Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Schwertwal: Gefräßigkeit. NRaubweiſe. Jrrlinge. 605

Bemannung des Shiſſes, auf welchem Pechuel-Loeſche beobachtete, einmal einen friſ<{ getöteten Nordwal auf, welchem die linke Unterlippe und der größte Teil der Zunge fehlte, der aber ſonſt keine Verwundung zeigte. „Seit einigen Tagen hatten wir Mörder geſehen und mußten dieſe unter ſolhen Umſtänden für die Thäter halten.“ Wahrſcheinlich verſchonen die furhtbaren Tiere keinen ihrer Verwandten, mit alleiniger Ausnahme des Pottwales. Fn den Augen der Möwen und anderen fiſhfreſſenden Seevögel ſind ſie willkommene Erſcheinungen, weil bei den durch ſie verurſachten Schlächtereien immer etwas für jene abfällt. Nah Scammons Beobachtungen unterſcheiden alle Möwen die Butsköpfe ſehr wohl von anderen Delphinen und begleiten ſie ſoviel wie möglich fliegend auf weithin, in der Hoffnung, durch ſie zu reicher Beute zu gelangen.

Über die Fortpflanzung der gefräßigen Räuber fehlen uns zur Zeit no alle Nachrihten. Man weiß niht einmal, wann die Weibchen ihre Jungen zur Welt bringen.

Obgleich der Shwertwal, wie Steller ſagt, faſt gar kein Fleiſch beſißt, ſondern aus lauter flüſſigem Fette beſteht, wird doch nirgends regelmäßig auf ihn gejagt. Dies erklärt ſih, laut Scammon, ebenſowohl daraus, daß dieſer Wal wegen ſeiner verſchiedenartigen und unregelmäßigen Bewegungen jede Verfolgung erſchwert, wie aus dem geringen Nuten, welchen ér, als eines der magerſten Glieder ſeiner Familie, nah ſeinem Tode gewährt. Einzelne fängt man zuweilen in Flüſſen. So kennt man drei Beiſpiele, daß S<hwertwale in der Themſe harpuniert wurden. Banks, welcher beim Fange des einen zugegen war, erzählt, daß das bereits mit drei Harpunen beſpi>te Tier das Fiſcherboot zweimal von Bla>wall bis Greenwich und einmal bis Deptford mit ſi<h nahm. Es durhſ<hwamm den Strom, als es ſhon ſehr <hwer verwundet war, no< immer mit einer Schnelligkeit von 8 Seemeilen in der Stunde, und behielt ſeine volle Kraft lange bei, obgleich es bei jedem Auftauchen eine neue Wunde erhielt. Von einem anderen S<hwertwale, welcher auf den Strand geraten war, wird berichtet, daß die Fiſcher, welche ihn auffanden, viele Mühe hatten, ihn mit langen Meſſern und ſcharfen Ruderſtangen zu töten. Jm Todeskampfe gab er ſeinen Shmerz durch klägliches Ähzen und Stöhnen zu erkennen. Erſt im Fahre 1841 wurde die genaue Beſchreibung des Shwertwales entworfen. Bei dem holländiſchen Dorſe Wyk op Zee ſtrandete ein 5 m langes Weibchen und gab einem tüchtigen Natuxforſcher Gelegenheit, es zu beobahten. Als dieſer es zuerſt ſah, prangte es noch in einem eigentümlichen Farbenſpiel. Der {warze Glanz ſpielte in allen Farben des Regenbogens, und das Weiß glih an Reinheit und Glanz dem Porzellane. Aber ſhon nah wenigen Tagen war von dem Farbenſchimmer nichts mehr zu ſehen; die oberſte Haut trennte ſih nah und na< ab, und nah Verlauf einer Woche war das Tier dur die eingetretene Fäulnis gänzlich verſtümmelt und entſtellt. Fett wurde es verſteigert. Es fanden ſich viele Kauf: luſtige ein, und einer erſtand es für die Summe von 140 Gulden. Der gute Mann hatte ſih verrehnet; denn er gewann bloß 40 Gulden aus dem Thrane und nicht mehr aus dem Gerippe, welches dem reichen Muſeum zu Leiden zu ganz beſonderer Zierde gereicht.

Der Shwertwal iſ ein ſo auffallender und beahtenswerter Delphin , daß alle Völkerſhaſten, welche mit ihm zu thun haben, ihm auch einen beſonderen Namen beilegten. Die meiſten dieſer Namen bedeuten Totſchläger oder Mörder. So nennen ihn die Nordamerikaner Killer, die Engländer Thraſher, die Norweger Spe>khugger, Hvalhund und Springer. Bei den Sweden heißt er Opara, bei den Dänen Ornſwin, bei den Portugieſen und Spaniern Orca, bei den Franzoſen Epaular oder Orque und bei den Ruſſen Koſſakta 2c. Es kommen übrigens verſchiedene Arten Schwertwale vor, die, wenn auc in ihrem Weſen gleichartig, ſich doh nah äußeren Merkmalen auf den erſten Bli unterſcheiden laſſen, namentlih nac ihrer Färbung ſowie nah Geſtalt und Größe der Rückenfinne.

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