Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Edelhir\<: Entwikelung und Stärke der Geweihe. 471

ſtattſindei. Dieſe Doppelgabel kennzeichnet die Krone des Vierzehn-Enders; fehlt ſolchem Geweihe die Eisſproſſe, ſo wird der Hirſh jagdmäßig als Zwölf-Endex angeſprochen U. |. f. In der Krone des Sechzehn-Enders biegt ſih die Hauptſtange hinter der Doppelgabel des Vierzehn-Enders aufs neue zurü>, wendet aber die Spiße wieder nah innen; die fünfſache Krone des Achtzehn-Enders entwi>elt die Spige der Hauptſtange des Se<hzehn-Enders und wieder eine Nebenſproſſe nah außen: hierdurch entſteht eine dreifache Gabel über- und hintereinander, von vorn nach hinten allmählich höher anſteigend; ſie, mit der doppelten Biegung der Hauptſtange, kennzeichnet den Achtzehn-Ender. Beim Zwanzig-Ender biegt ſi hinter der dreifahen Kronengabel des Achtzehn-Enders die Hauptſtange aufs neue knieförmig nah rü>wärts, die Krone zählt alſo ſieben Enden und drei knieförmige Biegungen. Die Krone des Zweiundzwanzig-Enders würde vier Kronengabeln hintereinander und eine dreifache fnieförmige Biegung in der Hauptſtange einer Krone haben 2c. Jn dieſen Zügen liegt die regelrehte Entwitelungsreihe angedeutet, und der Zuſammenhang der Geſtalt und Anzahl iſt unverkennbar; die Form der Geweihe erſcheint als Hauptſache, als das Bedingende, die Anzahl der Enden ſchließt ſi< der Form als das Unweſentliche, Bedingte, an. Alle Abweichungen ſind für den Tierkundigen nebenſählih, auh ſolche, wo die Nebenſproſſen ſih ungewöhnlich zerteilen; denn ſolche Zerteilung kann jede Verzweigung der Hauptſtange treffen und ins Unbegrenzte fortgehen. Sie zeigen ſih nicht ſelten in den Enden der Kronen von ſehr alten Hirſchen und fommen auch häufig an der Mittelſproſſe vor. So kommt es, daß in den Augen des Naturxforſchers die hohe Endenzahl vieler berühmter Geweihe, 4. B. des Sechsundſechzig-Enders auf der Morißburg, welcher vom Kurfürſten Friedrih TIT. 1696 bei Fürſtenwalde geſchoſſen wurde, ſehr gewaltig zuſammenbricht. Mehr als 20 regelrechte Enden ſind wohl ſehr ſelten vorgekommen; Achtzehn-Ender ſieht man ſchon in jeder mäßig großen Sammlung, und unter den lebenden Hirſchen kommen Sechzehn-Ender noh immer nicht ſelten vor. Bei reichlicher Äſung geſchieht es, daß die Hirſche bei neuen Aufſäßen Geweihe von 6 und 10 Enden überſpringen; noch häufiger aber kommt das Wiederholen der Endenanzahl und ebenſo oft das Zurüſeßen auf eine geringere Endenanzahl vor. Jn dieſer Beziehung bildet der Zehn-Ender eine auffallende Grenze. Ein Hirſh, welcher einmal eine Krone getragen hat, ſegt nie weiter als auf einen regelmäßigen ZehnEnder zurü>.“

„Was die Endenzahl betriſſt“/, ſchreibt von Dombrowski, ſo muß bemerkt werden, daß die meiſten Hirſche, deren Geweihe heute die Morißburg ſ<müd>en, nicht in freier Wildbahn ſtanden. Es waren dies beſonders ſtarke Hirſ<hfälber, die in der Jugend eingefangen, dann im eingefriedigten Raume bei denkbar beſter Äſung gehalten und, wenn ſie endlich eine jener auf ungeſunder und unnatürlicher Überproduktion beruhenden bizarren Bildungen vere>t hatten, wie ſie die Dreißig- bis Sechsundſechzig-Ender der Moribburg zeigen, gelegentli<h eines eingeſtellten Jagens vor irgend einem hohen Herrn auf den Lauf gebracht wurden.“ Dies bemerkt unſer Gewährsmann, um zu warnen, daß beim Vergleiche von Gemweihen, die aus älterer und neuerer Zeit ſtammen, die Zahl der Enden allzuſehr hervorgehoben oder als maßgebend betrachtet werde. Auf Grund ſehr umfaſſender, in jüngſter Zeit angeſtellter Unterſuchungen gibt von Dombrowski folgendes Urteil ab: „Wir gelangen fonach zu dem für die geſamte Jägerwelt erfreulichen und überraſchenden Ergebniſſe, daß die als einzig daſtehende und fabelhafte Prachtſtücke angeſtaunten Geweihe der Moritzburg, mit Ausnahme der Endenzahl, von den Hirſchen der Gegenwart erreicht, ja in manchen Beziehungen übertroffen werden. Fügen wir bei, daß faſt alljährlih Brunfthirſche mit einem Gewichte von 270—282 kg ohne Aufbruch erlegt werden, ſo iſ hierdur< wohl auch die Thatſache endgültig feſtgeſtellt, daß es nie ſ\<werere Hirſche gegeben hat als die, wel<e man in geſegneten Revieren noh heutzutage antrifft.“ Neuerdings