht. Das Tier iſt kaum kleiner, trägt aber fein Geweih und hat längere und ſhmälere Hufe ſowie kürzere und wenig nah au3wärts gerichtete Afterklauen. Sein Kopf erinnert an den eines Eſels oder Maultieres. Fm Winterfleide unterſcheidet ſih das weibliche Elentier vom Hirſche durch einen ſenkrecht geſtellten, ſ<malen Streifen unter dem Feigenblatte.

Jun der Weidmannsſprache wendet man alle für Edel- und Damhirſh gültigen Ausdrüde au< für das Elhwild an. Das Schmaltier wird mit dem dritten Fahre fertig und in den folgenden Fahren als Alttier angeſprochen. Der Elchhirſh heißt im erſten Jahre Kalb, im zweiten und dritten Spießer oder Gabler, im vierten geringer Elhhirſ<, im fünften geringer Schaufler, im ſe<hſten guter Schaufler und in höheren Jahren Haupt- oder Kapitalſchaufſler. Fn Jbenhorſt zählt man die Enden des Geweihes und ſpricht demgemäß den Elchhirſh genau wie den Rothirſch an.

Wilde, einſame, an Brüchen und unzugänglichen Mooren reihe Wälder, namentlih ſolche, in denen Weiden, Birken, Eſpen und andere Laubbäume ſtehen, bilden den Stand des Elchwildes. Der Forſt von Jbenhorſt enthält etwa 500 Hektar mit Kiefern, Fichten und Birken beſtandenen Höhenboden, 1500 Hektar Torfmoor und 10,000 Hektar Exrlenbruch, in welchem einzelne Birken und Eſchen eingeſprengt ſind. Zwiſchen den Erlenſtö>en und an den Rändern der Gräben wachſen in großer Ausdehnung Weidenwerft, Rohr, Schilf, Gräſer, Brenneſſeln von gewaltiger Höhe, wodur<h die wildeſten Dikichte hergeſtellt werden. Ein ſo beſhaffenes und beſtandenes Gebiet gewährt dieſem Hirſche alle Bedingungen zu einem ihm behaglichen Leben; niht minder zuſagend ſind ihm übrigens au< ausgedehnte, naſſe Shwarzholzwaldungen, vorausgeſeßt, daß in ihnen Weidenarten niht gänzlih fehlen. Sümpfe und Moore ſcheinen zu ſeinem Gedeihen und Wohlbefinden unumgängli<h notwendig zu ſein. Das plumpe Geſchöpf hält ſi< im Sommer in den tiefer gelegenen naſſen Gegenden auf, im Winter in den höheren, welche den Überſhwemmungen niht ausgeſeßt und niht mit Eis bede>t ſind. Bei ſtillem, heiterem Wetter bevorzugt es Laubhölzer, bei Regen, Schnee und Nebel Nadelholzdi>ichte. Aus Mangel an Ruhe oder hinlänglicher Äſung verändert es leicht ſeinen Standort. Jm Jbenhorſter Forſte begibt es ſich im Winter, den Erlenbruh verlaſſend, nah den Torfmooren und in die hochgelegenen Kieſerwaldungen; in Livland, Rußland und Skandinavien ſtreift es weit umher; in Oſtſibirien tritt es, wenn auf den Höhen viel Shnee fällt, in die Ebenen herab, zieht in ſehr ſhneereichen Wintern ſogar bis in die ſonſt ſtreng gemiedenen kahlen Hohſteppen hinaus. Ein Bett bereitet ſi< der Elch in keinem Falle, legt ſi vielmehr ſtets ohne weiteres nieder, gleichviel, ob er Sumpf oder Moor oder ob er tro>nen oder {<neebede>ten Waldboden zum Orte ſeiner Ruhe erwählt.

Um die Lebensgeſchihte des Elens möglichſt vollſtändig und wahrheitsgemäß ſchildern zu können, habe i< in Fbenhorſt ſelbſt Erkundigungen eingezogen und durch die Güte der Herren Forſtmeiſter Wieſe, Oberförſter Axt und Förſter Ramonath ebenſo ausführliche wie unſere Kenntnis des Tieres bereichernde Mitteilungen erhalten. Fnfolge der ihm ſeit Jahrzehnten gewährten Schonung lebt der Elch in den Jbenhorſter Forſten allerdings unter anderen Verhältniſſen als in den übrigen Teilen ſeines Verbreitungsgebietes und hat insbeſondere die Scheu vor dem Menſchen faſt gänzlich verloren, benimmt und beträgt ſich jedo<h niht wie ein gefangenes, ſondern wie ein freies Tier, bekundet alle Eigenarten eines ſolhen und darf deshalb immerhin für eine Lebensſchilderung als maßgebend erachtet werden.

Jn ſeiner Lebensweiſe weiht der Elch vielfah von der des Hirſches ab. Wie dieſer ſ<lägt er ſich zu Nudeln von ſehr verſchiedener Stärke zuſammen, und nur gegen die