Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

608 Dreizehnte Drdnung: Waltiere; dritte Familie: Delphine.

ſpielenden Kraftäußerungen, welche die Delphine insgemein auszuführen pflegen. Seine Gewohnheit iſt, mehr oder minder dicht unter der Oberfläche dahinzuſhwimmen, für einen Augenbli> emporzukommen, Luft zu we<ſeln und, kopfvoran, wieder in der Tiefe zu verſ<winden. Hierbei krümmt er ſeinen Leib ſo ſtark, daß er förmlich kugelig ausſieht und wenn er raſh nacheinander auftaucht, gewinnt es den Anſchein, als ob er ununterbrochen Purzelbäume ſ{<lage. Beſonders lebhaft tummelt ex ſich, wie dies ſchon die Alten wußten, vor oder während eines Sturmes im Waſſer umher: er wälzt ſi< dann, anſcheinend jubelnd,/ in den rollenden Wellen umher, überſchlägt ſi<h und wird buſtäblih zum Tümmler. Selbſt in der ſhwerſten Brandung findet er kein Hindernis, ſucht ſie vielmehr oft in erſichtlicher Weiſe auf und weiß allen Gefahren der anderen Walen ſo verderblichen Küſte geſchi>t zu entrinnen. Bevor die Dampfſchiffe aufkamen, war es viel leichter, dieſe Tiere zu beobachten, als gegenwärtig. Sie folgen zwar auch den Dampfern nah, doh bei weitem niht mit derſelben Furchtloſigkeit und Zudringlichkeit wie den ſtiller dahingleitenden Segelſchiffen. Gewöhnlichen Kauffahrern ſind ſie, ſo lange dieſe in der Nähe der Küſte verweilen, regelmäßige Begleiter. Zuweilen, namentlih nachts, geſellen ſie ſi< au< wohl zu den auf der Reede oder im Hafen ankernden Schiffen und umſpielen ſie eine Zeitlang ohne jeglihe Scheu.

Die Paarungszeit fällt in den Sommer und währt etwa von Funi bis Auguſt. Um dieſe Zeit ſind ſie aufs äußerſte erregt, durcheilen pfeilſchnell die Fluten, verfolgen ih wütend und jagen eifrig hinter dem Weibchen drein. Jett ſcheint es für ſie keine Gefahr mehr zu geben. Sie ſchießen im blinden Rauſche oft weit auf den Strand hinaus, rennen mit dem Kopfe an die Seitenwände der Schiffe und finden hier oder dort ihren Tod. Nach einer Tragzeit von 9 oder 10 Monaten, gewöhnli< im Mai, werfen die Weibchen ein oder zwei kleine, nur 50 cm lange und 5 kg ſ<hwere Junge, pflegen dieſelben mit der allen Walen gemeinſamen, aufopfernden Liebe, verteidigen ſie nah Kräften bei Gefahr, ſäugen und führen ſie, bis ſie das erſte Lebensjahr erreiht haben; denn ſo lange ſoll es dauern, che ſie als erwa<hſen gelten können. Die reihli<h vorhandene Milch der Weibchen ſ{<hme>t ſalzig und fiſhig. Außer den Heringen, welche zeitweilig die ausſ{ließli<he Nahrung der Braunfiſche bilden, verzehren dieſe no< Makrelen, Lachſe, andere Fiſhe und oft au< Tange; wenigſtens findet man dieſe nicht ſelten in ihrem Magen. Tote Tiere oder Fleiſchſtücke ſcheinen ſie niht zu freſſen; wenigſtens ſah Pechuel-Loeſche nie, daß diejenigen, welche er beim Umſpielen des Schiffes zu füttern verſuchte, die ihnen zugeworfenen Fleiſchſtücke erſhnappten.

Der Braunfiſch iſt das einzige Mitglied ſeiner Ordnung, welches ih bis jebt in der Gefangenſchaft geſehen habe. Fm Tiergarten zu London hat man wiederholt Verſuche angeſtellt, Braunſfiſche und andere Delphine zu halten, ein befriedigendes Ergebnis aber noh niht erlangt. Dasſelbe war leider auh bei dem Braunfiſche der Fall, von welhem ih aus eigener Erfahrung reden kann. Das Tier wurde mir im Auguſt von einem Fiſcher überbracht, welcher es am Abende vorher gefangen und die Nacht hindur<h in einer Wanne aufbewahrt hatte. Es war anſcheinend geſund und no< ſehr munter, und ich hoffte deshalb es wenigſtens einige Tage lang erhalten zu können. Unſer Wal wurde zunächſt in einem tiefen Waſſergraben ausgeſeßt und ſchwamm auch ſofort in demſelben auf und nieder. Die Oberfläche des gedahten Grabens war jedo<h gerade diht mit Waſſerlinſen bede>t, und dieſe hinderten ihn beim Atemholen ſo, daß ih es für nötig fand, ihn in einen größeren Teich zu bringen. Hier hatte er genügenden Spielraum. Er durchkreuzte das Gewäſſer nach allen Richtungen und ſchien bereits nah einer Stunde eingewohnt, wenigſtens wohl bekannt zu ſein; denn man ſah ihn in ziemlich regelmäßigem Wechſel bald hier, bald dort auftauchen, Atem holen und wieder verſhminden. Ob er den in dem Teiche befindlihen