Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Abſpecen. Kreuzer. Küſtenfang. 581

reges Leben herrſ{ht überall am Bord. Überraſchend zumal iſt der Anbli> dieſes Treibens des Nachts, wenn in einem erhöhten eiſernen Korbe behufs der Beleuchtung ein Haufen ausgeſottener Spe>ſtü>e luſtig brennt und die lodernden Flammen grelle Streiflichter auf das De, die ſchwarzen Rauchwolken, die ragenden Maſten mit ihren Segeln und weit hinaus auf die Wellen werfen. Am Tage verraten mächtige Rauhmaſſen am Geſichtskreiſe einen ausfochenden Walfänger lange bevor man das Schiff ſelbſt in Sicht bekommt.“

Außer den für lange Fahrt dur< die Weltmeere für 30—50 Monate ausgerüſteten größeren Schiffen ſendet man auch kleinere Fahrzeuge für 5—18 Monate nah beſtimmten Gewäſſern, um daſelbſt geringere Wale, beſonders Buelwale und Graurü>en, zu jagen. Von deutſchen und ſhottiſhen Häfen begannen au< Dampfer Sommerfahrten in das Eismeer zu unternehmen; ſie pflegen den rohen Ertrag heimzubringen, den man erſt am Lande austoht. Ferner werden von Bewohnern ſolcher Küſten, wo zu gewiſſen JFahreszeiten Wale zu erſcheinen pflegen, Boote zur Verfolgung bereit gehalten und Männer als Ausluger beſtellt. Jn regelmäßiger und großartiger Weiſe wird der erweiterte Küſtenfang ſeit etlichen Jahrzehnten von den nördlichen Teilen Skandinaviens aus betrieben. Bis zum Ende der ſechziger Jahre hatte man die verſchiedenen Arten der Finnwale kaum verfolgt, weil ſie geringe Erträge gaben und zudem wild und unzuverläſſig in ihren Bewegungen waren. Schon längſt hatte man ſi< bemüht, Harpungeſhüge zu erfinden, welche mittels ihrer Geſchoſſe die Beute nicht bloß „feſtmachen“, ſondern zugleich töten ſollten, weil man, derartig ausgerüſtet,/ Großwalen jeder Art, auch bisher niht gejagten, erfolgreih nachſtellen konnte. Nachdem es G. Cordes in Bremerhaven 1867 gelungen wax, brauhbare Harpungeſchüße herzuſtellen, bemühte ſi< Ph. Rechten, ihnen Eingang bei den amerikaniſchen Walfängern zu verſchaffen, und in Norwegen begann S. Foyn mittels dieſer Geſhüge die regelrechte Jagd auf Finnwale zu betreiben. Dieſe erwies ſih lohnend, und nach dem Erlöſchen von Foyns Patent im Fahre 1882 hat ſi< an den nördlichſten Küſtenſtre>en Skandinaviens ein Großgewerbe herausgebildet, welhes niht bloß die von jeher benußten Teile der Wale verarbeitet, ſondern auch die ſonſt vergeudeten rieſigen Reſte, Fleiſh und Knochen, zur Herſtellung von Dünger verwertet.

Über dieſen Betrieb berichtet neuerdings Kükenthal nah eignen Beobachtungen ſowie nah mündlichen Mitteilungen von Kapitän Horn folgendes: „Von Tromſö an ziehen ſih längs der Küſte Finnmarkens und Rußlands eine Anzahl von Walfangſtationen, deren öſtlichſte Jeredike (Port Vladimir) iſt. Jede dieſer Anlagen beſteht aus einem Fabrikgebäude mit Nebenhäuſern und hat zu ihrer Verfügung einen oder ein paar kleine Dampfer, welche das Meer, auf Fang ausgehend, dur<kreuzen. Dieſe Fahrzeuge haben an Stelle des Bugſpriets eine Plattform, auf welcher eine Haxpunkanone ſteht. Das Geſchoß iſt eine ſchwere, [<hmiedeeiſerne Harpune, welche ein gegen 3 Zoll ſtarkes Tau mit ſih reißt, wodurch bei glüclichem Treffer der Wal an das Schiff gefeſſelt wird. Die Harpune enthält nun außerdem in einem beſonderen Behälter am Schafte eine Sprengladung; wird das Tau durch die Bewegungen des verwundeten Wales ſtraff angezogen, ſo zerbricht ein Glas, deſſen nhalt die Ladung entzündet, ſo daß der Wal in den meiſten Fällen durch die Exploſion getötet wird; verſagt indeſſen die Einrichtung, ſo muß das Tier vom Boote aus in der alten Weiſe mit der Handlanze abgethan werden. Der erbeutete Wal, welcher meiſt an der Oberfläche \ <wimmt, wird mit Ketten an das Schiff gefeſſelt und zur Fabrik geſchleppt, wo er verarbeitet wird “ Nach A. H. Co>s Auſſtellungen waren die Ergebniſſe des Fanges im Jahre 1885 für 23 Fabriken und 36 Dampfer 1398 Wale; 1886 für 22 Fabriken mit 39 Dampfern 954 Wale: 1887 für 21 Fabriken und 32 Dampfer 854 Wale und 1888 für die gleiche Anzahl Fabriken mit 35 Dampfern 717 Wale. Daß dur dieſes ſhonungsloſe Morden“ ſagt Kükenthal weiter, „die Zahl der Tiere bald abnehmen muß, liegt auf der Hand. Es iſt daher von der