Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

640 Dreizehnte Ordnung: Waltiere; ſe<ſte Familie: Pottwale.

Fahrzehnten mit vereinten Kräften bezwingen wollten, zerbiß und zerſ<lug er im Umſehen 9 Boote, tötete 4 Menſchen und zwang die übrigen, von der Verfolgung abzuſtehen. Fedenfalls darf man den Pottwal für den tüchtigſten oder edelſten aller Wale halten; er iſi das Urbild eines wirklichen Seeungeheuers.“

Mit den ‘ernſten Gefahren, welche der Pottwalfang zur Folge hat, ſteht der zu hoffende Gewinn, ſo groß er auc iſt, kaum im Einklange. Außer dem Spee, welcher einen ſehr guten Thran liefert, erzeugt der Pottwal no<h den Walrat und den Amber. Der Walrat, der aus den Höhlungen im Kopfe geſ<höpft wird, iſt im friſchen Zuſtande flüſſig, dur<hſichtig und faſt farblos, gerinnt in der Kälte und nimmt dann eine weiße Färbung an. Fe mehr ex gereinigt wird, um ſo mehr erhärtet und tro>net er, bis er ſ<hließli<h zu einer mehlartigen, aus kleinen Blätthen zuſammengeſeßten, perlmutterglänzenden Maſſe ſi< geſtaltet. Man verwendet ihn ebenſowohl in der Heilkunde wie zum Anfertigen von Kerzen, welche allen übrigen vorgezogen werden. Wertvoller noch iſt der Amber, über welchen man ſeit den älteſten Zeiten unendlih viel gefabelt hat: eine leihte und haltloſe, wahsartige Maſſe von ſehr verſchiedener Färbung, welche ſi fettig anfühlt, einen höchſt angenehmen Geruch beſit, dur<h Wärme ſih erweichen, in kohendem Waſſer in eine ölartige Flüſſigkeit umwandeln und bei großer Hite verflüchtigen läßt. Man verwendet ihn hauptſächlih als Räuchermittel oder miſcht ihn ſogenannten wohlrie<henden Ölen und Seifen bei. Schon die alten Römer und Araber kannten ſeine Anwendung und ſeinen Wert, und bereits bei den Griechen wurde er in der Arzneiwiſſenſchaft als krampfſtillendes, beruhigendes Mittel verwandt, hat ſih au bis zum vorigen Jahrhundert als ſolches in allen Apotheken erhalten. Lange Zeit war der Amber ein rätſelhafter Gegenſtand. Die alten Griechen betrachteten ihn ganz richtig als den Auswurfsſtoff eines Tieres; ſpäter jedoch tauchten andere Meinungen auf. Man hielt ihn bald für den Kot eines fabelhaften Vogels, welcher nur wohlriechende Kräuter freſſe, bald für ein <hwammiges Seegewächs, bald für ein Gummiharz, bald für “ umgewandelten Meeresſchaum. Erſt Boylstown erkannte im Fahre 1724 zufällig den wahren Erzeuger des koſtbaren Stoffes. Es wird erzählt, daß glü>lihe Fänger Klumpen von 925 kg aus dem Leibe großer Männchen geſchnitten hätten, und früher wurde behauptet, daß ſelbſt Klumpen von 70—75 Kg in dem Öle der betreffenden Blaſe umherſhwännnen. Häufiger als aus dem Leibe des Pottwales gewinnt man den Amber dur Auffiſchen im Meere. Daß man wirkli< Stücke von 90 kg Gewicht, 1,5 m Länge und über 0,5 m Die aufgefiſcht hat, unterliegt keinem Zweifel.

Außer dieſen Stoffen finden auh die Zähne des Pottwales Verwendung. Sie ſind zwar wie Weſtendarp mitteilt, etwas gelblih im Fnneren, doch iſt ihre Maſſe feſt und dauerhaft und wird vielfach zu Knöpfen und Spielmarken verwendet; 1 kg wird mit 5—8

tart bezahlt.