Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

Känguruhs: Allgemeines. 645

Jn der Unterordnung der Pflanzenfreſſer (Diprotodontia) finden wir jederſeits im Oberkiefer höchſtens drei Schneidezähne, im Unterkiefer immer nur einen, der ſih aber dur beſondere Länge und kräftige Entwi>kelung auszeihnet. Die Elzähne ſind gewöhnlich ilein und ſtehen in ihrer Entwi>kelung den Schneidezähnen weit nah; im Unterkiefer fehlen ſie faſt immer. Die Ba>kenzähne ſind gefur<ht oder mit ſtumpfen Höckern beſeßt.

Die Mitglieder dieſer Unterordnung, die auf das auſtraliſche Reich beſchränkt iſt, find dur<weg Frucht- oder Grasfreſſer; ſelten ſind unter ihnen kerffreſſende Arten. Sie werden in drei Familien geſondert, die Springbeutler, Kletterbeutler und Plumpbeutler, welche zuſammen 25 Gattungen und 87 Arten enthalten.

Jn der erſten Familie der Pflanzenfreſſer vereinigen wir die Springbeutler (M acropodidae), gefennzeihnet dur< ihr Gebiß und dur< ihre meiſtens ſehr eigentümliche Geſtalt. Jm oberen Kiefer finden ſih regelmäßig 3 Schneidezähne, unter denen der vordere am’ größten iſt, aber nur ausnahmsweiſe ein Ezahn, im unteren Kiefer iſt nur ein breiter, meißelförmiger Schneidezahn vorhanden und fehlt der Ezahn ſtets; außerdem zählt man 2 Lü>en- und 4 Ba>enzähne in jedem Kiefer oben und unten. Der vordere Lückenzahn geht frühzeitig verloren; ein Zahnwechſel findet bei allen Arten ſtatt. Die Springbeutler bewegen ſi, ihrem Namen entſprehend, meiſtens hüpfend vorwärts; einige Arten verſtehen es indeſſen, Bäume zu erklimmen. Fn Übereinſtimmung mit ihrer Fortbewegungsart ſind ihre Hinterbeine beträhtlih länger als die vorderen und beſißen, während dieſe alle fünf Zehen haben, durchweg nur deren vier, da die erſte Zehe, die Daumenzehe, allen Mitgliedern der Familie mit Ausnahme einer einzigen Gattung und Art (FHypsiprymnodon moschatus) fehlt. Die vierte Hinterzehe iſt ſehr groß und ſtark bekrallt; ähnlih, jedoch ſ<wächer, iſt die fünfte entwidelt, während die zweite und dritte ſehr dünn und miteinander verwachſen ſind. Der lange Shwanz iſt nur bei einer Art (Hypsiprymnodon moschatus) nat, bei allen übrigen behaart und zuweilen mehr oder weniger zum Greifen oder Wi>eln geeignet. Der Magen iſt ſa>förmig, ein Blinddarm vorhanden; der Beutel groß und nah vorn geöffnet.

Der Einteilung der Beuteltiere von Thomas folgend, verteilen wir die 12 Gattungen und 59 Arten der Familie, deren Verbreitungsfreis der der Unterordnung iſt, auf 3 Unterfamilien, die wir als Känguruhs, Känguruhratten und Greiffußhüpfer unterſcheiden.

Die Unterfamilie der Känguruhs (M acropodinae) enthält neben den Rieſen der ganzen Ordnung auch kaninchengroße Tiere, aber durchweg höchſt auffallend geſtaltete Ge[höpfe. Der Leib der Känguruhs nimmt von vorn nach hinten an Umfang zu; denn der entwi>eltſte Teil des Körpers iſt die Lendengegend, wegen der in merkwürdigem Grade verſtärkten Hinterglieder. Dieſen gegenüber ſind Kopf und Bruſt ungemein verſ <mä<tigt. Der Hinterteil des Leibes vermittelt faſt aus\{ließli<h die Bewegung des Känguruhs, und ſomit iſt ſeine Entwickelung erklärlich. Das Känguruh vermag ſeine ſhwachen Vorderbeine nur in ſehr untergeordneter Weiſe zum Fortbewegen und zum Ergreifen der Nahrung zu benuten, während die ſehr verlängerten Hinterläufe und der mächtige Schwanz ihm eine ſatzweiſe Bewegung mögli machen. Hinterbeine und Schwanz ſind unbedingt das Bezeichnendſte an: ganzen Tiere. Die Läuſe haben ſtarke Schenkel, lange Schienbeine und unverhältnismäßig