Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Baraſinga. Axishirſ\. 475

ziemlih hoher, kurzer, blötender Ton, welcher dem Schrei einer geängſtigten jungen Ziege ſehr ähnelt, jedo<h viel kürzer hervorgeſtoßen wird. Abweichend von anderen Hirſchen ſoll der Baraſinga zu jeder Fahreszeit ſhreien, gewiſſermaßen zu ſeiner Unterhaltung; er pflegt auh einen Anruf mit Regelmäßigkeit zu beantworten.

ES

Unter anderen tndiſchen Hirſchen verdient unſere Beachtung zunächſt der Axis, der Tüpfelhirſ< der Engländer, in Fndien Tſchital, Buriya, Dupi, Sarga, Mikka 2c., auf Ceylon, laut Kelaart, Tikmuha genannt (Cervus [Axis] axis, Axis maculatus, A. oryzeus, À. major und medius). Er vertritt eine beſondere Untergattung (Axis), iſt fleiner als der Baraſinga, da er bei 135—150 cm Leibeslänge nur 90—95 cw Schulterhöhe erreiht, dürfte jedoch, ſoweit die Färbung in Betracht kommt, einer der ſ{önſten, wenn nicht der ſchönſte aller Hirſche ſein. Der Leib iſt geſtre>, aber niedrig geſtellt und deshalb gedrungen erſcheinend, der Hals verhältni8mäßig di>, der Kopf kurz, regelmäßig gebaut, nah dem Maule zu fein verjüngt, das Gehör mittellang, lanzettförmig, ſchmal, der Wedel ziemlih lang und gerundet. Ein angenehmes Graurötlichbraun iſ die Grundfärbung; der Nüenſtreifen erſcheint ſehr dunkel, auf dem Widerriſte faſt {<warz; Kehle Gurgel, Bauch und Znnenſeite der Läufe ſind gelblihweiß, die Außenſeiten der Läufe gelblichbraun. Sieben Reihen weißer, ziemlich unregelmäßig geſtellter Fle>en auf jeder Seite bilden die Zeihnung. In der unterſten Reihe ſtehen die Fle>en ſo dicht zuſammen, daß ſie ſich längs der Weichen und auf den Hinterſchenkeln zu einem faſt ununterbrohenen Bande vereinigen. Der Kopf und die Seiten des Unterhalſes ſind ungefle>t. Über den Stirnteil des Geſichtes von einem Auge zum anderen verläuft, hufeiſenförmig nach vorn ſi biegend, eine dunkle Binde; auh die Mitte des ſonſt lichten Scheitels pflegt dunkler zu ſein. Die braune Binde hinter der Muffel iſt ſ{<mal und wird von dieſer durch einen dreie>igen Fle>en von gelblicher Farbe getrennt. Das Gehör iſt außen graubraun, an der Wurzel unbedeutend lichter als in der Mitte. Der Wedel iſt auf der Außenſeite lihtbraun, auf der unteren weiß, welche Färbung zum Vorſchein kommt, ſobald er erhoben wird. Die Jnnenſeite der Keule iſ ziemlich reinweiß. Das ſchön leierförmige Geweih biegt ſich von der Wurzel an nach hinten, außen und oben. Die Augenſproſſe entſpringt unmittelbar an der Roſe und wendet ſih nah vorn, außen und oben, die Gabelſproſſe zweigt ſich oberhalb der Mitte der Stange ab und iſt nach oben ſowie etwas nach hinten gerichtet. Das ſtärkſte Geweih, von welchem Forſyth berichtet, hatte, der Krümmung nach gemeſſen, eine Stangenlänge von 96 em. Das Geweih ändert ſowohl in der Stärke als auch in der Rauhigkeit und Geſtalt vielfah ab und zwar, wie es ſcheint, je nah der Gegend, in welcher die Hirſche heimiſch ſind; ebenſo iſt von dieſen eine ſtarke und hwache „Raſſe“ unterſchieden worden, deren mannigfaltige Merkmale zur Auſſtellung mehrerer Arten geführt haben. '

Der Verbreitungskreis des Axis umfaßt ganz Jndien nebſt Ceylon, mit Ausnahme des Pandſchabs, und oſtwärts die Länder bis Cochinchina. Das Tier belebt ſowohl flaches als au< hügeliges Land, findet ſi in den Vorbergen des Himalajas und in den Sanderbans, im vollwüchfigen Walde ſowie im Dſchangel, gewöhnlih aber nahe am Waſſer. Wo die Umgebung ihm zuſagt, kommt es ſehr zahlreih vor und bildet große Nudel, die bis zum Morgen auf den Blößen weiden, für den Tag aber den Waldesſchatten aufzuſuchen pflegen. Der Axis iſt ein Gegenſtand eifriger Jagd der Eingeborenen und der Engländer; dieſe vielfachen Nachſtellungen mögen die Urſache ſein, daß er da, o er ſih verfolgt weiß, mindeſtens ebenſo ſeu iſt wie unſer Hochwild. Demungeachtet wird der gefangene Axis bald und vollſtändig zahm. Man hat ihn ſchon vor Jahren nah England eingeführt und in Erfahrung gebracht, daß er ſi< in dem milden Klima vortrefflich hält; von England aus iſt er ſpäter