Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Zwergwal: Allgemeines. Verbreitung. 593

Wir dürfen annehmen, daß der neuerdings von Scammon unterſchiedene Spibßkop}fwal mit dem Zwergwale gleichartig iſt. Das Verbreitungsgebiet desſelben erſtre>t ſi<h demnah über alle rings um den Nordpol gelegenen Meere. Von hier aus wandert er mit Beginn des Winters nah Süden hinab und erſcheint dann auch an den europäiſchen ſowie an den oſt- und weſtamerikaniſhen und oſtaſiatiſhen Küſten; an ſkandinaviſchen Küſten kommt ex hauptſächlih im Weſten vor, niht aber im hohen Norden. Jn der Davisſtraße und Baffinbai ſieht man ihn, laut Brown, nur in den Sommermonaten, niht aber im Winter, während deſſen ex ſelbſt im Süden Grönlands zu den ſeltenſten Erſcheinungen zählt.

Zwergwal (Balaenoptera rostrata). 17s natürl. Größe.

Daß er weite Wanderungen unternimmt, geht am beſten aus den vielen Strandungen gerade dieſes Wales an den verſchiedenſten Küſten Nord- und Weſteuropas hervor. Unterwegs verweilt er, je nah Laune und Belieben, längere und kürzere Zeit an nahrungverſprechenden Orten, unter Umſtänden auh während des ganzen Sommers ſchon an der norwegiſchen Küſte, dringt in Buſen und ſelbſt in größere Flüſſe ein und reiſt mit Beginn des Frühjahres in nördlicher Richtung zurü>; in ähnlicher Weiſe dur<ſtreift er einen niht unbeträchhtlichen Teil des Großen Weltmeeres. Jn feinen Sitten und Gewohnheiten ähnelt er in vieler Hinſicht dem Finnwale. Gewöhnlich ſieht man ihn einzeln, ſeltener paarweiſe und nux dann und wann einmal in größeren Geſellſchaften, bald dit unter der Oberfläche hinſ<hwimmend, bald tauchend, bald mit den bekannten Spielen ſi vergnügend. Wenn er an die Oberfläche einporfommt, um zu atmen, wirft ex raſh und unter wenig Geräuſch einen {wachen und

niedrigen Strahl aus, vergleichbar dem, welchen junge Finnwale emporſchleudern, wiederholt Brehm, Tierleben. 3, Auflage. III, 38