Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Elch. Mustier. y 447

Forſten ſo gefährlih, daß Hegung nirgends, Schonung kaum ſtattfinden darf, wenn es ſi darum handelt, Forſtbau den Erforderniſſen unſerer Zeit gemäß zu betreiben. Jn jenen Wäldern, welche ſeine Heimat bilden, fällt der Schade nicht ſo ins Gewicht, als man von vornherein annehmen möchte; denn jene ſind ohnehin halbe Urwälder. Aber auch in den Jbenhorſter Forſten rihtet das Elhwild nicht ſo viel Unfug an, daß man deshalb auf ſeine Ausrottung dringen müßte. Fe mehr wir gezwungen ſind, den Wildſtand in unſeren eine regelre<te Bewirtſchaftung zulaſſenden Forſten zu verringern, um ſo mehr ſollen wir beſtrebt ſein, das Wild da zu hegen und zu pflegen, wo der von ihm verurſachte Schade unerhebli< genannt werden darf.

Das Mustier, der Muſe, Monſe, Muswa der Jndianer, Mooſe und Mooſedeer der engliſhen und Orignal der franzöſiſhen Amerikaner (Alces americanus, A. machlis, malchis und muswa, Cervus orignal und lobotus), unterſcheidet ſi hauptſächlich durch tief eingeſchnittene Geweihſchaufeln mit geſonderten Augenſproſſen, durch die ſ<wach behaarte Kehlwamme und die dunklere Färbung von ſeinem altweltlihen Verwandten. Noch iſt man über das Tier keineswegs im reinen, obgleich einige Forſcher nicht bloß an den Fellen, ſondern ſogar an den geräuherten Keulen Unterſchiede auffinden wollten. Jh habe es lebend neben unſerem europäiſchen Elche geſehen, bin jedo<h niht im ſtande geweſen, erhebliche Unterſchiede zwiſchen beiden Tieren herauszufinden, und glaube faum, daß es ſi< als beſondere Art aufſtellen läßt. Die Geweihe des Mustieres ſind ſtärker und ſ{<werer als die unſerer Elche und erreichen ſelbſt ein Gewicht von 30—40 ks. Hamilton Smith gibt folgende Beſchreibung: „Das Mustier iſ die größte Hirſchart, denn es iſt am Widerriſte höher als ein Pferd. Wollte man den großartigen Eindru> welchen dieſes Tier auf ſeine Beſchauer mat, leugnen, ſo müßte man nur ausgeſtopfte Weibchen oder Junge geſehen haben. Wir hatten Gelegenheit / Mushirſche in der Pracht ihrer Entwi>elung, mit vollendetem Geweihe und in ihrer Wildheit zu ſehen, und wir müſſen geſtehen, daß fein Tier einen ergreifenderen Eindru> hervorzurufen vermag. Der Kopf mißt über 2 Fuß, hat aber ein plumpes Anſehen; das Auge iſt verhältni8mäßig klein und tiefliegend, die Dhren ähneln denen eines Eſels und ſind lang und behaart; die Geweihza>en vermehren ſi<h bis zu 28.“ :

Gegenwärtig findet ſi das Mustier noh im Norden Amerikas, namentlich in Kanada, Neubraunſhweig und an der Fundybai. Franklin fand es am Ausfluſſe des Maenzie und öſtlih no< am Kupferminenfluſſe unter 65 Grad Nordbreite. Ma>enzie traf es auh auf den Höhen der Felſengebirge und an den Quellen des Elkfluſſes. Das Mustier wirft das Geweih ſpäter ab als der europäiſche El<, gewöhnlich im Januar und Februar, in ſtrengen Wintern aber erſt im März. Die Äſung iſt wahrſcheinlich dieſelbe wie die des Elches.

Die Wilden ſtellen dem Mustiere eifrig nah und betreiben ſeine Jagd auf mannigfaltige Weiſe. Einer ihrer Hauptkniffe iſt, das Wild ins Waſſer zu treiben, wo ſie ihm dann mit ihren Booten auf den Leib rü>en und es ohne große Mühe totſhlagen können. Dieſe Leute behaupten, daß ſie nah dem Genuſſe des Elchwildbrets dreimal ſo weit reiſen könnten, als wenn ſie eine Mahlzeit von anderem Fleiſche genoſſen hätten. Aus den Geweihen fertigen ſie große Löffel; die Haut benugen ſie zum Überziehen der Boote. Funge Mustiere können leiht gezähmt werden, lernen in wenigen Tagen ihren Wärter kennen und folgen ihm dann mit viel Vertrauen. Mit zunehmendem Alter aber werden auh ſie wild, zornig und gefährlich.

Bei den Renntieren (Rangifer) tragen beide Geſchlechter Geweihe, welche von dem furzen Noſenſto>e an bogenförmig von rü>- nah vorwärts gekrümmt, an ihren Enden