Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Grind. Delphin. 619

den Lucriniſhen See nah Puteoli in die Schule trug und auf dieſelbe Weiſe wieder na< Hauſe brachte. „Als der Knabe ſtarb, erſchien der Delphin noh immer am gewohnten Orte und grämte ſich bald darauf über den Verluſt ſeines Lieblinges zu Tode.“ Weiter wird gefabelt, daß im Altertume die Delphine beim Fange der Meerbarben behilflih waren, indem ſie dieſe ſharenweiſe in die Netze trieben und für dieſen Dienſt mit einem Teile der Beute und mit Brot belohnt wurden, welches in Wein getränkt war. Als ein König von Karien einen gefangenen Delphin im Hafen feſtketten ließ, erſchien eine große Anzahl der noch freien und gab durch deutliche Zeichen die Bitte kund, ihren Gefährten freizulaſſen, ſo daß der König nicht widerſtehen konnte. Plinius erzählt ganz ernſthaft, daß jüngere Delphine ſtets von einem älteren begleitet würden, welcher als Leiter oder Hofmeiſter anzuſehen wäre. Auch ſoll man Delphine geſehen haben, welche einen Toten wegtrugen, damit er niht von “anderen Fiſchen zerriſſen würde 2c. Der alte Gesner nimmt niht allein die vorſtehenden Angaben als unzweifelhafte Thatſachen gläubig hin, ſondern weiß ſie, dank ſeiner Beleſenheit, noh dur viele andere zu vervollſtändigen, vergißt auch niht zu erzählen „von der Würdigkeit der Delphinen. Der Delphin wird billih genennet und geachtet der König und Regent des Meers und Waſſers, wegen ſeiner Geſhwindigkeit, Stär>e und Liſtigkeit auß welcher Urſa die König von Fran>reih Delphinat, auch etlihe andere Fürſten und Negenten die Delphin in ihrem Wappen führen, und ſeine Geſtalt auff mancherley güldene und ſilberne Müng ſchlagen, in Gemähl, Fahnen und dergleichen führen. Es bekompt auch allezeit der erſtgebohrne Sohn des Königs in Fran>reih den Namen Delphin, welchen er auch in. ſeinem Wappen führet. Es werden auch die Delphin auff mancherley Münt der Keyſer geſchlagen, als Angusti, Tiberii, Ruffii, Domitiani, Vitellii und etlicher Griechen.

„„Ïn des Keyſers Titi Vespasiani Müng wird geſehen ein Aner mit einem umbgeſhlagenen Delphin, welches Geſchwindigkeit und Saumung, Thun und Laſſen, nah Geſtalt der Sach bedeuten ſol, dann ſonſt bedeutet es auh das Meer, Herrſhung der Waſſer, Zuneigung gegen die junge Kinder, Einbrünſtigkeit Liebe und dergleichen.“

Der Delphin vertritt mit einigen ihm ſehr nahe ſtehenden Arten eine beſondere Gattung (Delphinus). Die Merkmale der lebteren ſind folgende. Der verhältnismäßig kleine Kopf ſpit ſih nah vorn in eine ſhnabelförmig verlängerte, dem Gehirnteile an Länge gleichkommende oder noh übertreffende Schnauze zu, deren Kiefer mit außerordentlich zahlreichen, kegelförmigen und bleibenden Zähnen beſeßt ſind; die Bruſtfloſſen ſtehen ganz ſeitlich, etwa im erſten Fünftel des Leibes; die Nükenfinne erhebt ſi faſt von der Mitte der Oberſeite; die Schwanzfloſſe iſt verhältnismäßig ſehr groß und beinahe rein halbmondförmig geſtaltet.

Der Delphin, Schnabelfiſ< oder Springer, von den Franzoſen Dauphin, von den Engländern Dolphin, den Ftalienern Delfino, von den Spaniern Delfin und Tonio genannt (Delphinus delphis, Delphinus delphinus, antiquorum und yulgaris), erreiht durſchnittlih eine Länge von 2 m, welcher eine etwa 30 em hohe Rückenfinne und éine 55—60 cm lange und 15—18 cm breite Bruſtfinne entſpricht. Der verhältnismäßig kleine Kopf nimmt ungefähr den vierten Teil der ganzen Körperlänge ein und zeichnet ſih aus durch leiht gewölbte, ſanft abfallende Stirn, welche durch eine Querfurche und eine hinter derſelben befindlihe wulſtartige Erhöhung von der mittellangen, ziemlich geſtre>ten, vollkommen geraden, oben und unten flach gedrüten, ſhnabelartigen Schnauze ſehr deutlich geſchieden wird; die langgeſchlißten, herzſternigen Augen liegen in geringer Entfernung hinter und über den Mundwinkeln, das überaus kleine Ohr nahe hinter dem Auge, das Atemloch zwiſchen den Augen. Der eher gedrungene als geſtre>te, ſpindelförmige Leib iſt in der Vorderhälfte des Körpers gerundet, in der hinteren ſeitlich \ <wa<< zuſammengedrückt, die Nückenfinne ſ{hmal, hoch und ſpißig, am vorderen Rande gewölbt, am hinteren ziemlich