Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

562 Zwölfte Ordnung: Sirenen.

Während der Paarungs- und während der Saßzeit jagen einzelne Fiſcher eifrig auf den Dujong, weil ſie den erlegten ziemlih gut verwerten können. Demungeactet iſt es für Naturforſcher niht gerade leiht, Seejungſern zu erhalten. Wenige Fiſcher nur beſizen die nötige Erfahrung und das erforderliche Geſchi>, ſi des großen, ſtarken und ſ<weren Tieres zu bemächtigen; die große Mehrzahl von ihnen verſucht dies gar nicht. Bei Tage findet man den ruhig weidenden Dujong höchſtens zufällig auf; nachts dagegen verrät ihn das beim Auf- und Niedertauchen bewegte und ſodann leuchtende Meer, und zwar bemerkt man in der Regel drei glißernde Stellen an der Oberfläche des lebteren, entſprehend wohl den Wellenkreiſen, welche Kopf, Rü>kenmitte und Shwanzfinne der auf- und niedertauchenden Seejungfer erregen. Nach ihnen richten ſich die des Fanges kundigen Fiſcher. „Als ih an das Rote Meer reiſte“, erzählt Klunzinger, „trug man mir von verſchiedenen Seiten auf, Dujongs zu ſchi>en; aber niemand von den Eingeborenen wollte etwas von ſolchen Tieren wiſſen. Aus einex ihnen vorgezeigten ſ{<le<ten Abbildung wurde endlich ihr „Djilid“ erkannt, aber als eine große Seltenheit bezeihnet. Als die Mahnungen aus Europa wegen Beſchaffung dieſer Tiere immer dringender wurden, wurde auch ih dringender mit Fragen an die Einwohner und ſette einen Preis aus. Mehrere Monate vergingen. Endlich im Winter kam eine Barke, welche ein etwa 83 m langes Ungetüm dieſer Art tot, jedo< no< friſ<h, mit Haut und Haaren, als einzige Fracht an Bord hatte. Nach wenigen Tagen fam ein zweiter Dujong, dann ein dritter, vierter und noh mehr, ſowohl zu Waſſer als zu Lande auf Kamelen, teils ganz, teils ſhon von den Beduinen abgebalgt, und eines Tages lagen nicht weniger als vier Bälge zugleih in meinem Hofe ausgebreitet. Daß ih plöblih ſo rei an Seejungfern wurde, kam daher, daß die Beduinen, aufgemuntert dur den ihnen bezahlten guten Preis, alle anderen Geſchäfte liegen ließen und ſi< nur dem Dujongfang widmeten. Der Fang der Tiere geſchieht durch ein ſtarkes Neb. Sie kommen bei Nacht in die Buqghten und Spalten dex Korallenriffe hinein, um zu weiden. Dieſen Zeitpunkt erſpähen die Beduinen und verſchließen jezt das Nez, welches ſie geſtellt haben. Es iſt dabei aber große Vorſicht nötig; denn die Seejungfern ſind äußerſt ſheu und klug, und daher verſtehen es auch nux wenige, ſich ihrer zu bemächtigen. Wenn ein ſoles Ungetüm ſih gefangen ſieht, ſhlägt es wütend um ſih, verwielt ſi< dabei immer mehr in dem Nee, in welchem es nun gegen die Klippen hingezogen wird, um dort totgeſhlagen oder, noch gewöhnlicher, ertränkt zu werden, indem man das luftatmende Säugetier ſo lange unter Waſſer hält, bis es erſti>t.“ Jm ſüdlichen Teile des Roten Meeres erbeutet man den Dujong in derſelben Weiſe, wie die Malayen ſih ſeiner bemächtigen: mit Harpunen. Auch ſolche Jagd betreibt man am liebſten in der Nalht, weil man bei der jet herrſchenden Stille das weit hörbare Sc{hnauben am beſten vernehmen kann. Six Stamford Raffles berichtet, daß man vor allen Dingen den Schwanz zu treffen ſue, weil man hierdurch dem Tiere am beſten ſeine Macht benähme. .

Malayen und Abeſſinier eſſen das Fleiſh des Dujongs, lebtere betrahten es ¡edo feineswegs als Le>erbiſſen und verſichern, daß man es erſt einige Tage in der Sonne ſ{hmoren, tüchtig ſalzen und dann ſehr lange kochen müſſe, ehe man es verzehren DUrfe, weil ſein Genuß ſonſt Übelkeiten verurſache, ja ſelbſt Krankheiten zur Folge habe. Junge Tiere werden ungleih höher geſchäßt als alte, weil ihr Fleiſ<h magerer und c@ußerſt zart iſt. Den Curopäer widert dieſes Wildbret ſeines unangenehm ſüßlichen Geſchma>es halber an, und auh die Araber genießen es niht überall, freilih aus ganz anderen Gründen, weil ſie hier und da nicht ungere<tfertigte Bedenken bezüglich der Fiſhnatur der Seejungfer hegen. Mehr noh als das Fleiſh der Seejungfer ſchäßen vorurteilsfreie Leute deren Schmalz, von welchem ein altes Tier bis 30 kg liefern kann. Die di>e Haut, mit welcher einſtmals die Bundeslade der Jsraeliten beſhlagen geweſen ſein ſoll, wird, laut Rüppell,