Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

646 Vierzehnte Drdnung: Beuteltiere; erſte Familie: Springbeutler.

verlängerte Fußwurzeln mit ſtarken und langen Zehen, von denen die vierte einen gewaltigen hufartigen Nagel trägt. Die Anzahl der Zehen beträgt hier, weil der Daumen fehlt, nux vier. Der Schwanz iſt verhältnismäßig di>er und länger als bei jedem anderen Säugetiere und äußerſt muskelkräftig. Jm Vergleiche zu dieſen Gliedern ſinken die vorderen zu ſtummelhaften Greiſwerkzeugen herab, obwohl hiermit keineswegs geſagt ſein ſoll, daß ſie au< hinſihilih ihrer Beweglichkeit verkümmert wären. Die Vorderfüße des Känguruhs, welche fünf mit runden, mäßig und unter ſich gleih entwi>elten Nägeln bekrallte Zehen haben, werden von dem Tiere handartig gebraucht. Der Kopf erſcheint als ein Mittelding zwiſchen dem eines Hirſches und dem eines Haſen.

Auſtralien und ſeine Nachbarinſeln ſind die Heimat der Känguruhs; die weiten grasreihen Ebenen inmitten des Erdteiles bilden ihre bevorzugten Aufenthalts3orte. Einige Arten ziehen buſ{hreiche Gegenden, andere felſige Gebirge den partähnlihen Grasflächen vor, no< andere haben ſi< zu ihrem Aufenthalte undurcdringliche Dikichte erforen, in denen ſie ſi erſt dur< Abbrechen von Äſten und Zweigen Laufgänge bereiten müſſen, oder leben, ſo unglaublich dies auh ſcheinen mag, auf den Felſen und Bäumen ſelbſt. Die meiſten Arten treiben bei Tage ihr Weſen; die kleineren dagegen ſind Nachttiere, welche ſi< bei Tage in ſeichten Vertiefungen verbergen und zu ihnen zurü>zukehren pflegen. Einzelne bewohnen au< Felſenklüfte, die ſie regelmäßig wiederfinden, wenn ſie auf Äſung ausgegangen waren.

Jn den meiſten Gegenden Auſtraliens, wel<he von Europäern beſiedelt wurden, hat man die Känguruhs zu-

LL rüd>gedrängt. „Schon gegenwärtig“, ere zählt vor geraumer Zeit der „alte BuſchGerippe des Känguruhs. (Aus dem Berliner anatom. Muſeumz Mann“, ein ungenannter, aber zuverläſſiger Beobachter, „ſieht man im Umkreiſe von 80 Meilen um Melbourne kaum ein einziges Känguruh mehr. Die Tiere ſind der zwe>- und rü>ſihtsloſen Verfolgung der Anſiedler bereits erlegen. Häufig finden ſie ſih überall wo der Europäer ſi< noh nicht feſtgeſeßt hat. Jh meinesteils traf ſie in Port Philipp in ſo großer Anzahl an, daß ih mit meiner Reiſegeſellſchaft während unſeres zweijährigen Aufenthaltes über 2000 Stück erlegen konnte. Die Beſchaffenheit des Landes begünſtigt ſie hier ungemein. Große zuſammenhängende Waldungen wechſeln mit weiten Ebenen, und ſolhe Gegenden ſind es, welche den Känguruhs alles zu ihrem Leben Erforderliche bieten. Häufiger mögen ſie im Jnneren des Landes ſein; mir wenigſtens iſt es wahr[heinlih, daß ſie von dort aus nah der Küſte hin ſi< verbreiten. „hre liebſten Weideplätze ſind grasreihe Ebenen, welche von buſchigen Waldungen umgeben werden oder ſolche umſchließen. Fm Sommer bevorzugen ſie feuchte, im Winter