Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

530 Elfte Ordnung: Paarzehßer; achte Familie: Schweine.

warf das Weibchen ein dunkelbraunes Junges, und von Stund an war es ſehr reizbar und böſe, erlaubte niemand, den Friſchling zu berühren, zerriß den Wärtern die Kleider und biß heftig um ſih. Leider hielten ſi die Tiere niht lange. Das kalte Klima wurde ihnen verderblih. An die Nahrung der übrigen Schweine gewöhnten ſie ſi<h leiht; Kartoffeln und Mehl in Waſſer ſchien ihnen ſehr zu behagen. Das Junge, ein Männchen, wuhs ſchnell und hatte binnen wenigen Wochen eine bedeutende Höhe erreicht. Es ſtarb, ehe es 2 Jahre alt geworden war. Die oberen E<zähne waren noh niht dur< die Haut gedrungen. Später, immer aber als große Seltenheit, gelangten andere lebende Hirſcheber in den Tiergarten zu London, woſelbſt ſie mehr oder minder gut aushielten.

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Afrika beherbergt außer den Hö>kerſhweinen noh wahre Ungeheuer derſelben Familie, die Warzenſhweine (Phacochoerus). Sie ſind die plumpeſten und häßlichſten aller befannten Borſtentiere, gedrungen gebaut und niedrig geſtellt, ausgezeihnet vor allem dur< den unſhönen Kopf und das eigentümliche Gebiß. Jhr Leib iſt walzig, alſo nicht ſeitlich verſhmächtigt, ſondern allſeitig gerundet, in der Rückenmitte eingeſenkt, der Hals kurz, der Kopf maſſig, auf der breiten Stirne niedrig, im Nüſſelteile überall merklih, vorn an der Oberlippe unverhältnismäßig verbreitert, an den Seiten verunziert dur< drei warzige Auswühſe, von denen je ein mehrere Centimeter hoher, zugeſpibter, beweglicher, bald nah oben gerichteter, bald hängender unter dem Auge, ein anderer kleinerer, aufgerichteter ſeitlich vorn auf dem Vorderkiefer ſteht, und der dritte, an der Wurzel ſehr lange, vom Unterz kiefer an beginnend, längs desſelben bis gegen die Mundſpalte hin ſih erſtre>t. Die kleinen Augen treten wie beim Nilpferde vor und werden unten von einer großen halbmondförmigen Falte umgeben, welche ſi< mit Thränengruben vergleichen läßt, vielleicht auch eine Drüſe bezeichnet; die Ohren ſind ſpißig; die Rüſſelſcheibe verbreitert ſih und bildet ein von oben nah unten zuſammengedrü>tes Cirund. Die niederen, verhältnismäßig zierlichen Beine haben je vier Hufe, die vorderen auf dem Feſſelgelenke eine breite Shwiele; der lange, peitſchenförmige Shwanz trägt einen ſtarken Quaſt. Die Haut iſt mit Ausnahme eines Ba>enbartes und einer Rü>kenmähne nur mit ſehr kurzen, meiſt ganz einzeln ſtehenden Borſten bekleidet. Das Gebiß beſteht urſprünglih aus 6 Schneidezähnen im oberen und unteren Kiefer, rieſigen, ſehr ſtarken, mehr oder weniger ausgeſchweiften, am Ende abgeſtumpften, vorn und hinten der Länge nah gefurhten Hauern, welche ſih wie bei den Schweinen nux nach oben kehren, und 6 Baenzähnen in jeder Reihe, oben wie unten. Es finden ſi< demgemäß 40 Zähne, von denen jedoh niht allein die Ba>enzähne, ſondern auch die Schneidezähne größtenteils auszufallen pflegen. Da dies nun niht immer übereinſtimmend zu geſchehen pflegt, glaubte Gray berehtigt zu ſein, die von anderen Forſchern unterſchiedenen zwei Arten der Gattung vereinigen zu dürfen; eine Vergleihung des ſüd- und mittelafrikaniſhen Warzenſchweines ſtellt es jedoh außer Zweifel, daß wir beide Tiere, ſo nahe ſie ſi auch ſtehen mögen, als voneinander verſchiedene, wohlbegründete Arten betrahten müſſen.

Das Warzenſ<hwein (Phacochoerus africanus, Phacochoerus oder Phascochoerus aeliani, incisiyus, barbatus und haroja, Sus africanus, Porcus gilvestris 2c.) erreicht einſ<ließli<h des 45 em langen Schwanzes 1,9 m Geſamtlänge bei 70 em Schulterhöhe und kennzeichnet ſich au äußerlich durch den ſehr geſtre>ten, breiten, in der Mitte gebuchteten Rüſſel, deſſen obere Längslinie einen flachen, nah unten gekehrten Bogen bildet, alſo eingeſenkt iſt, die aufre<ht ſtehenden Warzen und die ſeitlich nicht ſehr ſtark ausgebogenen Hauer, im übrigen Gebiſſe aber dadurch, daß die 2 Schneidezähne des Ober- und die 6 Shneidezähne