Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

556 Zwölfte Ordnung: Sirenen.

Die erſten genaueren Angaben über das Tier verdanken wix A. von Humboldt. Bei einem 8 m langen Lamantin, wel<hen er in Carrihana, am unteren Orinoko, zeraliederte, fand er folgendes auf: Die mit einer ſehr zarten Haut bekleidete, als Rüſſel oder Fühler zum Betaſten der vorliegenden Dinge dienende Oberlippe tritt ſehr hervor, und die Mundhöhle, welche beim friſh getöteten Tiere auffallend warm iſt, zeigt einen höchſt eigentümlichen Bau. Die Zunge iſt faſt unbeweglih; vor ihr aber befindet ſi< in jeder Kinnlade ein fleiſhiger Knopf und eine mit ſehr harter Haut ausgekleidete Höhlung, welche ineinander

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Lamantin (Manatus latirostris). !/o natürl. Größe.

paſſen. Schneidet man das Tier am Rü>ken auf, ſo erſtaunt man über die Größe, Geſtalt und Länge ſeiner Lunge; denn dieſe iſt meterlang, hat ungemein große Zellen und gleicht ungeheueren Shwimmblaſen, nimmt au< ungemein viel Luft auf. Der Magen iſt in Fäcer geteilt, der Darm über 30 m lang.

Von dieſem Lamantin unterſcheidet ſih die andere amerikaniſche Art (Manatus inunguis, exunguis, australis, americanus, atlanticus) beſonders dur< ſ{hmäleren und feinknohigeren Schädel. Dieſe Art iſt bis jet mit Sicherheit nux aus dem oberen Amazonenſttrome und Orinoko bekannt; vielleicht bewohnt ſie auch die kleineren Küſtenflüſſe Braſiliens bis ſüdlih zum St. Matthäusfluſſe, deſſen Sirenenart noh nicht beſtimmk werden konnte.

Der Lamantin bewohnt die Oſtküſte Floridas, die Küſten der Großen und Kleinen Antillen, den Magdalenenſtrom und die Oſtküſte Südamerikas und ihre Flüſſe bis ſüdlih zum