Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Delphin. Juia. 623

unbekannt, erfuhr er zu ſeiner niht geringen Verwunderung, daß tief im Juneren des ſüdamerikaniſchen Feſtlandes, 500 Meilen vom Atlantiſchen Weltmeere, ein großer „Fiſh“ lebe, welchen er, der Beſchreibung nah, nur als Delphin zu deuten vermochte. Leider waren die Fndianer mit dem Gebrauche der Harpune ſo wenig vertraut, daß ſie ihm das fragliche Tier nicht zu liefern vermochten. Endlich erlangte er es bei dem braſiliſhen Grenzpoſten Principe Dobeira, deſſen Soldaten ſich mit dem Fange beſchäftigten, und erhielt hierdur< Gelegenheit, es zu zeihnen und zu beſchreiben.

Inia (Inia amazonica). 116 natürl. Größe

Die Jnia, Bufeo, Bonto (Inia amazonica, Delphinus amazonicus, Inia boliviensis), Vertreter der Gattung der Langſhnauzendelphine (Inia), iſt ein zu unſerer Familie gehöriger Wal, deſſen Schnauze zu einem ſhmalen, rundlichen, ſtumpfen, ſteifbehaarten S<hnabel ſi< verlängert hat, welcher in jeder Kinnlade 66 oder 68 ſpize Zähne mit gekrümmten und kräftigen Kronen zeigt. Dex ſchlanke Leib trägt lange, am oberen Ende ausgeſhnittene und gegen die Spiße zu ſichelförmig verſhmälerte Bruſtfinnen, eine nicht lappige Schwanzfloſſe und eine ſehr niedere Fettfloſſe auf dem Nücken. Die Leibeslänge ſ<wankt zwiſhen 2—3 m; bei einem Tiere von 2 m Länge wird die Nütenfinne 40 em lang und gegen 5 cm hoch, die Bruſtfinne 41 em lang und 16 cm breit und die Shwanzſinne endli<h 47 cm breit. Das Weibchen ſoll nur halb ſo groß werden. Auf der ganzen Oberſeite iſt die Jnia blaßbläulih, auf der Unterſeite roſenrötlih gefärbt; doh gibt es mancherlei Abweichungen: man trifft manhmal durchaus rötliche und bisweilen auh ganz ſ<wärzlihe an. Neuerdings hat man mehrere verwandte Arten unterſchieden.

Soviel man bis jebt weiß, bewohnt das beahtungswerte Geſchöpf faſt alle Flüſſe Südamerikas zwiſchen dem 10. und 17. Grade ſüdlicher Breite. n dem Amazoneuſtrome und