Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Virginiahirſ<h: Fortpflanzung. Stimme. Weſen. Bewegungen, 487

und ſih waſſerreicheren Gegenden zuzog. Sehr begierig ſind die Hirſche auf Salz: Fäger, welche dies wiſſen und Salzle>en kennen, machen in der Nähe derſelben regelmäßig gute Jagd. Wenn man das Wild ein nächtliches Tier nennt, muß man hinzufügen, daß es in Prairien oder in Örtlichkeiten, wo es ſelten geſtört wird, auh in den Morgen- und Nachmittagsſtunden ſeiner Äſung nachgeht. Unter ſolhen Umſtänden ruht .es gewöhnlich nur in den Mittagsſtunden. Fn den Atlantiſchen Staaten freilih, wo es von den Jägern fortwährend beläſtigt wird, erhebt es ſi ſelten vor Sonnenuntergang von ſeinem Bette. Übrigens ſieht man es im Frühlinge und Sommer öfter als im Winter am Tage äſen.

„Jn Gegenden, wo das Wild fortwährend beunruhigt wird, läßt es den Jäger weit näher an ſein Bett herankommen als in Gauen, wo es ſelten geſtört wird. Es bleibt ruhig liegen, aber feine8wegs weil es ſ{<läft oder niht wachſam iſt, ſondern weil es fürchtet, ſich laufend dem Bli>e auszuſeßen, und hofft, im Liegen überſehen zu werden. Wir haben es liegen ſehen, die Hinterläufe ſprungfertig, das Gehör platt auf die Seiten des Na>ens gepreßt, die Lichter ſcharf jede Bewegung des Störenfriedes bewachend. Unter ſolhen Umſtänden darf der Jäger nur dann auf Erfolg hoffen, wenn er langſam rund um das Tier reitet und thut, als ob er es niht bemerït habe, dann aber plöglih feuert, bevor es ſih von ſeinem Bette erhebt. Ehe es Nachſtellungen erfahren hat, verſucht es, ſi< bei der Ankunft des Jägers in gedu>ter Stellung davon zu ſchleichen.

„Der Gang des Wildes iſt verſchieden. Jm Laufe trägt es ſein Haupt niedrig und verfolgt ſeinen Weg vorſichtig und ſtill, gelegentlih das Gehör und den Wedel bewegend. Das größte Tier iſt regelmäßig der Führer des Trupps, welcher in der ſogenannten indianiſchen Reihe fortzieht; ſelten gehen ihrer zwei nebeneinander. Ein ruhiger Schritt iſt die Bewegung des niht in Furt geſeßten Wildes. Wenn es aufgeſtört wird, ohne jedo< erſhre>t zu ſein, ſpringt es zwei- oder dreimal in die Höhe und fällt mit ſheinbarem Ungeſchi> auf drei Läufe nieder, kehrt ſi< einen Augenbli> ſpäter der entgegengeſeßten Seite zu, erhebt ſeinen weißen Wedel und dreht ihn von einer Seite zur anderen. Darauf folgen dann einige hohe Sprünge, worauf das Haupt nach jeder Richtung hin gedreht wird, um womöglich die Urſache der Störung zu erſpähen. Die Sprünge und Säße ſind ſo anmutig, daß man ſie nur mit Erſtaunen und Bewunderung betrachten kann. Sieht dagegen das Wild den Gegenſtand ſeines Schre>ens, bevor es ſi< von ſeinem Bette erhebt, dann ſchießt es raſh niedrig auf dem Boden dahin, Haupt und Wedel in einer Linie mit dem Körper gehalten, und ſo läuft es mehrere hundert Schritt weit fort, als wolle es mit einem edlen Roſſe wetteifern. Dieſe Art der Bewegung kann es jedoch nicht lange fortſeßen; wir haben mehrmals geſehen, daß es dur< einen gewandten Reiter überholt und zurücgetrieben wurde, und wiſſen, daß eine Meute guter Hunde das Wild ungefähr nah ſtündiger Jagd einholt, falls es ihm nicht gelingt, einen Sumpf oder einen Strom zu erreichen, in welchen es ſi< unter ſolchen Umſtänden augenblili<h wirſt. Es geht übrigens au< unbedrängt ins Waſſer und ſhwimmt mit großer Schnelligkeit, den Leib tief eingeſenkt und nur das Haupt über der Oberfläche erhoben. Nach unſeren Erfahrungen kreuzt es zuweilen ſehr breite Ströme und durchſ<wimmt Entfernungen von 2 (engliſchen) Meilen ſo raſh, daß ein Boot es kaum überholen fann. An den ſüdlichen Küſten wirſt ſih das von Hunden verfolgte und ermüdete Wild in die Brandung, ſ{hwimmt auf 1 oder 2 Meilen in das Meer hinaus und kehrt gewöhnli<h zu demſelben Plate zurü>, von welchem es ausgegangen war.

„Wenn wir nachts dur den Wald ritten und an Wild vorüberkamen, hörten wirx oft, daß es mit dem Fuße aufſtampfte, oder vernahmen von den Hirſchen ein lautes Schnaufen. Hierauf ſtürmte das Nudel eine kurze Stre>e dahin und ſtampfte und ſchnauſte wieder. Dieſes Betragen ſcheint übrigens nur bei Nacht ſtattzufinden. Das Wildbret iſt das wohl[<med>endſte von dem aller Tierarten, deren Fleiſ<h wir verſucht haben. Es iſ feiner als