Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

568 Dreizehnte Drdnung: Waltiere.

dagegen fehlen allen Knochen die Markhöhlen. An dem gewaltigen Schädel, welcher nur bei den wenigſten in einem regelre<hten Verhältniſſe zum Leibe ſteht, ſind die Kopfknochen ſonderbar verſchoben, liegen loſe aufeinander oder hängen nur dur<h Weichteile mit anderen Knochen zuſammen; einzelne von ihnen ſcheinen verkümmert, andere auffallend vergrößert und jede Ordnung und Regelmäßigkeit aufgehoben zu ſein. Während, laut Carus, bei den Bartenwalen der Oberkiefer einen nah oben gewölbten Bogen bildet, fällt bei den Delphinen die Geſichtslinie des Schädels von der Hinterhauptsleiſte ſteil nah vorn ab. „Die Hinterhauptsfläche ſteht ziemlih ſenkre<ht, die Hinterhaupt3gelenkfnöpfe ſind nah hinten gerichtet; die Scheitelbeine bilden an der Oberfläche nur einen ſ{<malen, queren Saum, an welchen ſich die entweder nur in der Mitte und am Seitenrande ſichtbaren oder mit den hinteren Enden der Oberkiefer verbundenen, pfeilerförmig nah außen tretenden Stirnbeine legen; die na< hinten und außen gerü>ten Schläfenbeine tragen an ihrem vorderen Ende, dem Jochfortſaße, die bei den Bartenwalen ſehr kurzen, bei den Delphinen längeren und dünneren Jochbogen, welche die Augenhöhle von unten begrenzen. Die Oberkiefer ſind ſtark bogenförmig entwitelt, de>en bei den Delphinen, wo ſie ſih ſehr verbreitern, ſelbſt die obere Fläche der Stirnbeine, reihen faſt bis an die Hinterhauptsleiſte und nehmen die ſtark verlängerten, faſt ebenſoweit nah hinten reihenden Zwiſchenkiefer zwiſchen ſi<h. Dicht vor der Gehirnkapſel weichen die leßteren bogenförmig auseinander, um die knöcherne Naſenöffnung zu bilden, in deren Grunde das Pflugſcharbein erſcheint. Den hinteren Rand derſelben begrenzen die kleinen Naſenbeine. An der hinteren Wand der ſenkre<t nah der S<hlundhöhle hinabführenden Naſenhöhle liegt das nur wenig größere Öffnungen tragende Siebbein. Thränenbeine ſcheinen niht überail vorhanden zu ſein; wo ſie ſih finden, ſind ſie niht dur<bohrt. Die Unterkiefer ſind entweder bogenförmig nach außen geſ<hweift oder gerade und haben vor ihrem, ohne aufſteigenden Aft, unmittelbar am oberen Rande ihres hinteren Endes ſißenden Gelenkknopfe kaum eine Andeutung eines Kronenfortſaßes.“ Jn der Wirbelſäule fällt der Halsteil beſonders auf. Noch iſt die gewöhnliche Zahl der Wirbel vorhanden; allein dieſe gleihen nur dünnen, platten Ringen und verwachſen infolge der geringen Beweglichkeit nicht ſelten teilweiſe fo feſt untereinander, daß man die Siebenzahl bloß aus den Röhren erkennt, dur welche die Halsnervernpaare hervortreten. Die Verwachſung trifft meiſtens die vorderen Wirbel; doch kommt es ausnahmsweiſe vor, daß ihrer ſe<s oder ſämtliche miteinander verſchmelzen. Außer den Halswirbeln beſißen die Wale 11—14 Bruſt-, 10—24 Lenden- und 22—24 Schhwanzwirbel; doh iſt hierbei zu bemerken, daß man ſtreng genommen nur von Bruſt- oder Rücenund Lendenſchwanzwirbeln ſprechen kann, da ein entwi>eltes Be>ken mangelt und ein dur Verwachſung mehrerer Wirbel gebildetes Kreuzbein nicht vorhanden iſt, dasſelbe vielmehr einzig und allein durch die lo>ere Befeſtigung der verkümmerten Be>enknochen angedeutet wird. Sämtliche Wirbel tragen einfache Fortſäße. Die Anzahl der wahren Rippen iſt ſehr gering: die eten Wale haben nur eine einzige, und mehr als ihrer ſehs ſcheinen bei keinem Mitgliede der Ordnung vorzukommen. Falſche Rippen ſind immer in größerer Zahl vorhanden als wahre. Das Bruſtbein beſteht bei den Delphinen oder Zahnwalen überhaupt aus mehreren hintereinander liegenden, zuweilen verſhmelzenden Stü>en und ſtellt bei den Bartenwalen ein einziges, zuweilen durhbohrtes oder am Vorderrande tief ausgeſchnittenes Stü dar. Dem dreie>igen Schulterblatte fehlt der Kamm. Kürze und Plattheit aller Knohen und eine auffallend hohe Gliederzahl der Finger zeihnen die Vorderglieder aus; denn während bei anderen Säugetieren drei Fingerglieder vorhanden ſind, beſißen ſämtliche Wale mit Ausnahme des erſten und mitunter des fünften Fingers mehr, und die Zahl der Glieder eines Fingers kann bis auf 13 ſteigen.

Das Gebiß der Wale unterſcheidet ſih niht allein von dem aller übrigen Säugetiere, ſondern ſehr weſentlih auh je nah den beiden Hauptabteilungen der Drdnung. Bei allen