Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

592 Dreizehnte Drdnung: Waltiere; erſte Familie: Furhenwale.

ganze Größe ſeiner gewaltigen Schwanzfloſſe, welche ex hoch über die Oberfläche erhebt oder mit Getöſe auf die Wellen ſchlägt.

Die Paarung des Rieſenwales iſt an keine beſtimmte Jahreszeit gebunden; die Geburt des Jungen, welches bis dahin bereits mindeſtens den ſechſten und höchſtens den vierten Teil der Größe ſeiner Mutter erlangt hat, erfolgt über ein Jahr nah der Begattung.

Auch der Blaahval gehört zu denen, die an den nördlichen Küſtenſtrihen Skandinaviens regelmäßig gejagt werden. Kükenthal gibt den Wert von Thran und Fiſchbein eines Stückes mittlerer Größe zu 5000 Mark an; von dieſer Summe ſind etwa 1200 Mark auf die Barten zu re<nen.

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Zn der lebten Gattung der Familie vereinigen wir die Shnabelwale (Balaenoptera), ſoviel bis jeßt bekannt, die kleinſten und am zierlihſten gebauten aller Bartenwale überhaupt, mit mäßig langen Bruſtfinnen und einer im lezten Drittel der Geſamtlänge aufgeſeßten, ſichelförmigen Rütenfinne, deren wichtigſte Merkmale jedo<h ebenfalls hauptſä<hli< im Gerippe zu ſuchen ſind. Die Wirbelſäule beſteht nämlih bloß aus 48—50 Wirbeln, und zwar 7 meiſt verſhmolzenen Halswirbeln, 11 rippentragenden, 12 Lenden- und 18—20 Schwanzwirbeln; der Unterkiefer zeigt einen beſonderen Kronfortſaß, die erſte und zweite Rippe nur einen Gelenkknopf.

Der bekannteſte Vertreter dieſer Gattung, welche verhältnismäßig reih an Arten zu ſein ſcheint, iſt der Zwerg-, Sommer- oder Shnabelwal, Pikewhale (Hehtwal) der Engländer, Vaagehval der Norweger, Tikagulik der Grönländer, T\ſchikagleu<h der Kamtſchadalen 2c. (Balaenoptera rostrata, Balaena rostrata und boops, Rorqualus minor, Balaenoptera dayidsoni), das tleinſte bekannte Mitglied ſeiner Familie, deſſen Länge wohl kaum 10 m überſteigt. Bei einem von Scammon gemeſſenen Weibchen betrug die Geſamtlänge 8,2 m, die Länge der Bruſtfloſſe 1,25 m, deren Breite 35 em, die Breite der Shwanzfloſſe 2,3 em. Der Leib iſt verhältnismäßig ſehr zierlih gebaut, und der Name „Hechtwal“ deshalb gerechtfertigt; die Rückenlinie wölbt ſi<, mit Ausnahme der Erhöhung um die Atemlöcher und der Fettfloſſe, in ſanftem, die Bauchlinie in etwas ſtärkerem Bogen; der Kopf [pitt ſih ſcharf gegen die weit und in ſchiefer Richtung von oben na unten geſpaltene Schnauze zu; das kleine Auge liegt etwas hinter und über dem Kieferwinkel, das ungemein kleine Dhr ſchief hinter dem Auge; die Atemlöcher, wel<he na< vorn ſi erweitern, ſtehen auf der Mitte des Kopfes zwiſchen und vor den Augen; die im erſten Drittel des Leibes etwa in mittlerer Seitenhöhe eingelenkte Bruſtfloſſe iſt langgeſtre>t und ſpibig, an ihrer Vorderſeite faſt gerade, an der Hinterſeite von der ſehr verſhmälerten Cinlenkfungsſtelle fla<h gewölbt, die Rückenfloſſe, deren Höhe etwa 25 em beträgt, ſchief nah hinten gerichtet und ſtumpf ſichelförmig, die Schwanzfloſſe ziemlich lang, am hinteren Rande wenig ausgeſ<weiſt, der Kiel des Schwanzes verhältni8mäßig flach; die oberſeits vollkommen glatte Haut zeigt auf der Unterſeite eine große Anzahl, etwa 60—70, gleichlaufende, dicht aneinander ſtehende, ſhmale und ſeichte Falten, welche wie gewöhnlih am Rande des Unterfiefers beginnen, in der Mitte aber faſt über den ganzen Unterleib ſi erſtre>en. Ein düſteres Schieferſhwarz iſt die Färbung der ganzen Oberſeite, von der Spitze des Oberkiefers an bis zur Einlenkungsſtelle der Bruſtfloſſen herab, ſowie der Shhwanzſpibe, einſchließlih dex Schwanzfloſſe, ein mehr oder minder rötliches Weiß die der Unterſeite; die Bruſtfloſſen haben oben die Farbe der Oberſeite, in ihrer Mitte jedo<h ein weißes Querband und ſehen unterjeits ebenſo weiß aus wie der Bauch. Bei einzelnen Stücken bemerkt man einige Haare an der Spitze des Ober- und Unterkiefers; ſie können jedoh au< vollſtändig fehlen.