Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Flußpferd: Jagd- und Fangweiſen. Nußbung. 549

Jm Maſchunalande iſt eine Jagdweiſe im Gebrauche, die an das Einhegen und Abhungern der Elefanten erinnert. Fm Hanyanefluſſe, der bis auf verſchiedene tiefe Löcher ausgetro>net war, fand Selous einen größeren, ringsum eingefriedigten Tümpel, in dem noh einige mit kleinen Bühnen verſehene Gerüſte ſtanden. Hier hatten die Eingeborenen eine Flußpferdfamilie entde>t, ihren Tummelplaz raſh mit einem Zaune umgeben und ſie mittels dieſer unvollkommenen Vorrihtung und aufgeſtellter Wachen vom Verlaſſen des Tün1pels abgehalten. Von den Gerüſten aus hatten Männer ſ{hwere Speere auf die Gefangenen geſhleudert, wenn immer ſie in Wurfweite kamen, und durch wiederholte Verwundungen das Ende der armen zu Tode gehungerten Rieſen beſchleunigt, die trog aller Not nicht wagten, das elende Mahwerk ihrer Bedränger zu durchbrechen.

Der Gewinn der Jagd iſt niht unbedeutend. Das Fleiſch des Ungeheuers wird geſchäßt und ebenſo wie das Feiſt überall gegeſſen. Jn den alten guten Zeiten konnten ſich die Anſiedler des Kaplandes kaum ein größeres Feſt denken als eine Flußpferdjagd. Man ſchnitt Fleiſh und Spe> an Ort und Stelle von dem erlegten Rieſen ab und ſchaffte es wage1nweiſe nah Hauſe. Junge Tiere ſollen ein beſonders wohlſ<hme>endes Fleiſh haben und der Spe> alter dem des Schweines vorgezogen werden; die Zunge gilt, friſh oder geräuchert, als Leerbiſſen. Letzteres wird von faſt allen Jägern beſtätigt, über den Wert des Fleiſches ſind aber viele anderer Meinung, da ſie es f<wammig und geſ<ma>los nennen. Jn Dſt aſrifa gilt das Fett als die beſte Haar- und Körperſalbe. Aus der dicen Haut verfertigt man vortreffliche Reitpeitſhen, Stö>te und Schilde; die Zähne werden, laut Weſtendarp, zu vielen feinen Drechslerarbeiten ſehr geſucht, da ihre Maſſe an Feinheit, Härte und Weiße das eigentliche Elfenbein no< übertrifft. Zur Verarbeitung ſind jedo< beſonders geſchi>te Arbeiter erforderlih. Die krummen Unterkieferzähne ſind mit einem glasharten Schmelze überzogen, der ſi niht verarbeiten läßt, ſo daß ſie abgebeizt werden müſſen, wodur< etwa ein Drittel des Gewichts verloren geht und den Preis der abgebeizten Ware entſprechend verteuert. Den geraden Oberkieferzähnen fehlt dieſer harte Schmelz, und dieſe können daher unabgebeizt verarbeitet werden. Nach dieſer Verwendungsfähigkeit und der Größe der einzelnen Stücke rihtet ſih auch der Preis der Zähne im Handel. Gegenwärtig gilt 1 ks von trummen Zähnen 4—6,5 Mk. und von geraden 6—6,5 ME.

Der Fang des Untieres iſt mit der Jagd ein und dasſelbe. Wie die Nömer es anſtellten, um Flußpferde zu fangen und fortzuſchaffen, wiſſen wir niht; nah Angabe der alten Schriftſteller brachten ſie niht bloß junge und unerwachſene, ſondern auh alte Tiere nah der Hauptſtadt ihres Weltreiches, um ſie bei ihren Kampfſpielen und Triumphzügen zu verwenden. Der Ädil Scaurus führte im Jahre 58 vor unſerer Zeitre<hnung fünf Krokodile und ein großes Nilpferd dem römiſchen Volke vor; Auguſtus, Antoninus Pius Gordianus, Heliogabalus und Carus zeigten andere; Commodus ließ ihrer fünf im Zirkus tôten. Von dieſer Zeit an gelangte bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts unſerer Zeitrechnung feines dieſer Tiere nah Europa, und wiederum vergingen dann 300 Jahre, bevor inan andere lebend zu uns brate. Diejenigen, welhe wir jeßt in Europa ſehen können, ſind faſt ausnahmslos jung gefangen worden. Es verſteht ſih von ſelbſt, daß erſt die Mutter des jungen Tieres erlegt werden muß, bevor man daran denken fann, auf dieſes Jagd zu machen. Die blinde Anhänglichkeit des feinen, plumpen Geſchöpfes an ſeine Alte erleichtert aber den Fang. Der harpunierten Mutter folgt das Junge überall nach und verläßt ſelbſt ihren Leichnam niht. Man wirft ihm dann eine Harpune auf eine weniger empfindliche Stelle des Leibes oder ſucht es in einem Netze zu verwi>eln und zieht es ſo an das Land. Anfangs ſucht es ſich loszureißen, ſtößt, wie ein Schwein, welches geſchlachtet werden ſoll, ein gellendes, durhdringendes Geſchrei aus und macht den Leuten viel zu ſchaffen, gewöhnt ſih aber bald an den Menſchen und folgt ihm nach. Die Hottentotten ſtrichen, wie uns