Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Pinſel- und Flußſ<wein. 597

noh zu den Seltenheiten. Jh habe ſie öfters geſehen, zeitweilig auh beobachten können, nicht aber gefunden, daß ſie in ihrem Weſen und Gebaren von unſerem Wildſchweine und ſeinen nächſten Verwandten abgewichen wären. Nah meinen Beobachtungen und den mir gewordenen Mitteilungen darf man ſie als verhältnismäßig ſanftmütige Shweine bezeichnen. Ein gegen die Kälte wohl geſhüßter Stall und -davor ein ſonniger Plas, der das Wühlen niht verhindert oder erſhwert, ein reihliches Strohlager, auf oder in welchem ſie, bis zur Hälfte ſi eingrabend und teilweiſe zude>end, ungeſtört der Ruhe pflegen können, fowie endlih ein in gebührender Weiſe beſchi>ter Freßtrog verſeßt ſie früher oder ſpäter gewiß in jene behäbige Stimmung, welche gut gepflegte Shweine in erſichtliher Weiſe auszudrü>ken wiſſen. Gibt man ſih na< Erfüllung ſolcher Bedürfniſſe viel mit ihnen ab, ſo gewinnt man bald ihre Zuneigung und kann ſie ebenſo leicht wie jung aufgezogene Wild- ja faſt wie Hausſhweine behandeln. Jhr Blik hat nichts Bedrohliches, vielmehr etwas entſchieden Freundliches, und ihr Gebaren ſtraft ſolchen Eindru> niht Lügen. Unſerem Klima widerſtehen ſie wie alle Wildſchweine verhältnismäßig leiht, halten daher auc, falls man ſie gegen ſtrengere Winterkälte hüßt, ret gut aus und würden zu großen Hoff nungen berehtigen, wollten ſie ihre Jungen beſſer pſlegen, als diejenigen Mütter, welche in Gefangenſchaft friſten, bisher gethan haben.

Eine zweite Art der Gattung, das Fluß-, Buſch- oder Larven ſ<hwein (Potamochoerus africanus, Sus africanus, larvatus, hoiropotamus und choiropotamus. Phacochoerus laryatus und hoiropotamus, Potamochoerus larvatusgund Choiropotamus africanus), bewohnt, wie es ſcheint, nur Süd- und Oſtafrika, iſt etwas größer, bis auf eine liegende Na>enmähne und einen ziemlich ſtarken Ba>enbart gleihmäßig behaart und ſein Bart wie die Mähne weißlichgrau, das Geſicht fahlgrau, der übrige Leib rötlich graubraun gefärbt.

Über dieſe Art hat Böhm in Oſtafrika folgendes aufgezeichnet: „Das Flußſchwein hält ſih meiſt rottenweiſe hauptſächlih in feuhteren Dikichten und Sümpfen auf, liebt überhaupt das Waſſer und tritt nachts in die bebauten Felder, ſi früh morgens in die Baumſteppe zurü>ziehend, die es zuweilen ſchon am ſpäten Nachmittage wieder verläßt. Den Äctern wird es dermaßen ſchädli<, daß ſich die Eingeborenen zuweilen gezwungen ſehen, ihre Wohnpläße zu verlaſſen. Die Lebensweiſe gleicht ſehr derjenigen unſeres Wildſchweines; Friſch: linge im Dezember, Januar und Mai. Am Likulve war die Färbung nur zum Teil rötlich, in Karema lebhaft gelbbraun. Ein junges Tier, welches uns am Kingani (ſüdweſtlich von Sanſibar) geſchenkt wurde, iſ in den Hamburger zoologiſchen Garten gekommen; es zeigte ſih ſehr wild und bösartig. Am Walafluſſe wurde einer unſerer Träger ohne jede Veranlaſſung von einem Keiler angegriffen, kam indeſſen mit einer leihten Wunde am Schienbeine davon.“

Auf Celebes und den öſtlih benachbarten JZnſeln, namentlih Sulla, Mangola und Buru, lebt ein ſehr eigentümlihes Schwein. Es iſt viel ſ<lanker und hochbeiniger als alle übrigen, und dur ſeinen kräftigen, kurzen, ſhmalen Nüſſel, die kleinen, wimperloſen Augen, die kleinen, ſ<hmalen und ſpigigen Ohren, den ziemlih furzen, mit einem Quaſte verzierten Schwanz und das dünne Haarkleid beſonders aber durch ſeine zu einer Art Hörnerſ<hmu> gewordenen Echlzähne ausgezeihnet, wel<he nämlich zu ſolcher auffallenden Länge emporwachſen, daß man ſie re<t wohl mit Hörnern vergleichen kann. Die Europäer haben den urſprünglichen Landesnamen Babiruſa, der ſo viel wie Eber und Hirſh bedeutet, ohne weiteres aufgenominen und überſeßt, weil er dieſes Shwein treffend bezeichnet. Durch ſeine Eclzähne unterſcheidet ſih der Babiruſa von allen übrigen Mitgliedern ſeiner Familie und gilt mit Necht als Vertreter einer eigenen Gattung (Porcus).