Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Schwertwal: Geſchichtlihes. Verbreitung. Raubgier. 6083

Luſt ankommt, zu baden, bald ſte> er den Kopf aus dem Waſſer und ſieht ſich nah Fiſherkähnen um, ſ{wimmt ſodann heimlih hinzu und wirft ſie um.“ Die neueren Beobachter vervollſtändigen nur die Berichte der Alten. Rondelet bemerkt daß der Shwertwal die Bartenwale verfolge und ſie beiße, bis „ſie ſhreien, wie ein geheßter D<hſe“ (2). Deshalb bitten die Fiſcher, welche nah der Neuen Welt ſegeln, die dortigen Barbaren, daß ſie den Orken nichts thun mögen, weil ſie mit deren Hilfe die Wale, Robben 2c. leichter fangen fönnen; „denn die Orken zwingen die genannten Tiere, die Tiefe zu verlaſſen und an den Strand zu ziehen, wo es dem Fiſcher leicht wird, ſie mit Pfeil und Wurfſpießen umzubringen“. Nach Anderſon werden die Tiere in Neuengland „Walmörder“ genannt. Pontoppidan beſchreibt den Shhwertwal unter dem Namen Spe>hauer. „Zhrer zehn oder mehr beißen ſih in den Seiten des Walfiſches ſo feſt ein, daß ſie daran wohl eine Stunde lang hängen und niht eher loslaſſen, als bis ſie einen Klumpen Spe> von der Länge einer Elle herausgeriſſen haben. Unter ihrem Angriffe brüllt (?) der Walfiſch jämmerlich, ſpringt wohl au< manchmal klafterho< übers Waſſer in die Höhe; dann ſieht man, daß ſein Bauch ebenfalls von dieſen ſeinen Feinden beſetzt iſt. Zuweilen tummeln ſich dieſe ſo lange um ihr Schlachtopfer herum, bis ſie es faſt gänzlich abgehäutet und ihm den Spe> abgeriſſen haben. Die Fiſcher finden dann zu ihrem Vorteile eine Menge Spe> im Meere: denn die „Spe>hauer“ ſelbſt freſſen davon nichts, ſondern haben bloß ihre Luſt daran, den großen Fiſh zu plagen.“

„Es iſt dieſes Tier“, beſtätigt der gewiſſenhafte Steller, „ein abgeſagter Feind vom Walfiſche und ſtellt dieſem Tag und Nacht nah. Verbirgt er ſi in einer Bucht am Lande, ſo lauern ſie auf ihn, bis no< mehrere herzukommen, alsdann führen ſie ſolchen in der Mitte wie einen Gefangenen unter entſeßlihem Ächzen und Stöhnen nach der See, wo ſie ſich untertauchen und ihn mit ihrem ſchre>li<hen Gebiſſe und Zähnen anfallen, und man hat niemals an den ausgeworfenen Walfiſhen wahrgenommen, daß etwas von ihnen gefreſſen worden, daß alſo dieſes eine Naturfeindſchaft iſt.“ Wie ſonſt no aus der Stellerſchen Beſchreibung hervorgeht, glaubte man früher, daß der Schwertwal in der Rückenfinne die Hauptwaſſe beſäße. „Doch ſolches“, bemerkt unſer Gewährsmann, „iſt falſch, weil dieſelbe, ungeachtet ſie 2 Ellen ho< und ſehr ſpißig, auh in der See wie ein ſhneidiges Horn oder Knochen anzuſehen, doh weih iſt, aus lauter Fett beſteht und überdies um zu verwunden, nit einen einzigen Knochen hat.“ Steller iſt es auh, welcher die Angabe des Plinius beſtätigt. „Alle diejenigen“, ſagt er, „welche in der See fiſchen, fürchten ſih ungemein vor dieſem Tiere, weil ſolches, wenn man ihm zu nahe fommt oder es mit einem Pfeile verwundet, die Boote umwirſt. Dahero bekommt es, wo es entgegenkommt, Geſchenke und wird mit einem beſonderen Spruche perſuadiert, daß es gute Freundſchaft halten und keinen Schaden zufügen wolle.“

Kein einziger der vorerwähnten Berichterſtatter ſcheint gefabelt oder auh nur übertrieben, jeder vielmehr die Wahrheit, wenn auch niht alle Wahrheit geſagt zu haben. Jedenfalls verdient der Shwertwal die ihm von Linné beigelegte Bezeichnung „Tyrann oder Peiniger der Walfiſche und Robben“ vollſtändig und wetteifert nit allein, ſondern übertrifft ſogar jeden Hai, jedes Raubtier der See überhaupt. Wo er ſih zeigt, iſt ex der Schrecken aller von ihm bedrohten Geſchöpfe; wo er auftritt, verlaſſen dieſe, falls ſie es vermögen, die Gewäſſer. Seine Geſräßigkeit nötigt ihn oft, ſih nahe der Küſte aufzuhalten wo er insbeſondere die von Fiſchen wimmelnden Flußmündungen aufzuſuchen pflegt; bei Verfolgung größerer Beute aber ſ<hwimmt er auh meilenweit in das hohe Meer hinaus und meidet auf Tage, vielleiht auf Wochen die Nähe des Landes. Wo immer Nordwale, Weißwale und Seehunde ſi finden, wird man, laut Brown, dieſen ihren raſtloſen Feind niemals vermiſſen. Der Weißwal wie der Seehund ſtürzen bei ſeinem Anblicke angſterfüllt der Küſte