Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

606 Dreizehnte Ordnung: Waltiere; dritte Familie: Delphine.

Der gemeinſte Delphin unſerer Meere iſt der Braunfiſh, Vertreter der niht eben artenreichen Gattung der Meerſchweine (Phocaena), deren Merkmale zu ſuchen ſind in dem furzen, gedrungen gebauten, ſpindelförmigen Leibe, der ſanft abfallenden Stirn, der in der Leibesmitte gelegenen, niedrigen, breitwurzelig dreie>igen Rückenfinne und dem aus zahlreichen, geraden, ſeitli<h zuſammengedrüten, ſcharfkantigen, na< der Krone zu etwas verbreiterten Zähnen beſtehenden Gebiſſe.

Der Tümmler, Braunfiſch oder das Meerſchwein, Porpoiſe der Engländer Marſouin der Franzoſen, Bruinviſch der Holländer, Marſvin der Shweden, Tumler der Dänen, Brunskop, Svinehval und Hundfiskar der Jsländer, Niſe der Norweger. Niſa und Piglertok der Grönländer 2c. (Phocaena communis, Delphinus phocaena. Phocaena rondeletii), erreiht eine Länge von 1, 5—2, in ever Fällen au< wohl 3 m und ein Gewicht von höchſtens 500 ke. Der Kopf iſt flein, die Schnauze breit und furz

“abgerundet, das faſt in gleicher Höhe mit der Mundſpalte ſtehende Auge langgeſ{<lißt, der gelblihbraune Stern einem mit der Spige nah unten gekehrten Dreie>te ähnlih, das in einiger Entfernung dahinter gelegene Dhr ſehr klein, das zwiſchen den Augen im obern Stirndrittel ſih öffnende Atemloch breit halbmondförmig, der Leib in der vorderen Hälfte gerundet, in der hinteren ſ{<hwac< ſeitli<h zuſammengedrü>t und gekielt, unterſeits ein wenig abgeflacht, der Schwanz, welcher etwa den dritten Teil der Geſamtlänge einnimmt, ſeitlich ſ{<wa<h zuſammengedrüd>t, oben ſtärker, unten <wächer gekielt, die Shwanzſinne groß, in der Mitte ſtumpfwinkelig eingebuchtet alſo zweilappig, die im erſten Viertel der Leibeslänge ziemlich tief angeſegte Bruſtfinne verhältnismäßig kurz und länglich eiförmig geſtaltet, an der Wurzel merklih, gegen das ſtumpfe Ende bedeutend verſhmälert, die Nü>enfinne auf der vorderen und oberen Seite {wach gewölbt, auf der hinteren ſeicht ausgeſchnitten, die vollkommen fahle Haut weih, glatt und glänzend, ihre Färbung oberſeits ein dunkles Schwarzbraun oder Schwarz, mit grünlichem oder violettem Schimmer, unterſeits, von der Spitze des Unterkiefers an ſ{hmal beginnend, nah hinten zu ſih verbreiternd und an der Wurzel der Schwanzfinne endigend, reinweiß, die Färbung der Bruſtfinnen ein mehr oder weniger dunkles Braun. 20—25 Zähne in jedem Kiefer, alſo 80—100 im ganzen, bilden das Gebiß.

Der Tümmler iſt es, welchem man auf jeder Reiſe in der Nordſee begegnet, welcher die Mündungen unſerer Flüſſe umſchwärmt und, ihnen entgegenſhwimmend, gar niht ſelten bis tief in das Jnnere des Landes vordringt. So hat man ihn wiederholt im Rheine und in der Elbe angetroffen ,. bei Paris und London erlegt. Laut Collingwood ſieht man ihn alljährlih in der Themſe bis Greenwich und Deptford hinauf, nach eigenen Erfahrungen ebenſo in der unteren Elbe. Unter Umſtänden ſteigt er ſehr weit flußaufwärts und verweilt monatelang im ſüßen Waſſer, vorausgeſeßt, daß ihm hier genügender Spielraum bleibt. Verbürgten Nachrichten zufolge hat man ihn in der Elbe noh oberhalb Magdeburgs geſehen und ihn einmal wochenlang im unteren Rheingebiete beobachtet; im Warehamfluſſe in Dorſetſhire erſchienen, wie Bell erfuhr, dur Winterzeit einmal zwei, ein anderes Mal drei Braunfiſche.

Als die eigentliche Heimat des Braunfiſches iſt der ganze Norden des Atlantiſchen Weltmeeres, von Grönland bis Nordafrika, einſchließlich der Oſtſee, anzuſehen. Es ſcheint, daß auc er mit Eintritt des Sommers nördlih geht und gegen den Winter hin ſih wieder nah Süden wendet. So erſcheint er, nah Brown, in der Davisſtraße erſt im Frühjahre, dringt jedoch nicht weiter als bis zum 67. Grade vor, verweilt bis zum Spätherbſte in den hochnordiſchen Gewäſſern und verläßt dieſe dann wieder, um nah Süden zurü>zukehren. Um dieſelbe Zeit wie im hohen Norden dringt er auch in die Oſtſee ein, verbringt in ihr