Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Muntdſchat: Verbreitung. Weſen. Stimme. Fagdweiſen. 503

ein Pärchen werden ſo ſelten bei einander gefunden, daß Baldwin und McMaſter beſonders hervorheben, ſie hätten je einmal vier und einmal drei beiſammen geſehen. An Stellen, welche außerdem waſſerreih und menſchenleer ſind, befindet ſih unſer Hirſh am wohlſten; er {leiht oder ſ<lüpft, wie Hodgſon ſchildert, mit niedrig gehaltenem Kopfe wie ein Wieſel dur< verfilzte Dikichie und zwiſchen zuſammengebrohenen Bäumen umher und weiß ſih behende auh durch die kleinſten Lücken hindurhzuwinden. Ex läßt bei Tage wie bei Nacht ſeinen Ruf hören, ein rauhes, ſcharfes, hallendes Schre>en oder Bellen, nah welchem er auch vielfa<h benannt wird. Kinlo ch ſagt, daß die Stimme ungewöhnlich laut für ein ſo kleines Tier ſei, und ferner, daß man ein erſhre>tes Stück man<hmal wohl eine Stunde lang „bellen“ hören könne. Die Brunft ſoll im März und April ſtattfinden; die Dauer der Trächtigkeit ſcheint no< nict feſtgeſtellt worden zu ſein.

Jerdon führt no< an, daß die Zunge des Muntdſchaks außerordentlich lang ſei und ihm ermögliche, den ganzen Vorderkopf zu bele>en. Schon Markham hat berichtet, daß das Tier beim Laufen öfters ein merkwürdiges Raſſeln oder Klappern hören laſſe, als ob zwei lo>ere Knochen feſt gegeneinander geſhlagen würden. Kinloch, welcher dieſes ſonderbare Geräuſch ebenfalls vernommen hat, bemühte ſi, die Urſache aufzufinden. „Es iſt mir nicht gelungen“, ſchreibt er, „das Rätſel ganz befriedigend zu löſen, aber ih glaube, das Geräuſch wird hervorgebracht entweder dadur<, daß die Kinnba>en zuſammengeſchlagen werden, oder dadurch, daß die Zunge ſcharf gegen den Gaumen geklappt wird. Jedenfalls wird das Geräuſch nicht mit den ungewöhnlich verlängerten E>zähnen des Männchens erzeugt, denn ich habe es auch von einem Weibchen gehört, das ih längere Zeit zahm hielt.“

Die Eingeborenen Javas geben ſi, laut Hors field, niht viel mit der Jagd des Kidang ab, um ſo mehr aber finden die Vornehmen des Landes ein Vergnügen an der: ſelben. Der Kidang hinterläßt eine ſehr ſpürbare Fährte und wird deshalb von den Hunden leiht und ſicher aufgenommen. Wenn er ſih verfolgt ſieht, geht er niht, wie der Hirſch, in die Weite, ſondern läuft anfangs ſo ſchnell wie mögli, bald aber langſamer und vorſichtiger in einem großen Bogen fort, ſobald wie möglich wieder nach ſeinem urſprünglichen Standorte ſih wendend. Die Eingeborenen, welche alle Sitten des Tieres gut kennen, behaupten, daß der Muntdſchak ein kraftloſes und faules Geſchöpf ſei. Wenn man ihn einige Male im Kreiſe umhergetrieben hat und die Verfolgung fortführt, ſoll er ſich zuleßt in einem di>en Buſche verbergen und bewegungslos verweilen, ohne der Annäherung des Jägers Beachtung zu ſchenken, gleichſam als fühle er ſi hier in vollſtändiger Sicherheit. Gelingt es dem Jäger nicht, ihn am erſten Tage zu erbeuten, ſo braucht ex nux am nächſtfolgenden dahin zurücßzukehren, wo er ihn zuerſt auftrieb; er findet ihn dann ſicher an derſelben Stelle. Viele der reichen Gewalthaber halten bloß zum Zwecke dieſer Jagd ſtarke Meuten von Hunden, welche regelreht abgerichtet werden. Sobald ſie die Spur des Wildes gefunden haben, nehmen ſie hißig die Verfolgung auf, und der Jäger kann ihnen dann langſam folgen; denn gewöhnlich kommt er noh rechtzeitig zur Stelle, wo Hunde und Hirſch miteinander im Kampfe liegen. Der Muntdſchak iſt ein ſehr mutiger Geſell und verſteht ſein kleines Geweih und ſeine Eczähne mit Kraft und Geſchiklichkeit zu gebrauchen. Viele Hunde werden verwundet, wenn ſie ihn angreifen und manche tragen auf Nacken und Bruſt oder am Unterleibe Verlegungen davon, welche ihnen das Leben koſten fönnen. Aber der Hirſch, welcher kein zähes Leben hat, unterliegt zulegt doh den vereinigten Angriffen der Hunde, oder wenn niht, ſicher einem Schuſſe des Meutenführers.

Zn Bangka hängt man zwiſchen zwei nahe ſtehende Väume Schlingen und zäunt von den Bäumen aus in ſchiefer Richtung zwei Wände; mit Hilfe der Hunde treibt man den Kidang da hinein und regelmäßig auch in die tückiſch gelegten Schlingen zwiſchen den Bäumen, welche ihm Ausweg und Rettung zu gewähren ſ{<heinen. Außer dem Menſchen ſtellen