Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

548 Elfte Ordnung: Paarzeher; neunte Familie: Plumptiere.

Schüttelt es mit dem Kopfe, grunzt oder ſ<hnaubt es und taucht es ſchnell unter, ſo hat die Kugel ihren Zwe> verfehlt; fährt es aber hoh aus dem Waſſer empor, manhmal nah hinten überfallend, und ſinkt es darauf langſam und bewegungslos unter, ſo iſt es ſicher getötet. Ein weiteres untrügliches Zeichen iſt das Aufſteigen großer Luftblaſen an der Stelle, wo das Tier verſank. Jeder im Waſſer getötete Hippopotamus verſinkt zunächſt, ſteigt aber gewöhnlih na<h 380—60 Minuten, ſpäteſtens innerhalb weniger Stunden zur Oberfläche empor. Die Zeit ſhwankt, je nahdem das eingenommene Futter mehr oder minder verdaut iſt und die ſi< entwi>elnden Gaſe den Leib auftreiben.“

Der Bewohner des oberen Nilgebietes, welcher kein Feuergewehr führte, war dem Flußpferde gegenüber ſo gut wie machtlos, obgleih er no< immer ſein einziger gefährlicher Gegner blieb; denn außer Blutegeln, Mücken und Eingeweidewürmern wird Behemot von feinem Geſchöpfe angegriffen, und alle die ſo ſhön ausgedachten Kämpfe zwiſchen ihm und dem Krokodile, dem Elefanten, dem Nashorne und dem Löwen müſſen unerbittlich in das Reich der Fabel gewieſen werden. Höchſtens ein junges Nilpferd würde von einer der größeren Katen vielleiht angegriffen werden, wäre nicht die Alte beſtändig in der Nähe und zur Abwehr aller Gefahren vorbereitet. Der Menſch ſucht ſich auf verſchiedene Weiſe des [{<ädlichen Tieres zu erwehren. Während der Zeit der Fruchtreife ſah man in den bevölkerten Stromgegenden an beiden Ufern Feuer leuchten: ſie wurden einzig und allein als Schre>mittel gegen die Nilpferde angezündet und die ganze Nacht hindurch ſorgfältig angefaht. An einigen Orten unterhielt man mit Trommeln einen beſtändigen Lärm, um die Flußrieſen zu ſchre>en; und gleihwohl waren ſie niht ſelten ſo kühn, daß ſie nur dann nach dem Strome zurü>kehrten, wenn eine größere Menſchenmenge ſchreiend, trommelnd und mit Feuerbränden in den Händen auf ſie anſtürmte.

Abgeſehen von ſolchen Mitteln der Abwehr, ging man dem Untiere übrigens von jeher auch mit Wurfſpieß und Lanze zu Leibe und betrieb ſeine Jagd, ſo gut dieſe Waffen es exlaubten. Hierbei verfuhr und verfährt man ‘im weſentlihen nah Art der alten Ägypter, mit deren Flußpferdjagden die Darſtellungen auf den Denkmälern wie einzelne alte Schriſtſteller, namentlih Diodor von Sizilien, uns vertraut gemacht haben. Von den .ſtnnreih ausgedahten Speerfallen, welhe man an Bäumen befeſtigen ſoll, ſo daß ſie ein zur Weide gehendes Nilpferd ſelbſt losſchnellt, weiß man in Nordoſtafrika nihts, und nur die Neger des Abiad graben Fallgruben. Die Lanze und ein entſprechend hergerihteter Wurfſpieß mit Leine und Shwimmklog ſind heutigestags noh die einzigen Waffen, welche die Bewohner der oberen Nilländer bei der Jagd des Nilpferdes gebrauchen. Etwa um Mitternacht ſchleicht der Spießwerfer längs des Ufers bis zu einer Ausgangsſtelle der Tiere, verſte>t ſih hier im Gebüſche unter dem Winde und wartet, bis ein von der Weide zurüdfehrendes Stü> ungefähr halb im Fluſſe iſt. Dann ſchleudert der Jäger ihm die Harpune mit aller Kraft in den Leib und flieht, in der Hoffnung, daß das dur<h den Wurf erſhre>te Tier ſi in den Fluß ſtürzen werde. So geſchieht es auh gewöhnlih, wogegen das Ungetüm beim Herausſteigen ans Land in der Regel ſeinen Gegner anzunehmen pflegt. Nach dem Wurfe beſteigt der Jäger mit ſeinen Gehilfen entweder ſogleich oder am folgenden Morgen eines der bereit gehaltenen Boote und ſucht das verwundete Tier, zunächſt das ſ{<wimmende Speerſtangenende oder den Holzkloß auf. Sobald man dieſe Merkzeichen gefunden hat, rudert man höchſt vorſichtig mit bereit gehaltenen Wurfſpecren und Lanzen herbei Und nimmt nun die Leine auf. Beim geringſten Anziehen erſcheint das Nilpferd in raſender Wut an der Oberfläche des Waſſers und ſtürmt auf das Schiff los, wird aber mit einem Hagel von Lanzen und Speeren empfangen, welcher es häufig zur Umkehr zwingt. Gleichwohl fommt es niht ſelten vor, daß es die Barke erreiht und mit den Hauzähnen zertrümmert. Im glücklichen Falle aber ſeßt man ihm mit allen Waffen ſo lange zu, bis es verendet.