Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

612 Dreizehnte Drdnung: Waltiere; dritte Familie: Delphine.

und gaukelt na< Behagen in deren unmittelbarer Nähe auf und nieder, bleibt jedo< immer {heu und entflieht bei dem geringſten Geräuſche. Walfänger jagen übrigens hauptſächli<h aus dem Grunde niht auf das immerhin wertvolle Tier, weil die Beluga, dank ihrer Geſchwindigkeit und Gewandtheit, Verfolgungen im offenen Meere oft zu vereiteln weiß, ihre Jagd auch viel zu viel Zeit erfordert, als daß ſie für Europäer lohnend werden könnte. Anders verhält es ſich hinſihtlih der hohnordiſchen Eingeborenen: für dieſe iſt die Beluga um ihres Thranes und Fleiſches willen der wichtigſte aller Wale. Brown ſchäßt die Anzahl der in Grönland alljährlih gefangenen Weiß- und Narwale auf 500, wovon die größere Menge auf erſtere kommt. Die meiſten fängt man mit Hilfe von Nezen, welche an den Eingängen der Fjorde und Buſen oder in den Straßen zwiſ<hen Fnjeln aufgeſtellt * werden. Ebenſo werden die Weißwale von den norwegiſchen Fangſchiſfen auf Spißbergen und Nowaja Semlja erbeutet. Genau in derſelben Weiſe verfahren die Nord- und Dſtſibirier, welche das Erſcheinen der Beluga au< aus dem Grunde mit Freuden ſehen, weil ſie die Ankunſt verſchiedener, in den ſeichten Buchten oder in den Flüſſen laihender Seefiſche, namentlih des Dorſhes, Schellfiſhes, der Schollen und Lachſe, anzuzeigen pflegt. Einzelne Völkerſchaften betraten dieſen Wal als ein in gewiſſem Grade heiliges Tier: ſo ſte>en die Samojeden Belugaſchädel auf Pfähle als Opfer für ihre Götter, während ſie den übrigen Teil der von ihnen erbeuteten Weißwale ſelbſt genießen. Die meiſten nordiſchen Völkerſchaften ſtimmen darin überein, daß das Fleiſ<h und der Spe> der Beluga ein angenehmes Nahrungsmittel iſt, und auch der alte Steller gibt ihnen hierin re<ht. Bruſtund Schwanzfinne gelten, wenn ſie gut zubereitet wurden, als ganz beſondere Le>terbiſſen. Die Haut wird getro>net und gegerbt und findet dann vielfahe Verwendung. So fertigt man auf Kamtſchatka Riemen an, welche ihrer Weichheit und Feſtigkeit wegen ſehr ge\{häßt werden. '

Die hochnordiſhen Lande ſind ebenſo unwirtlihe wie arme Landſtriche. Sie allein vermögen niht, den Menſchen zu ernähren und zu erhalten. Der Getreidebau iſt kaum der Rede wert; das tägliche Brot muß aus dem fernen, reiheren Süden eingeführt werden. Aber die Naturx behandelt die Nordländer doh nicht ſo ſtiefmütterlich, wie wir leicht glauben möchten. Was das Land ihnen verwehrt, erſeßt ihnen das Meer. Dieſes iſt der Aer, welchen der Nordländer bebaut; dieſes iſt ſeine Schaßkammer, ſein Vorratshaus, ſein Ein und Alles. Jn keinem Teile der Erde weiter iſt der Menſch ſo aus\ſ{ließli<h an das Meer gebunden wie im hohen Norden; nirgendwo iſt die Not größer als hier, wenn das Meer einmal ſeine reichen Schäße niht in gewohnter Weiſe erſchließt. Vogelfang und Fiſcherei: dieſe beiden Gewerbe ſind es, welche den Nordländer ernähren. Federmann betreibt ſie, und jedermann teilt deswegen auh die Mühen und die Sorgen, die Freuden und den Lohn, welche ſie mit ſi< bringen.

Unter allen Gaben nun, wel<he das Meer darbietet, iſt für die Nordländer keine wihtiger als die, welche es in Geſtalt eines unſerer Familie angehörigen Tieres darbietet. Der Wal welchen ih meine, iſ der Grind oder Grindwal der Färinger, Neſernak oder Niſernak der Grönländer, Shwarzwal, au<h wohl Dummkopfwal der Seeleute insgemein (Globiocephalus melas, Delphinus melas, globiceps, deductor, grampus und swinewal, Phocaena melas, Globiocephalus swinewal), Vertreter der Gattung der Nundkopfwale (Globiocephalus), deren Merkmale in dem thatſächlih faſt tugelförmigen, wie geſchwollen erſcheinenden Kopfe, den weit unten eingelenkten ſichelförmigen Bruſtfloſſen, der von der Mitte des Körpers ſi erhebenden Rü>enfloſſe und den breiten, die Oberkiefer bede>enden Zwiſchenkiefern zu ſuchen ſind. Auch abgeſehen von dem kugeligen