Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Rieſenwal und Shwefelbauch. 591

auf der Vorderſeite gewölbt, auf der Rüenſeite ausgebogen, die im erſten Drittel des Leibes eingelentte Bruſtfloſſe nicht beſonders lang, aber ziemlich breit, die Shwanzfloſſe breit, hinten flammerförmig eingeſchnitten, die Haut auf der Oberſeite glatt, unterſeits tief gefaltet, ihre Färbung oben düſter ſhwarz bis lichtbraun, ja ſelbſt weißlihbraun, unterſeits lebhaft \{<wefelgelb.

Das Verbreitungsgebiet dieſes Wales, welches ſih über den größten Teil des Stillen Weltmeeres zu erſtre>en ſcheint, konnte bis jeßt mit Sicherheit noh nicht begrenzt werden. An den Küſten Kaliforniens findet man ihn, laut Scammon, zu allen Zeiten des «Fahres, während der Monate Mai bis September oft in zahlreihen Scharen, welche ih meiſt in nächſter Nähe der Küſte umhertreiben, fur<tlos den auf der Reede liegenden Schiffen nähern und ſie ſogar zuweilen auf ihren Reiſen begleiten. So geſchah es im Jahre 1850 dem Schiſſe „Plymouth.“ Als dasſelbe Anfang November einem größeren Schwarme gedachter Wale begegnet war, verließ einer von ihnen die Gefährten, geſellte ſich zum Schiffe und folgte dieſem fortan 24 Tage lang als getreuer Begleiter, keineswegs zur Freude der beſorgten Beſaßung. Namentlih im Anfange fand man es im höchſten Grade ungemütli<, ein Weſen in nächſter Nähe zu wiſſen, deſſen Gebaren die Sicherheit des Schiffes zu gefährden ſchien, bemühte ſih daher auh nach Kräften, den läſtigen Geſellen los zu werden. Umſonſt aber wandte man die verſchiedenſten Mittel an, um ihn zu vertreiben. Da man in Erfahrung gebracht haben wollte, daß das übelriehende Waſſer aus dem tiefſten Schiffsraume jeden Wal verſcheuhe, griff man zunächſt zu ſolchem, vergeblih aber wurden die Pumpen in Bewegung geſegt: unſer Wal blieb in unmittelbarer Nähe des Schiffes; vergebli< au verſuchte man ernſtere Abwehr, warf ihm Flaſchen, Holzſcheite auf den Kopf, und zwar mit ſolcher Kraft, daß jeder Wurf die Haut ſ{hrammte, griff endlih zu Büchſen und jagte ihm eine Kugel nach der anderen in den Leib: der Unhold beachtete alles niht, verfolgte na< wie vor ſeinen Weg neben und unter dem Schiffe, gleichviel, ob dasſelbe vor einer friſchen Briſe dahinſegelte oder vom Sturme umhergeworfen wurde oder bei ruhigem Wetter faſt bewegungslos auf den Wellen <wamm, tauchte zuweilen auf und blies ſeinen Atem in die Fenſter der Kajüte. Jn dem klaren Waſſer konnte man das etwa 24 m lange Geſchöpf, jeden Schlag ſeiner mindeſtens 5 m breiten Schwanzfloſſe ſehen. Nur der Arzt des Schifſes ſchien die Gelegenheit, den rieſigen Wal in ſo unmittelbarer Nähe beobachten zu können, mit Freuden zu begrüßen; alle übrigen Jnſaſſen des Schiffes wünſchten ihn auf Meilen entfernt. Ende November begegnete das Schiff der Barke „Kirkwood“ welche mit jenem zu ſpre<hen wünſchte; als beide Schiffe ſich näherten, verließ der Wal „Plymouth“ und wandte ſich zu „Kirkwood“, kehrte aber kurz darauf zu ſeinem alten Schiffe zurü>. Nur als man ſi< mehr und mehr der Küſte näherte, wurde er unruhiger, und als das Schiff endlih in ſeihtes Waſſer gelangte, verließ er es gänzlich. Nach und nach hatte man ſi an ſeine Begleitung gewöhnt, weil man zu der Überzeugung gekommen wax, daß man über feine Mittel gebiete, ihn zu entfernen. Deshalb fügte man ihm auch keinerlei Unbill mehr zu, gab ihm den Namen „Blowhard“ und bildete ſi ein, daß er auf dieſen Ruf höre und infolgedeſſen näher an das Schiff herankomme. Abgeſehen davon, daß er den weißen Anſtrich des leßteren beim Ausatmen beſhmugt hatte, war von ihm nicht der geringſte Schade verurſaht, und er zulegt von jedermann als guter Kamerad angeſehen worden.

Selten ſieht man den Schwefelbauch wie ſo viele andere Wale im Waſſer ſih tummeln oder über die Oberfläche emporſpringen; wenn ex aber in dieſer Weiſe ſpielend ſich bewegt, gewährt er einen unvergleihli<h großartigen Anbli>. Alle erfahrenen Walfänger erachten ihn als das ſ<nellſte Mitglied ſeiner Familie und pflegen ihn aus dieſem Grunde nicht zu jagen. Bei ruhigem Schwimmen pflegt er dicht unter der Oberfläche des Waſſers dahinzugleiten, beim Eintauchen rundet er in zierlicher Weiſe und zeigt dabei in der Regel die